Langsam kehrt bei uns wieder so etwas wie Alltagstrott ein. Christoph wühlt sich durch mehrere tausend Bilder und arbeitet wie ein Besessener am Diavortrag – und er macht es echt gut, bis auf ein paar kleine Hacker und Ecken sieht es jetzt wirklich schon recht professionell aus (ich glaube ja, dass er niemals total zufrieden ist). Ein bisschen muss aber hier und da noch geschliffen werden z.B. dauert der Vortrag noch zu lange – zwei Stunden sind einfach niemanden zumutbar. Wahrscheinlich werden wir ihn auf zwei Teile zerstückeln und so ist es dann sicher erträglicher. Abgesehen davon fehlt noch die musikalische Untermalung. Unsere ganze Musik liegt ja noch sicher und trocken an Bord, aber wozu gibt es denn Freunde und das Internet? Da findet sich schon noch was. Was meine Wenigkeit betrifft, ich bin unter die Weihnachtsamnestie gefallen und wurde doch noch am Heiligabend aus dem Spital entlassen. Nachdem bei der zweiten Untersuchung keine grässlichen Tierchen mehr festgestellt wurden und ich auch sonst keine großartigen Beschwerden mehr habe, konnte man auf meine weitere Anwesenheit verzichten. So haben wir uns durch die Weihnachtszeit geschlemmt. Zuerst haben uns die beiden Mütter bekocht und dann sind wir unter den Freunden weitergereicht worden. Unsere Küche ist da ziemlich kalt geblieben. Für die schlanke Linie war dies natürlich nicht zuträglich, speziell wenn die Mütter und Freunde so gut kochen und wir zwei richtige Feinspitze und Genießer sind. Nur gut das ich mich Ende Jänner für vier Wochen auf Reha vertschüss und Christoph alleine herumwirtschaften lasse. Hoffentlich darf ich dort auch unauffällig ein paar meiner überflüssigen Kilos liegen lassen. Im März gebe ich mir dann nochmals den großen Ärztemarathon, denn dann werde ich nochmals komplett durchgecheckt und meine Innereien betrachtet und dann wird hoffentlich im großen Abschlussbericht der endgültige Tod meiner Mitbewohner und meine vorläufige Freigabe in die Freiheit festgehalten – schließlich stirbt die Hoffnung zuletzt!
Mi. 15.01.2014 – wieder im Alltag
24.12.2013 – Weihnachtsgrüße
Noch immer bin ich in den Fittichen der Medizin gefangen und darf die Feiertage höchstwahrscheinlich im Kreise der Ärzte und Schwestern des SMZ-Ost verbringen – so wie man sich eben besinnliche Weihnachten vorstellt.
Seit drei Wochen werde ich nun schon durchleuchtet, besichtigt, gepikst und getestet und den Damen und Herren Doktoren gebe ich ordentlich was zu knabbern, denn meine Symptome sind nicht richtig typisch für einen Tauchunfall oder Schlaganfall. Tagelang brüten die Gelehrten über meinen Untersuchungsergebnissen und die Hygieneabteilung und Bakteriologie hat mein Blut und Liquor auf alles Mögliche und Exotische untersucht und siehe da, sie haben am letzten Freitag einen seltenen Parasiten in meiner Gehirnflüssigkeit gefunden. Ist zwar nicht angenehm zu wissen, dass da gefährliche Amöben in mir herumgeistern, aber nun kristallisiert sich hoffentlich ein Heilungsweg heraus. Um Erfahrungswerte auszutauschen werden aber auch noch international die Kollegen konsultiert (weltweit gibt es nämlich nur ein paar hundert dokumentierte Fälle) was sich natürlich so kurz vor Weihnachten etwas schwierig gestaltet – tja, ich bin halt immer für Überraschungen gut.
Christoph hat nur gemeint, man sollte auf der “Großwildjagd“ den Wirt möglichst nicht umbringen, denn er hat sich schon so sehr an mich gewöhnt. Wenn Charly (jeder Mitbewohner hat schließlich einen Namen) mich bisher nicht umgebracht hat, sind meine Überlebens- und Heilungschancen aber relativ groß, es dauert halt nur seine Zeit. Bevor mich der Lagerkoller ganz übermannt hat, bin ich das letzte Wochenende auf Revers ausgebüchst und habe nach fast vier Jahren erstmals wieder unsere Wohnung betreten. Es war einfach herrlich mal durch einen großen Supermarkt zu schlendern, vom Cobenzl aus Wien zu betrachten oder ein weihnachtliches Konzert zu hören
– all das hatten wir die letzen Jahre nicht und es hat mich gestärkt für das was mich die nächsten Wochen erwarten wird. Montag bin ich mit frischer Kraft und neuem Mut wieder auf der Matte der neurologischen Abteilung gestanden und hoffe nun psychisch den Schleudergang der Medizin zu überstehen. Zum Glück besuchen mich relativ viele Freunde und verschönen mir damit den tristen Krankenhausaufenthalt.
