Revierbericht Tonga

Tonga erstreckt sich fast 600 Nm quer durch die Hauptfahrtroute der Fahrtensegler. Nur wer sich entscheidet über Samoa nach Westen zu fahren entkommt dem letzte Königreich Polynesiens. Tonga besteht aus vier Hauptgebieten von Norden beginnend wären dies Niuatoputapu, Vava´u, Ha´apai und Tongatapu, die Hauptinsel. Zusätzlich gehören noch zu Tonga die beiden Minerva‐Riffe, welche von vielen Yachten auf dem Weg nach Neuseeland angefahren werden.

Alle Gebiete haben ihre besonderen Reize (wenn sich auch über Tongatapu streiten lässt).Das seglerische Zentrum ist dennoch die Vava´u‐Gruppe, da sie eine Moorings Basis besitzt und somit von vielen Charterern frequentiert wird.
Wichtig ist zu erwähnen, dass C‐Map und andere elektronische Seekarten um rund 0,35 Nm nach Nordwesten versetzt sind. Auch sind einige Gefahren nicht oder falsch gekennzeichnet, blindes Vertrauen in die elektronische Navigation ist nicht ratsam.

Ein ganz besonderes Erlebnis ist die einzigartige Möglichkeit mit Buckelwalen zu schwimmen, welche sich Juli ‐ Oktober speziell in Ha´apai und Vava´u aufhalten. Nur mit dem Dinghy kann man sich nahe an diese sanften Riesen heranpirschen und anschließend mit Schnorchel und Brille auf Tuchfühlung gehen. Die professionellen Walewatcher wollen dies zwar gar nicht und jedes Jahr gibt es Streit, aber dennoch ist es erlaubt wenn man gewisse Regeln befolgt. Am besten ist es am Wochenende, da die Profis dann nicht unterwegs sind. Dennoch sollte man nicht auf dieses Schauspiel verzichten (siehe Abb.1).

Walschwimmen

Walschwimmen

Formalitäten:
Jede der Gruppen bietet die Möglichkeit zu klarieren, Falehau auf Niuatoputapu, Neiafu in Vava ú, Pangai in Ha´apai sowie Nuku´alofa auf Tongatapu (die Minerva Riffe können jederzeit ohne Formalitäten angefahren werden).
Fast alle Yachten von Osten über Niue kommend erledigen ihre Formalitäten in Neiafu, von Samoa kommend wird meist Falehau als erstes angefahren.

Allgemein ist die Klarierungsprozedur in Tonga sehr einfach, nachdem man die Q‐Flagge zeigt, legt man an den offiziellen Pier an und wartet auf das Eintreffen der Behörden. Der Anruf auf UKW 16 bleibt meist unbeantwortet. Dies sind der Harbourmaster, die Immigration, die Agrikultur, das Healthoffice und der Custom. Auf die Reihenfolge wird im allgemeinen keine Rücksicht genommen, solange man die Formulare ausfüllt und seinen Obolus entrichtet. Dies wären Health 100,‐ Ton und Custom 26,‐ Ton (1,‐€ entspricht ca. 0,5 Ton). Dadurch erwirbt man eine Aufenthaltsgenehmigung von 30 Tagen, eine Verlängerung um weitere 30 Tage ist in allen Gebieten außer Ha´apai durch Bezahlung einer Gebühr von 69,‐Ton pro Person problemlos möglich (es kann für eine Dauer bis zu drei Monaten beantragt werden (der Preis multipliziert sich dann natürlich).

Mit diesen Formalitäten kann man sich in der entsprechenden Gruppe frei bewegen. Möchte man jedoch das Gebiet wechseln, muss man national ausklarieren, dabei kommen noch einmal bei einigen Gebieten Hafengebühren hinzu.
Beim Ausklarieren ist nur der Custom und die Immigration zu besuchen.

