nach Regen kommt Sonnenschein

nach Regen kommt Sonnenschein

Zwei Wochen stehen wir jetzt schon in der Bucht von Lamen Bay. Ok, manchmal ist es ein bisschen wackelig, aber ansonsten eigentlich sehr sicher. Wie es der Zufall so will findet zurzeit eine wichtige Konferenz mit dem Premierminister, dem gesamten Parlaments-Kabinett sowie Repräsentanten aus Australien, Neuseeland, Japan und der EU in Rovo Bay, der Nachbarbucht, statt und so kommen wir zu dem Vergnügen die ganzen traditionellen Begrüßungsriten miterleben zu dürfen.

die drei obersten Chiefs Epi`s

die drei obersten Chiefs Epi`s

Schon seit Tagen kommt eine Maschine nach der anderen und setzt die Konferenzteilnehmer ab. Nur der Premierminister wirft den ganzen schönen Zeitplan zu guter Letzt durcheinander, denn er erscheint erst am Eröffnungstag und dann noch mit guten sechs Stunden Verspätung. Sein großes Flugzeug kann bei dieser matschigen Landebahn nicht landen und so muss er mit dem örtlichen Polizeiboot von der nächsten Insel abgeholt werden (tja, hätte er wie viele andere Minister ein kleineres Flugzeug genommen, hätte er höchst wahrscheinlich landen können).

Premierminister Moana Carcasses Kalosil (Mitte)

Premierminister Moana Carcasses Kalosil (Mitte)

So wartet das gesamte Begrüßungskomitee bestehend aus den drei Inselchefs, den Tanzgruppen, allen Schülern (die natürlich diesen Tag frei haben zum Spalierstehen) und den meisten Inselbewohnern den ganzen Tag. Als er dann endlich erscheint ist ihm sogar der Himmel böse und es schüttet. So muss er mit seinen feinen Lederschuhen hinter den barfüßigen Tänzern durch den Schlamm waten bis er offiziell von den Ortschefs vor dem großen Versammlungshaus willkommen geheißen wird.

Costumdance

Costumdance

Es werden zwei große fette Schweine vor ihm abgelegt, die er traditionell mit einem kräftigen Hieb erschlagen sollte, denn erst dann kann er als Führungsperson anerkannt werden und einen lokalen Namen bekommen (wie man sieht haben die Inselhäuptlinge hier noch alle Macht in den Händen). Er macht diesen Schlag aber nur symbolisch und überlässt dem obstersten Chief die ehrenvolle Aufgabe. Der macht seine Sache nicht gut und so artet dieser Ritus in ein grausames Schauspiel aus.

Costumkilling

Costumkilling

Er drischt mit dem Knüppel mehrmals auf das wehrlose, schreiende Schwein ein und schafft es nicht es zu töten. Ich muss mich abwenden um mein Missfallen nicht zu sehr zum Ausdruck zu bringen. Nicht einmal als die Schweine dann hinters Haus gebracht werden ist jemand so gnädig die armen Tiere mit einem gezielten Messerstich von ihrem Schmerzen zu erlösen. Tradition hin oder her, aber so eine Tierquälerei ist nicht notwendig. Nach den Eröffnungsreden und -tänzen, dem Absingen der National- und Bundeshymnen und der offiziellen Einweihung des neuen Konferenzhauses verdrücken wir uns wieder, denn es wird langsam dunkel und wir haben keine Lampe mit (hatten ja nicht damit gerechnet das es so spät wird).

nun aber schnell abtauchen

nun aber schnell abtauchen

Am nächsten Tag düsen wir wieder die zwei Meilen ums Kap. Zu unserem Entzücken sehen wir plötzlich Wasserfontänen vor uns in die Höhe spritzen. Bis auf ein paar Meter können wir uns vorsichtig der Walmutter mit ihrem Kalb nähern und sie bleiben so lange an der Wasseroberfläche bis sich mit Vollgas ein lokales Fährboot nähert, dann tauchen sie ab und schwimmen davon. Das Kalb ist noch ein richtig süßes Baby, letztes Jahr in Tonga haben wir die Buckelwale ca. einen Monat später gesehen und da waren die Jungwale schon bedeutend größer (kein Wunder bei 300l Muttermilch pro Tag).

wo gibt`s was zu futtern?

wo gibt`s was zu futtern?