Erst jetzt gewährt mir mein heißgeliebter Ehemann volle Einsicht in das Ausmaß der ganzen Misere. Bisher hat es meistens nur geheißen: „kümmer dich nicht drum, schau nur das du wieder ganz gesund wirst, den Rest erledige ich“ – ist zwar sehr angenehm, aber befriedigt meine Neugierde nicht. Ich möchte mich nochmals bei allen für die Hilfsbereitschaft bedanken, die wir von allen Seiten zuteil geworden ist.
Es war schier unglaublich, das hat angefangen beim Honorarkonsul in Honiara, Hr. Gerald Stenzel über die Mitarbeiter in der Botschaft in Canberra, die relativ rasch und unbürokratisch eine Zahlungsgarantie für den Medi-flight übernommen hätten (den wir dann zum Glück nicht gebraucht haben) über unsere Freunde und Eltern, die sich unglaublich engagiert haben. Ebenso die vielen guten Ratschläge und medizinischen Tipps und Prognosen, aus denen wir wählen konnten (nicht böse sein, aber wir konnten nicht alle befolgen). Zu guter letzt die vielen Freunde und Leser die sofort finanziell geholfen haben, ohne viel nachzufragen. WIR DANKEN EUCH ALLEN !!!!!! und werden euch bei Zeiten (nach meiner Krankenhausentlassung) für ein gemütliches Zusammentreffen einladen. Bis dahin wünschen wir besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins Jahr 2014!
Do. 05.12.2013 – Lebenszeichen
Es tut mir leid, dass der erste Bericht etwas gedauert hat, aber ich lebe doch noch! Genau vor einer Woche sind wir Vormittags endlich nach drei Tagen Flug in Wien gelandet. Da wir ja direkt aus den Tropen gekommen sind, hatten wir nur T-Shirt, kurze Hose und Flip Flops an. Gleich beim Zoll hat eine wohlmeinende Seele gemeint “da wird euch aber huschi werden“ – spätestens da war uns klar, dass wir nun auf der Nordhalbkugel sind und gerade in die kalte Jahreszeit geraten sind.
Wir wurden schon sehnsüchtigst von unseren Eltern erwartet, die mit warmen Sachen vor der Sperre gestanden sind und uns in Freudentränen ertränkt haben. Unverzüglich ging es ab ins SMZ-Ost, wo wir schon in der Notaufnahme von Frau Dr. Karin Bauer erwartet wurden. Rucki zucki war ich durchgecheckt, ein CT und ein Ultraschall gemacht und das Blut für eine Erstuntersuchung abgezapft – es konnte jedoch nichts auffälliges entdeckt werden und so wurde ich stationär aufgenommen um rasch weitere Untersuchungen durchführen zu können. Schon am nächsten Tag haben sie mich ins MRT gesteckt und siehe da man konnte kleine geschädigte Bereiche im Hirn entdecken (Christoph hat immer behauptet, dass bei mir der Wurm drin ist – nun haben wir den Beweis mit den “Wurmlöchern“). Die ursprüngliche Ursache jedoch war leider nach 19 Tagen nicht mehr feststellbar, also wird nach dem Ausschließungsverfahren nun jede Möglichkeit untersucht. Zu wissen was der Grund war, ist natürlich für uns sehr wichtig, denn nur wenn ich ein Problem kenne, kann ich mich darauf einstellen und dies entscheidet letztendlich, ob wir weiterfahren können oder nicht.
Am Wochenende werden natürlich keine Untersuchungen durchgeführt – sehr gut, denn es kamen eine Menge Freunde und Verwandte zu Besuch, denn jeder freut sich uns mehr oder minder wohlbehalten wiederzusehen. Da es mir eigentlich schon wieder ganz gut geht bis auf kleine motorische Defizite, würde mir ohnehin sehr bald die Decke auf den Kopf fallen. Aber bevor wir nicht wissen was der Auslöser war, muss ich eben hier bleiben. Am Montag ist die Hygiene-Abteilung auf den Plan getreten und hat unsere Lebensumstände der letzten Jahre durchleuchtet und mein Blut auf alle möglichen tropischen und exotischen Krankheitserreger untersucht. Um ganz sicher zu gehen waren die Ärzte der Meinung, dass eine Lumbalpunktion notwendig ist um Rückenmarksflüssigkeit zu entnehmen, worauf ich am Dienstag einen Kreuzstich bekam. Seit diesem Eingriff kann ich mich kaum bewegen und habe ziemliche Schmerzen, aber auch das werde ich überstehen! Wie geht es jetzt weiter? Erst mal warten wir auf die Ergebnisse und dann werden wir sehen ob wir weitersegeln können oder nicht, wenn nicht müssen wir (oder Christoph) natürlich trotzdem zurück um unser Schiff irgendwo hinzubringen, wo es länger stehen oder aber notfalls verkauft werden kann. Da wir jetzt sowieso mindestens die nächsten vier Monate hier in Österreich verbringen, wird in der Zwischenzeit mal eine Diashow vorbereitet um mit unseren Freunden unsere Erlebnisse zu teilen und ein bisschen die Bordkasse wieder aufzufüllen.
