3.11.2013

Mi. 16.10.2013 – Roderick Bay – Mooringketten und Blumenschmuck

blonde Kinder sind hier normal

blonde Kinder sind hier normal

Beim kühlen Bierchen im Yachtclub von Honiara sitzend, sieht man ein paar Meilen entfernt im Norden eine imposante Inselgruppe – die Nggela Islands oder auch Florida Islands. Wir haben (oder mehr er hat uns gefunden) John Ruka kennengelernt. Er ist der Chief der Roderick Bay in eben dieser Inselgruppe. Eigentlich wollten wir ja nicht dort hin, da vor nicht allzu langer Zeit relativ in der Nähe, in Tulagi, ein paar Yachten in der Nacht ausgeraubt und bedroht wurden. Es ist eben nicht witzig wenn in der Früh der versperrte Außenborder fehlt, die Großschot um ein paar Meter kürzer ist oder die angeketteten Benzinkanister angebohrt und leer sind. Es sind immer nur sehr vereinzelte schwarze Schafe, aber die schaffen es mit solchen Aktionen den Yachttourismus für die nächsten paar Jahre in dieser Region zum Erliegen zu bringen.

Roderick Bay

Roderick Bay

John und seine drei Söhne (John jr., Joseph u. Robert) haben die Zeichen der Zeit erkannt und sind bemüht in ihrer Bucht einen Yachtclub aufzubauen. Bereits drei Moorings sind ausgelegt (bzw. haben es andere Yachten für sie getan) und sie versprechen auch in der Nacht ein Auge auf unsere Schiffe zu haben. Warum nicht – so ist unser nächstes Ziel eben Roderick Bay in der Sandfly Passage. Schon die Einfahrt in diesen Pass ist gigantisch, umrahmt von hohen Felstürmen schieben wir uns mit drei Knoten Strömung (je nach Gezeit mit oder gegen einem) durch das tiefblaue Wasser und über uns schwebt ein Weißkopf-Seeadler – was für ein Empfang.

Begrüssungsdrinks

Begrüssungsdrinks

Wir kündigen uns vorher über Funk an und als wir um das Kap biegen steht schon John mit dem Kanu bereit und reicht uns die (man staune!) geputzte Mooringleine. Kurz drauf paddelt er gemeinsam mit seinem Sohn Joseph nochmals zu uns drei Yachten raus und bringt uns wunderschön dekorierte Trinkkokosnüsse als Begrüßung. So bemüht hat sich schon lange keiner mehr um uns. Etwas später fahren wir an Land und sehen uns seine noch nicht vollendeten Beach-Bungalows und den Yachtclub an. Die ganze Familie ist versammelt und wir vereinbaren für den nächsten Tag ein gemeinsames Barbecue.

extra für uns dekoriert

extra für uns dekoriert

Dazu fahren Volker und Christoph am Abend gemeinsam mit Joseph und Robert raus aufs Außenriff um ein paar Langusten und Fische zu fangen. Wir Damen backen und kochen was das Zeug hält, denn ca. 30 hungrige Leute müssen erstmal verköstigt werden. Schon am Vormittag wuselt das ganze Dorf herum und die Feuerstellen rauchen, gelegentlich kommt jemand heraus gerudert und fragt ob wir mit Cornedbeef, Sojasauce, Zwiebeln, Öl und sonstigen Dingen aushelfen können. Am Nachmittag rücken wir dann mit unseren Platten und Schüsseln an.