Va´vau:
Wie schon erwähnt spielen sich ca. 90 Prozent des Yachttourismus in der Va´vau‐Gruppe ab, daher ist auch dort die Infrastruktur am besten. Der mit Abstand beste Revierführer ist der Mooringsguide, welcher von der Charteragentur an seine Kunden ausgeteilt wird. Die meisten Ankerplätze sind im Führer durchnummeriert und werden von allen Seglern auch so bezeichnet (siehe Abb. 2).

Weiters gibt es jeden Morgen um 08:30 auf UKW 26 einen Wetterbericht, sowie einen Überblick über die Aktivitäten in der Gruppe. Der Kanal UKW 26 besitzt einen Repeater, welcher es ermöglicht 24h mit jedem in der gesamten Gruppe Kontakt aufzunehmen. UKW 26 fungiert hier auch als primärer Anrufkanal.

Überblick über die Va´vau Gruppe (Mooringsguide)

Überblick über die Va´vau Gruppe (Mooringsguide)

Neiafu:
Diesen Ort muss man über einen sehr schönen Einfahrtskanal von Südwesten anfahren, bevor man nach Südosten einschwenken muss halte man sich weit an Backbord, da eine lange Sandzunge in die Einfahrt reicht (Siehe Abb. 3). Wie schon erwähnt muss man sich beim Einklarieren an die offizielle Pier legen, da diese jedoch sehr hoch und mit riesigen Großschifffendern ausgestattet ist, kann man bei starkem Wind auch am Fischerpier anlegen (kostet jedoch 15,‐ Ton) nach dem Erledigen der Formalitäten kann man sich eine der unzähligen Bojen schnappen (kosten je nach Anbieter 10 – 20 Ton /Tag). Die Anbieter sind alle an eine Stelle anzutreffen (Aquarium, Moorings, Adventure Safaries, …) Viel Spaß beim Herausfinden wem welche Boje gehört!

Ankern ist wegen der großen Tiefe und den engen Bojen eher schwierig und wird nicht gerne gesehen. Jedoch ist es in der Nähe der Perlfarm sowie auf der gegenüberliegenden Seite gut möglich.

Naiafu

Naiafu

Als Hauptort bietet Neiafu natürlich gute Versorgungsmöglichkeiten, was technische Dinge betrifft sollte man jedoch seine Erwartungen sehr herunterschrauben. Es existiert zwar eine Touristinfo, jedoch ist diese nicht wirklich hilfreich. ATM´s (max. 800,‐ Ton) sowie Money Exchange gibt es einige auf der Hauptstraße.

Die auf Segler spezialisierten Lokale Aquarium und Mango gleich am Wasser mit eigenem Anlegesteg sowie das Cafe Tropicana auf der Hauptstraße bieten neben Essen und Trinken auch andere Serviceleistungen, wie Internet, Büchertausch und Wäscheservice.

Unter dem Lokal und Tauchcenter Aquarium befindet sich auch eine Segelmacherei für kleinere Reparaturen. Weiterer technischer Bedarf ist so gut wie nicht zu bekommen. Kraftstoff kann an der Tankstelle nahe des Marktes mit Kanistern bezogen werden (nach dem Ausklarieren sogar steuervergünstigt). Des weiteren existiert auf der Hauptstraße ein Duty Free Geschäft in dem 24h nach dem Ein‐ bzw. Ausklarieren steuerfrei Alkohol und Tabakwahren bezogen werden können (die Preise sind jedoch trotzdem sehr hoch).

Weitere Ankerplätze und Aktivitäten in Va´vau:
Im Süden des Ankerplatzes 13, der Hunga Lagune leben Elke und Werner, sie sind mit ihrem Schiff vor vielen Jahren hier hängen geblieben und leben jetzt auf ihrem herrlichen Plätzchen mit Sicht auf die Blue Lagoon (Ankerplatz Nr. 14) bekannt als Analulu bzw. unter ihrem Schiffsnamen Antaya.