PS.: Ich habe heute Buchstaben-Suppe gegessen, damit mir das Schreiben leichter fällt!
Zurück nach Wien
Liebe Freunde,
25.11.2013 / 23.09 Uhr: Babsi und Christoph befinden sich quasi auf der anderen Seite der Erde. In wenigen Stunden startet der lange Weg zurück nach Wien.
Zuerst fliegen die beiden nach Brisbane, am nächsten Tag über Singapore nach Istanbul und schließlich nach Wien, wo sie am 28.11. am späten Vormittag eintreffen und direkt zum Check ins Krankenhaus gebracht werden.
Soweit möglich werden wir euch auf dem Laufenden halten.
Daumen drücken, dass nichts schief geht!
26.11.2013 / 09.47 Uhr:
Die beiden sind in Brisbane / Australien gelandet!
In etwa sieben Stunden geht es weiter.
27.11.2013 / 11.07 Uhr:
Hallo ihr,
wir sind gerade gut in Singapore angekommen, der Flug war zwar anstrengend, aber wir hatten einen 2er-Platz und somit genug Bewegungsfreiheit. Zum Glück fliegen wir in bereits 6 Stunden weiter, sonst wäre ich sehr versucht diese riesige und faszinierende Stadt zu erkunden (es hat draußen 35 Grad schwüle Kälte) Alles in bester Ordnung!
Liebe Grüße
Babsi und Christoph
28.11.2013 / 16.12 Uhr:
AUFATMEN!
Bis jetzt ist alles gut gegangen. Erschöpft nach 2,5 Tagen Rückreise, aber ohne gröbere Schwierigkeiten sind Babsi und Christoph in Wien gelandet und Babsi ist auch bereits im Krankenhaus eingecheckt.
Am Weg der Besserung
Seit Babsi wieder zu sich gekommen ist, macht sie täglich gewaltige Fortschritte. Am Anfang lag sie noch mit Windeln im Bett, hat für jedes Wort eine halbe Ewigkeit gebraucht und tat sich sehr schwer sich zu konzentrieren. Innerhalb von nur wenigen Tagen konnte sie wieder, erst mit einem Gehwagen und jetzt schon alleine, gehen.
Dies hat natürlich zur Folge, dass sie auch selbstständig auf´s WC und unter die Dusche kann – ihr innigster Wunsch und ein tolles Erfolgserlebnis. Die Worte kommen ihr schon sehr flüssig über die Lippen, selbst E-Mails kann sie schon beantworten, wenn auch sehr langsam, auch ihr Blutdruck hat sich soweit stabilisiert. Es wird für mich immer schwerer sie ruhig zu halten, da der ihr eigene Tatendrang wieder hergestellt ist. Im Augenblick hat Babsi noch Probleme mit der Feinmotorik und tut sich schwer sich auf eins zu konzentrieren, aber ich hoffe und gehe davon aus, dass wir das in weiterer Folge in den Griff bekommen.
Den Fortschritten Rechnung tragend und da das Krankenhaus ziemlich überfüllt ist, haben die Ärzte sie heute aus dem Krankenhaus entlassen und so sind wir sind in ein Hotel gezogen, wo sie sich weiter erholen kann. Wir pilgern zwar täglich in das Krankenhaus zur Untersuchung und zur Physiotherapie, aber trotzdem ein weiteres Erfolgserlebnis für uns beide. Jetzt werden wir ihr weiter Zeit zur Erholung geben und uns langsam überlegen, wie wir zurück nach Österreich kommen. Ziemlich sicher ist, dass Babsi keinen teuren Ambulanzflug benötigt, aber in einem durch – von Honiara nach Wien – ist auch für einen gesunden Körper eine Tortur. Insofern planen wir daher bereits, wie wir die halbe Welt am schonensten fliegend umkreisen.
An dieser Stelle möchten wir allen danken, die uns Kommentare mit guten Wünschen, guten Tipps oder anderem gesendet haben und noch mehr denen, die uns mit Spenden unterstützt haben.
Aufgrund der Fülle waren wir bisher noch nicht in der Lage, diese zu beantworten, werden wir aber noch, Babsi braucht sowieso Fingerübungen.