Muschelsuppe, Fisch und was der Garten sonst noch bietet

Island food is super good

John hat die ganze Tafel liebevoll mit Blumen dekoriert und jeder von uns bekommt einen üppigen Teller voll mit Muschelsuppe, gegrilltem Fisch und Languste, Pudding aus Taro, Yamsbällchen, Süßkartoffeln und vielem mehr serviert. Danach teilen wir unsere „Schätze“ aus – irgendwie ähnelt es einem Kampf, obwohl John versucht es in geordneten Bahnen zu halten. Jeder will in kürzester Zeit möglichst viel schnappen und türmt es in seiner Schüssel auf, egal ob Salat, Kuchen oder Popcorn alles wird zusammen gemanscht. Speziell unsere Kuchen finden „reißenden“ Absatz – da kann man direkt Angst bekommen wenn die alle so auf einem zustürmen als wäre eine Hungersnot in Anmarsch, aber es ist schön das es ihnen wenigstens schmeckt.

abendlicher Treffpunkt

abendlicher Treffpunkt

Wir unterhalten uns köstlich und bekommen sogar noch bevor wir uns am Abend auf unsere Schiffe zurückziehen eine Gesangs- und Tanzeinlage dargeboten. Gemeinsam mit Volker gehen wir fast jeden Tag Bubbles machen, mal an der Steilwand im Pass und mal an den Korallenköpfen in der Bucht. Jeder Tauchplatz hat hier seine Reize, nur leider sehen wir keine der prophezeiten Mantas. Für soviel Gastfreundschaft wollen wir uns natürlich revanchieren und so machen sich Christoph und Volker an die Arbeit und legen John eine vierte Mooring aus. Zwei Tage lang suchen sie den richtigen Spot und verankern dann die Ketten und Floater um einen riesigen Korallenblock.

Fixieren und kontrollieren der Mooringketten

Fixieren und kontrollieren der Mooringketten

Gerade als sie fertig sind bricht unsere Mooring bei fast Flaute, aber zum Glück sind wir gerade an Bord und können sofort reagieren. So legen wir uns an die neue von uns gemachte Mooring und Christoph taucht auch noch die anderen Moorings ab und kontrolliert ihre Sicherheit – wenn schon dann wird ganze Arbeit geleistet. Damit unsere Füße nicht ganz verkümmern, wandern wir ins Big Village nach Haghela und besichtigen dort die Schule und das Wrack der World Discover die vor vierzehn Jahren hier auf ein Riff gelaufen ist und komplett von den Einheimischen ausgeräumt wurde.

schwieriger Weg ins Dorf

schwieriger Weg ins Dorf

So hat jeder Haushalt Grossküchen-Nirospülen, die Alu- und Niroplatten finden als Hausfassade ihre Verwendung und die WC-Muscheln stehen noch unter dem Haus und warten auf ihren Einsatz (bis jetzt gehen noch alle in den Busch für ihre großen und kleinen Geschäfte, denn fließend Wasser gibt es noch nicht) . Unsere Jungs haben einen besonderen Bewegungsdrang und wandern auch noch auf den Mount Pata um Fotos zu machen, dies ist uns Mädels aber zu anstrengend und viel zu heiß – wir waschen da in der Zwischenzeit lieber mal die Wäsche – muss ja auch gelegentlich sein. Immer wieder kommt jemand mit dem Kanu vorbei und will Obst, Gemüse und Schnitzereien gegen Lebensmittel tauschen.

Abschiedstanz für uns

Abschiedstanz für uns

Wir kommen uns schon langsam wie ein Supermarkt vor, ein Glück das wir genug Proviant gebunkert haben. Zum Abschied lädt uns die Dorfgemeinschaft noch ein und wirklich alle sind am Festplatz versammelt. Zuerst bekommen wir eine mit Hibiskus dekorierte Trinknuss und dann überreicht uns jeder einzelne ein Geschenk – mal eine Shell Money-Kette oder eine spezielle Kaurimuschel. Wir sind wirklich überwältigt von so viel Gastfreundschaft. Am Ende kommen einige der Damen noch in ihren traditionellen Kostümen und zeigen uns sogar noch einen Kastomdance.

Willy`s nächster Einbaum

Willy`s nächster Einbaum

Von Willy haben wir uns ein Paddel schnitzen lassen und er hat sogar noch unseren Yachtnamen eingraviert – dies ist mit all unseren Erinnerungen ein wunderbares und einzigartiges Andenken an diese idyllische Bucht.

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