In den nächsten Tagen haben wir immer wieder mal den Blas der Wale oder Delphinschulen gesehen wenn wir zum Tauchen oder einfach so mit dem Dinghy unterwegs waren, aber so nah sind wir ihnen dann leider nichtmehr gekommen. Ganz im Gegensatz zu den Dudongs (Seekühen) die hier in der Lamen Bay herumschwimmen. Sie lassen sich in keinster Weise stören. Wie Staubsauger grasen sie über die weitläufigen Seegrasfelder und hinterlassen richtiggehende Straßen, dazwischen tauchen sie alle paar Minuten auf um Luft zu holen. Wir gehen direkt von Bord aus schnorcheln und sehen sie fast jeden Tag und wenn nicht schwimmen unzählige große Schildkröten herum, die auch sehr interessant zu beobachten sind.

da pass ich aber nicht durch!

da pass ich aber nicht durch!

Zum Tauchen fahren wir immer etwas weiter raus an den Riffsaum, denn dort ist das Wasser schön klar und wir können uns von der Strömung an den Korallengärten vorbeitragen lassen. Aber nicht nur mit dem Wasser und den anderen Schiffen stehen wir in engem Kontakt, sondern auch der Smalltalk mit den Dorfbewohnern ist uns sehr wichtig und so laden wir David, den örtlichen Polizeichef, den wir im Rahmen der Konferenz kennengelernt haben und Kenneth, den wir öfters mit unserem Dinghy mitgenommen haben, auf unser Schiff ein und erfahren so wieder viel über die traditionelle Lebensweise und deren Konflikte mit der modernen Welt.

unsere kleinen Helfer

unsere kleinen Helfer

Aber weil ja alles gar nicht so schlimm ist, gehen wir am Abend dann alle zusammen Kavatrinken und vergessen die weltlichen Probleme für eine Weile. Apropos weltlich, Kenneth ist auch einer der hiesigen Geistlichen und lädt uns für Sonntag in seine Kirche ein und so erleben wir einen interessanten Gottesdienst der Apostolic Pentecost Church viel Gesang und Geschichten von den Leuten über das Leben, aber kaum einer richtigen Predigt. Bevor wir weiterfahren bunkern wir noch am freitäglichen Wochenmarkt Obst und Gemüse und plündern gemeinsam mit Kenneth`s Frau Bennington ihren Garten.

 

Port Vila

Port Vila

Genau richtig zum Sonnenaufgang kommen wir in der weiten Bucht von Port Vila an und legen uns an eine der Muringbojen vor der geschäftigen Stadt. Port Vila ist die „Hauptstadt“ Vanuatus, hier brummt Tag und Nacht das Leben, sogar schon so früh am Morgen laufen überall emsig die Menschen herum und unzählige Fahrzeuge schieben sich hupend und stinkend durch die Straßen (sind wir gar nicht mehr gewohnt). Wir freuen uns wahnsinnig zumindest kurz noch Helmut und Kerstin auf ihrer Lopto zu sehen, bevor sie gegen Mittag wieder in die Inselwelt entschwinden (ok, sie liegen schon seit einer guten Woche hier und das reicht).

da macht einkaufen Spass

da macht einkaufen noch Spass

So werfen wir uns für die nächsten paar Tage todesmutig in das „Großstadtgetümmel“ gustieren auf dem vielfältigen und bunten Markt, stöbern durch die „Chinesenläden“ mit ihren oft skurrilen Angeboten, plündern die beiden großen Supermärkte Bon Marche und Leader Price am Berg oben und lassen unsere leeren Gasflaschen füllen. Hier ist wieder für längere Zeit die letzte Möglichkeit groß einzukaufen, denn auf den nächsten Inseln gibt es außer Obst und Gemüse nichts. Da sind dann eher wir Segler wieder die Versorgungsschiffe für die Ni-Vanuatus. Doch bevor wir wieder aus diesem Shoppingparadies aufbrechen mieten wir uns gemeinsam mit Hansgeorg und Silvia von der deutschen Yacht Alumni ein Mietauto und fahren einen Tag rund um die Insel.