Neuigkeiten von Babsi
Zuallererst herzlichen Dank für die vielen Rückmeldungen, Genesungswünsche und die Spenden.
Ein erstes Update zur oftmals gestellten Frage: Wie geht es Babsi?
Barbara geht es schon viel besser, sie kann schon verständlich reden und mit dem Rollator herumgehen. Angesicht der einen Woche im Krankenhaus kann man das als „kleines Wunder“ bezeichnen. Voraussichtlich wird in 1 – 2 Wochen entschieden werden, ob sie für einen Flug tauglich ist.
Wohin es dann geht, können wir aktuell noch nicht ansatzweise sagen.
Mittlerweile ist eine rührende Hilfsaktion angelaufen und wir danken allen an dieser Stelle unendlich!!!
Berichte:
Kronen Zeitung: Printausgabe vom 19.11.2013 (scan folgt)
Ausführlicher Bericht von La Gitana, die Helfer vor Ort –> www.seezigeuner.de
Danke den Seenomaden, die spontan eine Hilfsaktion gestartet haben –> Homepage der Seenomaden
Schwerer Unfall von Babsi
Am letzten Wochenende ist Babsi ca. 1h nach einem Tauchgang in einen wachkomaartigen Zustand verfallen. Zuerst wurde sie mit dem Schiff in das Krankenhaus von Gizo gebracht. Dort konnte jedoch mangels Einrichtung nur eine sehr vage Diagnose gestellt werden. Da natürlich ein Dekounfall trotz untypischer Symptome nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde sie mit einem Helikopter nach Honiara gebracht, wo es eine sehr simple Druckkammer gibt. Aufgrund der untypischen Symptome und ihrem mehr als hohem Blutdruck wurde diese Behandlung jedoch nicht durchgeführt. Anschließend wurde sie ins Krankenhaus von Honiara gebracht. Das Krankenhaus ist in Summe etwa so ausgestattet wie bei uns eine bessere Arztpraxis und die Angehörigen schlafen neben den Patienten. Die einzige Medizin, die Babsi bekommen hat, war Zucker-Salzlösung sowie blutdrucksenkende Tabletten, es war nahezu unmöglich diese einer wachkomatösen Person einzuflößen. Da zur eindeutigen Diagnose eine Tomographie unerlässlich ist, wurde an einem Flug nach Australien gearbeitet. Dieses Unternehmen war jedoch schwieriger als erwartet, da grundsätzlich von einer Versicherung ausgegangen wird und kein Handgriff erfolgt, ohne dass das Geld am Konto der Transportfirma eingelangt ist.
Ein MediVac Flug nach Australien beispielsweise kostet rund 40.000,-€ das Bereitstellen und Überweisen dieses Betrages in 24h war, zu mindestens für uns, nicht realisierbar. Vielleicht war das alles auch gut so, da sich Babsis Zustand jetzt nach rund vier Tagen zu verbessern beginnt. Am Anfang kann man nur ein Lächeln erahnen, jedoch nach bereits weiteren 24h kann man mit ihr wieder kommunizieren. Mittlerweile hat sie keine Schläuche mehr in sich, isst Fisch und Eiscreme und kann sich bereits selbst aufsetzen!
Das ist einer der glücklichsten Tage in meinem Leben, wenn einem der Mensch, mit dem man bereits sein halbes Leben verbracht hat, wieder erkennt!
An eine Weiterführung der Weltumsegelung ist damit nicht mehr zu denken. Das Ziel ist es, Babsi ehestmöglich nach Österreich zu bringen. Allerdings wird das noch einige Zeit dauern. Die Ärzte haben aufgrund der neuen Lage folgende Empfehlung abgegeben:
Da Fliegen immer ein Risiko ist, wäre es besser für sie, erst mal hier zu bleiben und zu warten (ca. 1 Woche). Anschließend ist ein normaler Flug nach Brisban und eine ambulante Untersuchung am CT notwendig. Danach und vorausgesetzt, dass alles in Ordnung ist, kann man an eine Rückreise nach Österreich denken. Ein Direktflug nach OE wird nicht empfohlen! (Aussage von drei unabhängigen Ärzten!)
Da wir leider auf eine entsprechende Rückholversicherung verzichtet haben, ist das alles mit enormen Kosten verbunden. Bis jetzt sind für Transport, Krankenhaus, …. etwa 9000,- Euro angefallen und wir sind gerade mal 400km vom Unglücksort entfernt). Die tatsächlichen Kosten am Ende sind in keiner Weise abschätzbar, so würde zum Beispiel ein entsprechender Flug nach Österreich mit ca. 200.000€ oder ein Tag in der Intensivstation in Australien mit rund 8.000€ zu Buche schlagen.
