8.11.2013

Fr. 01.11.2013 – Western Province, die New Georgia Islands

Langsam bewegen wir uns Richtung Norden und unser nächster Stopp ist auf Buena Vista Island in der Hanesavo Bay, wo wir direkt hinter der Riffkante ruhig wie in einem See stehen und vor uns sich die Wellen brechen – ok, man ankert auf 33m Wassertiefe, aber wir haben ja einen schweren Anker und eine lange Kette und somit kein Problem damit.

Segelkanu

Segelkanu

Ganz ungewöhnlich, dass man die Kanus hier heranwinken muss um mit ihnen in Kontakt zu kommen. Normalerweise sind sie Leute sehr neugierig und kommen sobald man geankert hat um zu fragen wo man herkommt und ob man Gemüse braucht, denn hier ist es unglaublich wichtig für die Leute, dass niemand hungrig ist. Am frühen Morgen schaukelt das Schiff, aber nicht von den Wellen sondern wir haben mal wieder ein kräftiges Seebeben – sind es ja langsam gewohnt. Seit Vanuatu bewegen wir uns im “Ring of fire“ und da wackelt es nicht nur an Land sondern auch immer wieder deutlich spürbar im Wasser. Dieses Beben hatte Stärke 7 und war nur 80km entfernt, also geradezu unter uns.

Wegbegleiter

Wegbegleiter

Eigentlich wollten wir ja noch ein bisschen hier bleiben und am Flugzeugwrack sowie der Steilwand tauchen gehen, aber es soll nicht sein. Endlich haben wir mal schönen Raumwind und den müssen wir ausnützen um in einer Nachtfahrt in die Western Province  zu kommen. Schweren Herzens trennen wir uns von diesem ruhigen Plätzchen, denn wir wissen wenn wir in die Marovo Lagune kommen werden wir wieder von Kanus umlagert sein, denn dort sind die besten Schnitzer der Salomonen zu Hause. Wir fahren knapp nach Sonnenaufgang durch die Mbili Passage und sogar da winken uns schon die Leute vom aus Dorf zu.

hier wachsen Kinder auf den Bäumen

hier wachsen Kinder auf den Bäumen

Kaum das unser Anker hinter Toatelafe Island gefallen ist, kommen schon die Ersten angerudert. Wir erklären ihnen, dass wir die Nacht durchgefahren sind und erstmal schlafen wollen. Sie sollen doch bitte auch den Anderen ausrichten, uns bitte erst gegen Mittag zu stören. Es dauert keine halbe Stunde klopft es schon wieder an der Bordwand. Sich taub stellen bringt nicht viel, denn die Leute hier haben eine Ausdauer die nervenzerfetzend ist. Sie klopfen alle 30 Sekunden und dazwischen pfeifen sie in den höchsten Tönen. Auch wenn man hartnäckig ist, nach spätestens 20 Minuten geht man genervt raus.

Tradinghours

Tradinghours

Volker und Michaela (La Gitana) haben sich Schilder in Pijin an die Seiten mit den Tradinghours gehängt – sorgt für Erheiterung, aber nützt nicht viel die Kanus kommen trotzdem. Wir machen es jetzt meistens so, dass wir die Händler auf dem ersten Schiff seine Waren ausbreiten lassen und die andere Crew einfach dazukommt. Hat den Vorteil, dass sich das Business und die dazugehörigen Verhandlungen etwas auf beide Schiffe aufteilt. Meistens wollen die Verkäufer eine Hälfte Geld und den Rest in Naturalien. Für uns etwas nervig, da zuerst der Preis ausgehandelt wird und man dann all seine Tauschsachen ausräumen darf und sie anschließend stundenlang goutieren.