Die beiden haben den TO‐Stützpunkt in Tonga übernommen und sind über jeden Besuch erfreut. Die Schiffe (besonders deutschsprachige), welche in der Hunga Lagune vor Anker gehen und die beiden besuchen sollten sich auf einen längeren Aufenthalt einstellen! Erreichbar sind die beiden unter DH1GE@winlink.org die TO‐Adresse wird mangels Internet nur selten abgerufen bzw. auf UKW 26 unter Analulu oder Antaya.

Besonders schön ist es auch um Lape (Ankerplatz Nr. 17) herum, auf dieser Insel haben sich die Einheimischen einiges für die Yachtis ausgedacht, neben einem Kunstmarkt wird auch immer wieder ein Tongan Feast gegen freie Spende angeboten, welches man sich nicht entgehen lassen sollte. In dem Dorf im Norden der Bucht bekommt man frisches Obst und Gemüse zu moderaten Preisen und in dem Riff nördlich Vakaeitu ist einer der schönsten Schnorchel‐ und Tauchplätze dieses Gebietes.

Sehr beeindruckend ist auch ein Besuch bei der Swallow‐Cave und der Mariners Cave, beide mehr oder weniger nahe an der Einfahrt nach Neiafu (siehe Abb.2). Vor beiden Höhlen kann man aufgrund der Tiefe nicht ankern, also muss jemand an Bord bleiben und aufpassen außerdem gilt für beide das es aufgrund des Lichtes besser ist sie am Nachmittag zu besuchen. Die Swallow Cave kann mit dem Dinghy befahren werden und zeigt beeindruckende Lichteffekte. Der Eingang zur Mariners Cave liegt unter Wasser und um sie zu erreichen muss man 1m tief und 2m weit tauchen.

Auch den Ankerplatz Nr. 30 bei Kenutu sollte man nicht versäumen und dort ein wenig über die Insel streifen.

Ha ´apai:

Bezeichnendes Hinweisschild

Bezeichnendes Hinweisschild

Diese Gruppe wird eher selten angefahren, dementsprechend naturbelassen ist dieses Gebiet. Der Hauptort Pangai besitzt einen kleinen Hafen in welchen man ankern kann, jedoch fallen dann relativ hohe Hafengebühren an. Besser ist es östlich vor der Hafeneinfahrt auf 6m gut haltendem Grund zu ankern und mit dem Dinghy in den Hafen zu fahren.

Pangai bietet kaum Versorgungsmöglichkeiten, der kleine Markt sowie die Geschäfte haben meist nur sehr eingeschränkte Produktpalette. Das Mariners Cafe ist die einzige Möglichkeit für Internet. Außerdem gibt es noch am Hafen eine kleine Bude mit Grillsachen. Kraftstoff bekommt man an der Autotankstelle (siehe Abb. 4).

Auch Aktivitäten gibt es wenige, das Museum sowie das Haus des Königs sind schon lange geschlossen und dem Verfall preisgegeben. Aber man kann sich Fahrräder ausborgen und die Inseln Lefuka und Foa (durch einen Damm verbunden) durchstreifen.

In der Rifflandschaft Ha´apai´s findet man an vielen Stellen traumhafte und einsame Stellen, jedoch ist zu bedenken, das nur Haafeva und Oui wirklich gegen alle Winde geschützt sind, alles andere ist weit offen gegen Westen. Man sollte daher auch hier nicht auf den täglichen Wetterbericht vergessen. Sehr zu empfehlen ist die Insel Uoleva, sie hat laut einigen Reiseführern (?) einen der 10 schönsten Strände der Welt (ist wirklich sehr schön).

Nuku´alofa:
Die Liegemöglichkeiten sind sehr beschränkt, es passen maximal 15 Schiffe mit Buganker und Heckleine in den kleinen Hafen. Die meisten Yachten liegen ca. 1 Nm nordöstlich entfernt bei Big Mama (Ana Emberson) vor der Insel Pangaimotu.

Die Versorgungsmöglichkeiten sind bezogen auf Tonga die besten, jedoch sollte man sich nicht zu viel davon erwarten.

Autoren: Barbara und Christoph Einspieler
SY‐Taurus / Wien / Österreich
www.sytaurus.com
September 2012