Wie es mit unseren Plänen jetzt weitergeht wissen wir noch nicht, fest steht, dass schon aus finanziellen Gründen eine Weiterfahrt unmöglich ist. Was wir jetzt mit unserer Taurus machen steht auch noch in den Sternen.
Insofern möchte ich noch den vielen Menschen danken, die uns bisher tatkräftigst unterstützt haben, allen voran der Crew von SY-La Gitana, welche von Anfang an maßgebend an der bisherigen Organisation vor Ort beteiligt war, als ich eigentlich noch ziemlich unter Schock stand – und sich anschließend um unsere Taurus gekümmert hat. Und natürlich unseren Eltern, welche von daheim alles in Bewegung setzten. Außerdem den vielen Freunden von daheim oder unterwegs, welche sofort und ohne Fragen uns eine finanzielle Unterstützung anboten. Und nicht zu vergessen den Leuten, die uns spontan etwas gespendet haben, um zu mindestens diesen Druck etwas abzumildern.
Natürlich sind wir in dieser Ausnahmesituation auch weiterhin für jegliche Art der Unterstützung dankbar.
Vielen, vielen Dank!!!
Christoph Einspieler
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Natürlich kann und soll die Kommentarmöglichkeit genützt werden. Um Christoph und Babsi nun entsprechend Zeit und Ruhe zu geben, bitten sie aber alle Ideen und Vorschläge zur Unterstützung in den nächsten Wochen an admin@sytaurus.com zu schicken.
Herzlichen Dank!
Johhannes Bernreiter
Marianne (Christoph´s Mama) & Alex
Langsam bewegen wir uns Richtung Norden und unser nächster Stopp ist auf Buena Vista Island in der Hanesavo Bay, wo wir direkt hinter der Riffkante ruhig wie in einem See stehen und vor uns sich die Wellen brechen – ok, man ankert auf 33m Wassertiefe, aber wir haben ja einen schweren Anker und eine lange Kette und somit kein Problem damit.
Ganz ungewöhnlich, dass man die Kanus hier heranwinken muss um mit ihnen in Kontakt zu kommen. Normalerweise sind sie Leute sehr neugierig und kommen sobald man geankert hat um zu fragen wo man herkommt und ob man Gemüse braucht, denn hier ist es unglaublich wichtig für die Leute, dass niemand hungrig ist. Am frühen Morgen schaukelt das Schiff, aber nicht von den Wellen sondern wir haben mal wieder ein kräftiges Seebeben – sind es ja langsam gewohnt. Seit Vanuatu bewegen wir uns im “Ring of fire“ und da wackelt es nicht nur an Land sondern auch immer wieder deutlich spürbar im Wasser. Dieses Beben hatte Stärke 7 und war nur 80km entfernt, also geradezu unter uns.
Eigentlich wollten wir ja noch ein bisschen hier bleiben und am Flugzeugwrack sowie der Steilwand tauchen gehen, aber es soll nicht sein. Endlich haben wir mal schönen Raumwind und den müssen wir ausnützen um in einer Nachtfahrt in die Western Province zu kommen. Schweren Herzens trennen wir uns von diesem ruhigen Plätzchen, denn wir wissen wenn wir in die Marovo Lagune kommen werden wir wieder von Kanus umlagert sein, denn dort sind die besten Schnitzer der Salomonen zu Hause. Wir fahren knapp nach Sonnenaufgang durch die Mbili Passage und sogar da winken uns schon die Leute vom aus Dorf zu.
Kaum das unser Anker hinter Toatelafe Island gefallen ist, kommen schon die Ersten angerudert. Wir erklären ihnen, dass wir die Nacht durchgefahren sind und erstmal schlafen wollen. Sie sollen doch bitte auch den Anderen ausrichten, uns bitte erst gegen Mittag zu stören. Es dauert keine halbe Stunde klopft es schon wieder an der Bordwand. Sich taub stellen bringt nicht viel, denn die Leute hier haben eine Ausdauer die nervenzerfetzend ist. Sie klopfen alle 30 Sekunden und dazwischen pfeifen sie in den höchsten Tönen. Auch wenn man hartnäckig ist, nach spätestens 20 Minuten geht man genervt raus.
Volker und Michaela (La Gitana) haben sich Schilder in Pijin an die Seiten mit den Tradinghours gehängt – sorgt für Erheiterung, aber nützt nicht viel die Kanus kommen trotzdem. Wir machen es jetzt meistens so, dass wir die Händler auf dem ersten Schiff seine Waren ausbreiten lassen und die andere Crew einfach dazukommt. Hat den Vorteil, dass sich das Business und die dazugehörigen Verhandlungen etwas auf beide Schiffe aufteilt. Meistens wollen die Verkäufer eine Hälfte Geld und den Rest in Naturalien. Für uns etwas nervig, da zuerst der Preis ausgehandelt wird und man dann all seine Tauschsachen ausräumen darf und sie anschließend stundenlang goutieren.