immer freundlich lächeln

immer freundlich lächeln

Es ist nicht so, dass wenn man glaubt handelseinig  zu sein, dass es dann auch so ist – nein, dann wird nachgebessert und noch mehr gefordert. So zieht es sich manchmal über Stunden hin. Mich nervt  das und irgendwann merken sogar sie dann meine Verärgerung. Den größten Fehler haben wir gemacht, als wir ihnen unsere Zigaretten präsentiert haben. Da haben sie sich fast geprügelt und wir sind sie gar nicht mehr los geworden, denn rauchen ist hier eine regelrechte Sucht (außer bei den SDA`s (Seven Days Adventist), denen ist jedes Suchtmittel verboten – Kaffee, Tee, Zigaretten, Alkohol, Bier, Betelnuß,…, aber es gibt genug Abtrünnige) und außerdem können sie Zigaretten gut weiterverkaufen.

auch die Jungs hoffen auf einen Lolly

auch die Jungs hoffen auf einen Lolly

Für uns ein Vorteil, wir haben dadurch wirklich nette Schnitzereien zu einem guten Tauschwert bekommen, aber viel mehr als wir eigentlich wollten. Wenn wir schon mal da sind, fahren wir auch nach Telina und besuchen Rocky und John Wayne, die bekanntesten Schnitzer in dieser Region. Ob es jetzt Glück ist oder nicht, aber gerade ist der Chief gestorben und alle sind beim Begräbnis. So ist die Invasion der Kanus nicht zu geballt. Nur zirka 10 Kanus mit Kindern kommen zur Begrüßung und hoffen auf  Süßigkeiten. Bei so vielen Kindern kann man nichtmehr jedem was geben und so sind wir dazu übergegangen, nurmehr denen etwas zu geben die Obst und Gemüse zum Tauschen mitbringen und da dann eher Hefte und Bleistifte (so schlechte Zähne wie hier haben wir sonst noch irgendwo gesehen).

tolle Tischplatte, aber leider zu gross für uns

tolle Tischplatte, aber leider zu gross für uns

Wir fahren gegen Mittag an Land und lassen uns direkt die Werke von den jeweiligen Künstlern zeigen.  Beide Schiffe sind wir auf der Suche nach einem schönen Nguzunguzus (spricht man Noozoo-Noozoo aus), dies ist ein geschnitzter Kopf der auf das Kanu montiert wird und anzeigt ob die Männer im kriegerischer oder friedlicher Absicht kommen. Natürlich kommen anschließend alle anderen auch noch zu unseren Schiffen und die ganze Feilscherei geht von vorne los. Nach einem Tag flüchten wir genervt, aber es wird nicht besser.

auch die ist zu gross

auch die ist zu gross

In Rendova versuchen wir in der Nähe des Dorfes zu ankern, da dort ein Flugzeugwrack am Grund liegt. Es ist noch nicht einmal der Anker unten, umlagern uns schon 17 Kanus und es kommen noch mehr. Jeremias hängt sofort an der Bordwand und erklärt uns, das er der Chief ist und wir ihm 50 S$ und Zucker geben sollen.

Anfang der Invasion

Anfang der Invasion

Daneben steht Edward und will auch was für sich haben, so geht es weiter. Fluchtartig holen wir den Anker wieder rauf und legen uns 1,5 Seemeilen weiter westlich in die Bucht. Da sind dann nurmehr die Härtesten die kommen, aber es sind noch immer genug. Am nächsten Morgen geht es dann mit dem Dinghy durch die ganze Bucht zurück zum Wrack. Es ist erstaunlich wie schnell die Korallen alles überwuchern, nur 70 Jahre unter Wasser und schon zum lebenden Riff geworden. Da hier kaum jemand hinkommt ist das Wrack noch vollständig und Christoph hat es sich natürlich nicht nehmen lassen ins Cockpit einzusteigen.

wenn ich doch nur fliegen könnte!

wenn ich doch nur fliegen könnte!