Es ist nicht so, dass wenn man glaubt handelseinig zu sein, dass es dann auch so ist – nein, dann wird nachgebessert und noch mehr gefordert. So zieht es sich manchmal über Stunden hin. Mich nervt das und irgendwann merken sogar sie dann meine Verärgerung. Den größten Fehler haben wir gemacht, als wir ihnen unsere Zigaretten präsentiert haben. Da haben sie sich fast geprügelt und wir sind sie gar nicht mehr los geworden, denn rauchen ist hier eine regelrechte Sucht (außer bei den SDA`s (Seven Days Adventist), denen ist jedes Suchtmittel verboten – Kaffee, Tee, Zigaretten, Alkohol, Bier, Betelnuß,…, aber es gibt genug Abtrünnige) und außerdem können sie Zigaretten gut weiterverkaufen.
Für uns ein Vorteil, wir haben dadurch wirklich nette Schnitzereien zu einem guten Tauschwert bekommen, aber viel mehr als wir eigentlich wollten. Wenn wir schon mal da sind, fahren wir auch nach Telina und besuchen Rocky und John Wayne, die bekanntesten Schnitzer in dieser Region. Ob es jetzt Glück ist oder nicht, aber gerade ist der Chief gestorben und alle sind beim Begräbnis. So ist die Invasion der Kanus nicht zu geballt. Nur zirka 10 Kanus mit Kindern kommen zur Begrüßung und hoffen auf Süßigkeiten. Bei so vielen Kindern kann man nichtmehr jedem was geben und so sind wir dazu übergegangen, nurmehr denen etwas zu geben die Obst und Gemüse zum Tauschen mitbringen und da dann eher Hefte und Bleistifte (so schlechte Zähne wie hier haben wir sonst noch irgendwo gesehen).
Wir fahren gegen Mittag an Land und lassen uns direkt die Werke von den jeweiligen Künstlern zeigen. Beide Schiffe sind wir auf der Suche nach einem schönen Nguzunguzus (spricht man Noozoo-Noozoo aus), dies ist ein geschnitzter Kopf der auf das Kanu montiert wird und anzeigt ob die Männer im kriegerischer oder friedlicher Absicht kommen. Natürlich kommen anschließend alle anderen auch noch zu unseren Schiffen und die ganze Feilscherei geht von vorne los. Nach einem Tag flüchten wir genervt, aber es wird nicht besser.
In Rendova versuchen wir in der Nähe des Dorfes zu ankern, da dort ein Flugzeugwrack am Grund liegt. Es ist noch nicht einmal der Anker unten, umlagern uns schon 17 Kanus und es kommen noch mehr. Jeremias hängt sofort an der Bordwand und erklärt uns, das er der Chief ist und wir ihm 50 S$ und Zucker geben sollen.
Daneben steht Edward und will auch was für sich haben, so geht es weiter. Fluchtartig holen wir den Anker wieder rauf und legen uns 1,5 Seemeilen weiter westlich in die Bucht. Da sind dann nurmehr die Härtesten die kommen, aber es sind noch immer genug. Am nächsten Morgen geht es dann mit dem Dinghy durch die ganze Bucht zurück zum Wrack. Es ist erstaunlich wie schnell die Korallen alles überwuchern, nur 70 Jahre unter Wasser und schon zum lebenden Riff geworden. Da hier kaum jemand hinkommt ist das Wrack noch vollständig und Christoph hat es sich natürlich nicht nehmen lassen ins Cockpit einzusteigen.
Irgendwo hier in den Mangroven lebt auch ein Krokodil, aber es soll bisher nur Hunde und noch keine Menschen attackiert haben – na wie beruhigend. Sollte es sich jedoch mal an einem Schwein vergreifen wird es gnadenlos gejagt und eliminiert, da sieht man wieder mal die Prioritäten. Am Rückweg zu unseren Schiffen sehen wir einen kapitalen Tigerhai von gut 3m gerade einen Fisch verputzen, unsere Motivation mal kurz zu ihm ins Wasser zu springen hält sich jedoch in Grenzen. Nach diesen doch etwas “lebhafteren“ Ankerplätzen bleiben wir nun ein paar Tage in einsamen unbewohnten Buchten stehen, was jedoch nicht heißt das es dort noch viele Fische gibt, denn gefischt wird überall und jede noch so kleine Sprotte wird herausgeholt.
Auch die großen asiatischen Trawler holen sich hier ihre Köder für die Thunfischjagd. So ist es kein Wunder das wir bisher noch keinen Fisch an der Angel hatten und auch beim schnorcheln jeder Riffbewohner sofort Reißaus nimmt (was nicht mit uns zusammen hängt – ihr Lästermäuler!). Weiter geht es dann durch die wunderschöne von tiefblau bis ins hellste türkis changierende Vonavona Lagune. Langsam und nur mit bester Sicht schlängeln wir uns durch das Riffgewirr. Rund um uns hunderte kleine Inseln, die weißen Korallen- und Felssäume konkurrieren mit den Grünschattierungen der Vegetation – ohne Sonnenbrille haut es einem da fast die Augen ein. In der Nähe von Snake Island suchen wir dann ein weiteres WWII-Flugzeugwrack.
Eine ungefähre Position haben wir ja und so schnorcheln wir zuerst mal die Stelle ab. Einen ganzen Tag lang finden wir das verd… Ding nicht. Na gut dann eben nicht – morgen geht es eben weiter. Vor 7 Uhr morgens klopft es bereits an der Bordwand. Mich in der Früh so aufzuwecken ist seee..hr schlecht, denn meine Laune ist dann entsprechend. Zwei Jungs sind aus dem benachbarten Dorf gekommen und wollen uns ihre Schnitzereien zeigen. Nach längerer Diskussion lassen wir sie doch an Bord, weil sie uns einfach leid tun. Volker und Michaela von La Gitana kommen dann auch noch dazu und nützen die Chance das die Jungs nicht auch noch ihr Schiff heimsuchen.
Obwohl wir nun wirklich schon genug Schnitzereien an Bord haben, tauschen wir doch noch einen Kesoko (Fischgott) und eine kleine Schildkröte aus Stein. Am liebsten würden sie all die Sachen die wir ihnen zeigen haben, denn sie haben kaum Geld um sich diese Dinge zu kaufen (wenn sie sie überhaupt hier bekommen). In den letzten Jahren kommen immer weniger Segler in die Salomonen, sie sind jedoch für die Bewohner der Inseln oft die einzige Möglichkeit an Geld oder Güter ranzukommen. Unser Deal beinhaltet jedoch auch, dass sie uns zeigen wo dieses blöde Wrack liegt.
Naja, ganz so falsch waren wir ja nicht, nur ca. 10m daneben – wir sind eben Blindschleichen. Ob sich der ganze Aufwand ausgezahlt hat, dafür dass wir dann ca. 20 Minuten um das Wrack getaucht sind – man hat ja sonst kein Vergnügen. Danach sind wir doch noch Richtung Gizo aufgebrochen, denn die Schapps und Kühlschränke werden langsam leer.
Beim kühlen Bierchen im Yachtclub von Honiara sitzend, sieht man ein paar Meilen entfernt im Norden eine imposante Inselgruppe – die Nggela Islands oder auch Florida Islands. Wir haben (oder mehr er hat uns gefunden) John Ruka kennengelernt. Er ist der Chief der Roderick Bay in eben dieser Inselgruppe. Eigentlich wollten wir ja nicht dort hin, da vor nicht allzu langer Zeit relativ in der Nähe, in Tulagi, ein paar Yachten in der Nacht ausgeraubt und bedroht wurden. Es ist eben nicht witzig wenn in der Früh der versperrte Außenborder fehlt, die Großschot um ein paar Meter kürzer ist oder die angeketteten Benzinkanister angebohrt und leer sind. Es sind immer nur sehr vereinzelte schwarze Schafe, aber die schaffen es mit solchen Aktionen den Yachttourismus für die nächsten paar Jahre in dieser Region zum Erliegen zu bringen.
John und seine drei Söhne (John jr., Joseph u. Robert) haben die Zeichen der Zeit erkannt und sind bemüht in ihrer Bucht einen Yachtclub aufzubauen. Bereits drei Moorings sind ausgelegt (bzw. haben es andere Yachten für sie getan) und sie versprechen auch in der Nacht ein Auge auf unsere Schiffe zu haben. Warum nicht – so ist unser nächstes Ziel eben Roderick Bay in der Sandfly Passage. Schon die Einfahrt in diesen Pass ist gigantisch, umrahmt von hohen Felstürmen schieben wir uns mit drei Knoten Strömung (je nach Gezeit mit oder gegen einem) durch das tiefblaue Wasser und über uns schwebt ein Weißkopf-Seeadler – was für ein Empfang.
Wir kündigen uns vorher über Funk an und als wir um das Kap biegen steht schon John mit dem Kanu bereit und reicht uns die (man staune!) geputzte Mooringleine. Kurz drauf paddelt er gemeinsam mit seinem Sohn Joseph nochmals zu uns drei Yachten raus und bringt uns wunderschön dekorierte Trinkkokosnüsse als Begrüßung. So bemüht hat sich schon lange keiner mehr um uns. Etwas später fahren wir an Land und sehen uns seine noch nicht vollendeten Beach-Bungalows und den Yachtclub an. Die ganze Familie ist versammelt und wir vereinbaren für den nächsten Tag ein gemeinsames Barbecue.