Irgendwo hier in den Mangroven lebt auch ein Krokodil, aber es soll bisher nur Hunde und noch keine Menschen attackiert haben – na wie beruhigend. Sollte es sich jedoch mal an einem Schwein vergreifen wird es gnadenlos gejagt und eliminiert, da sieht man wieder mal die Prioritäten. Am Rückweg zu unseren Schiffen sehen wir einen kapitalen Tigerhai von gut 3m gerade einen Fisch verputzen, unsere Motivation mal kurz zu ihm ins Wasser zu springen hält sich jedoch in Grenzen. Nach diesen doch etwas “lebhafteren“ Ankerplätzen bleiben wir nun ein paar Tage in einsamen unbewohnten Buchten stehen, was jedoch nicht heißt das es dort noch viele Fische gibt, denn gefischt wird überall und jede noch so kleine Sprotte wird herausgeholt.

schon alles bewachsen

schon alles bewachsen

Auch die großen asiatischen Trawler holen sich hier ihre Köder für die Thunfischjagd.  So ist es kein Wunder das wir bisher noch keinen Fisch an der Angel hatten und auch beim schnorcheln jeder Riffbewohner sofort Reißaus nimmt (was nicht mit uns zusammen hängt – ihr Lästermäuler!). Weiter geht es dann durch die wunderschöne von tiefblau bis ins hellste türkis changierende Vonavona Lagune. Langsam und nur mit bester Sicht schlängeln wir uns durch das Riffgewirr. Rund um uns hunderte kleine Inseln, die weißen Korallen- und Felssäume konkurrieren mit den Grünschattierungen der Vegetation – ohne Sonnenbrille haut es einem da fast die Augen ein. In der Nähe von Snake Island suchen wir dann ein weiteres WWII-Flugzeugwrack.

bei Snake Island

bei Snake Island

Eine ungefähre Position haben wir ja und so schnorcheln wir zuerst mal die Stelle ab. Einen ganzen Tag lang finden wir das verd… Ding nicht. Na gut dann eben nicht – morgen geht es eben weiter. Vor 7 Uhr morgens klopft es bereits an der Bordwand. Mich in der Früh so aufzuwecken ist seee..hr schlecht, denn meine Laune ist dann entsprechend. Zwei Jungs sind aus dem benachbarten Dorf gekommen und wollen uns ihre Schnitzereien zeigen. Nach längerer Diskussion lassen wir sie doch an Bord, weil sie uns einfach leid tun. Volker und Michaela von La Gitana kommen dann auch noch dazu und nützen die Chance das die Jungs nicht auch noch ihr Schiff heimsuchen.

gemeinsam machts mehr Spass

gemeinsam machts mehr Spass

Obwohl wir nun wirklich schon genug Schnitzereien an Bord haben, tauschen wir doch noch einen Kesoko (Fischgott) und eine kleine Schildkröte aus Stein. Am liebsten würden sie all die Sachen die wir ihnen zeigen haben, denn sie haben kaum Geld um sich diese Dinge zu kaufen (wenn sie sie überhaupt hier bekommen). In den letzten Jahren kommen immer weniger Segler in die Salomonen, sie sind jedoch für die Bewohner der Inseln oft die einzige Möglichkeit an Geld oder Güter ranzukommen. Unser Deal beinhaltet jedoch auch, dass sie uns zeigen wo dieses blöde Wrack liegt.

jetzt wohne ich hier!!

jetzt wohne ich hier!!

Naja, ganz so falsch waren wir ja nicht, nur ca. 10m daneben – wir sind eben Blindschleichen. Ob sich der ganze Aufwand ausgezahlt hat, dafür dass wir dann ca. 20 Minuten um das Wrack getaucht sind – man hat ja sonst kein Vergnügen. Danach sind wir doch noch Richtung Gizo aufgebrochen, denn die Schapps und Kühlschränke werden langsam leer.

Kommentare

Hallo Christoph,
denke an euch, melde dich bei mir.
Alles Gute

Hinterlasse einen Kommentar

Dein Kommentar:

Kategorien