Dazu fahren Volker und Christoph am Abend gemeinsam mit Joseph und Robert raus aufs Außenriff um ein paar Langusten und Fische zu fangen. Wir Damen backen und kochen was das Zeug hält, denn ca. 30 hungrige Leute müssen erstmal verköstigt werden. Schon am Vormittag wuselt das ganze Dorf herum und die Feuerstellen rauchen, gelegentlich kommt jemand heraus gerudert und fragt ob wir mit Cornedbeef, Sojasauce, Zwiebeln, Öl und sonstigen Dingen aushelfen können. Am Nachmittag rücken wir dann mit unseren Platten und Schüsseln an.
John hat die ganze Tafel liebevoll mit Blumen dekoriert und jeder von uns bekommt einen üppigen Teller voll mit Muschelsuppe, gegrilltem Fisch und Languste, Pudding aus Taro, Yamsbällchen, Süßkartoffeln und vielem mehr serviert. Danach teilen wir unsere „Schätze“ aus – irgendwie ähnelt es einem Kampf, obwohl John versucht es in geordneten Bahnen zu halten. Jeder will in kürzester Zeit möglichst viel schnappen und türmt es in seiner Schüssel auf, egal ob Salat, Kuchen oder Popcorn alles wird zusammen gemanscht. Speziell unsere Kuchen finden „reißenden“ Absatz – da kann man direkt Angst bekommen wenn die alle so auf einem zustürmen als wäre eine Hungersnot in Anmarsch, aber es ist schön das es ihnen wenigstens schmeckt.
Wir unterhalten uns köstlich und bekommen sogar noch bevor wir uns am Abend auf unsere Schiffe zurückziehen eine Gesangs- und Tanzeinlage dargeboten. Gemeinsam mit Volker gehen wir fast jeden Tag Bubbles machen, mal an der Steilwand im Pass und mal an den Korallenköpfen in der Bucht. Jeder Tauchplatz hat hier seine Reize, nur leider sehen wir keine der prophezeiten Mantas. Für soviel Gastfreundschaft wollen wir uns natürlich revanchieren und so machen sich Christoph und Volker an die Arbeit und legen John eine vierte Mooring aus. Zwei Tage lang suchen sie den richtigen Spot und verankern dann die Ketten und Floater um einen riesigen Korallenblock.
Gerade als sie fertig sind bricht unsere Mooring bei fast Flaute, aber zum Glück sind wir gerade an Bord und können sofort reagieren. So legen wir uns an die neue von uns gemachte Mooring und Christoph taucht auch noch die anderen Moorings ab und kontrolliert ihre Sicherheit – wenn schon dann wird ganze Arbeit geleistet. Damit unsere Füße nicht ganz verkümmern, wandern wir ins Big Village nach Haghela und besichtigen dort die Schule und das Wrack der World Discover die vor vierzehn Jahren hier auf ein Riff gelaufen ist und komplett von den Einheimischen ausgeräumt wurde.
So hat jeder Haushalt Grossküchen-Nirospülen, die Alu- und Niroplatten finden als Hausfassade ihre Verwendung und die WC-Muscheln stehen noch unter dem Haus und warten auf ihren Einsatz (bis jetzt gehen noch alle in den Busch für ihre großen und kleinen Geschäfte, denn fließend Wasser gibt es noch nicht) . Unsere Jungs haben einen besonderen Bewegungsdrang und wandern auch noch auf den Mount Pata um Fotos zu machen, dies ist uns Mädels aber zu anstrengend und viel zu heiß – wir waschen da in der Zwischenzeit lieber mal die Wäsche – muss ja auch gelegentlich sein. Immer wieder kommt jemand mit dem Kanu vorbei und will Obst, Gemüse und Schnitzereien gegen Lebensmittel tauschen.
Wir kommen uns schon langsam wie ein Supermarkt vor, ein Glück das wir genug Proviant gebunkert haben. Zum Abschied lädt uns die Dorfgemeinschaft noch ein und wirklich alle sind am Festplatz versammelt. Zuerst bekommen wir eine mit Hibiskus dekorierte Trinknuss und dann überreicht uns jeder einzelne ein Geschenk – mal eine Shell Money-Kette oder eine spezielle Kaurimuschel. Wir sind wirklich überwältigt von so viel Gastfreundschaft. Am Ende kommen einige der Damen noch in ihren traditionellen Kostümen und zeigen uns sogar noch einen Kastomdance.
Von Willy haben wir uns ein Paddel schnitzen lassen und er hat sogar noch unseren Yachtnamen eingraviert – dies ist mit all unseren Erinnerungen ein wunderbares und einzigartiges Andenken an diese idyllische Bucht.