ein Sprung zur Erfrischung

ein Sprung zur Erfrischung …

Noch nirgendwo im Pazifik mussten wir Eintritt für einen Strand oder ein Dorf zahlen, aber hier in Efate ist dies jedoch Gang und Gebe, da viele Ausländer ihre Ferienhäuser oder Bungalowanlagen hier haben und die Einheimischen sich auch ein Stückchen von dem Kuchen abschneiden wollen. Von der Regierung werden Firmengründungen, Landkäufe und Investitionen von Ausländern sehr stark gefördert, denn dies bringt viel Geld ins Land, aber nicht alle Projekte sind erfolgreich wie man an vielen halbfertigen und bereits dem Verfall preisgegebenen Anlagen sehen kann.

... nach einem Tänzchen

… nach einem Tänzchen

Nichts desto trotz, Efate ist unglaublich schön, rund um uns riesige lianenbewachsene Urwaldriesen, sodass man die hohen Klippen und Berge kaum sieht, von denen munter die glasklaren Bäche plätschern. Traumhaft weiße Sandstrände in türkisen Lagunen, dampfende Thermalquellen (tja, alles ist hier vulkanisch) und weißschäumende brechende Wellen an den vorgelagerten Korallenriffen. Zum Segeln nicht ideal, aber für das Auge ein Traum. Wir können gut verstehen warum dies seit Jahrzehnten ein Urlaubsparadies für gutbetuchte Ruhesuchende ist. Kurz bevor wir Port Vila verlassen läuft doch noch die österreichische Yacht Sanuk II direkt aus Fiji ein. Mit Josef und Eva sind wir in Französisch-Polynesien und Fiji viel zusammen gesegelt, leider sind sie jedoch in Eile und wollen gleich weiter nach Neukaledonien (schade noch ein paar Inseln gemeinsam segeln wäre sicher lustig gewesen).

nicht aufgepasst

nicht aufgepasst

Wir machen uns auch wieder auf den Weg und segeln weiter nach Port Havannah, wo im WWII die US-Marine einen ihrer Stützpunkte hatte. Immer gut in der Mitte halten, denn der Kanal ist zwar weit aber riffgespickt, da sehen wir auch schon ein amerikanisches Schiff seitlich auf den Korallen liegen – das tut weh! Ein lokales Fährschiff und ein anderes Segelboot sind bereits dort und versuchen der Mannschaft zu helfen. Erst am nächsten Tag kommen die Unglücksraben zu unserem Ankerplatz und erzählen uns, dass sie 36 Stunden festgesessen sind, aber zum Glück nur geringe Schäden am Schiff haben. Wir sitzen diesen Abend noch mit Roger und Linda zusammen, aber sie genieren sich jedoch so für ihr Missgeschick, dass sie gleich am nächsten Morgen Segel setzen und sich aus dem Staub machen.

Abend in Havannah Harbour

Abend in Havannah Harbour

Wir bleiben noch ein paar Tage dort und warten auf besseres Wetter, denn es regnet nur (und das soll hier die Trockenzeit sein?!?) und verholen uns dann nach Lelepe, einer netten kleinen Bucht mit vorgelagertem Korallenriff damit wir endlich mal wieder zum tauchen kommen. Dann geht es weiter zur nächsten Insel – Epi, die Heimat der Dudongs (Seekühe)

Volcano Yasur

Volcano Yasur

Noch fast eine Woche sind wir bei Sturm und Regen in Anatome festgehangen, bis sich ein passendes Wetterfenster für die Überfahrt ergeben hat, aber dann sind alle fünf Boote beim Morgengrauen schnell aus der Bucht geschlüpft und haben sich beeilt die 50 Meilen nach Tanna zu bewältigen. Wir hatten zwar dann fast keinen Wind, aber die Pazifikwelle war noch in voller Höhe da und hat das Ganze ein bisschen ungemütlich gemacht. Vor der Einfahrt von Port Resolution wurden wir noch einmal kräftig durchgeschüttelt und dann sind wir wie in Abrahams Schoß gelegen. Die Bucht ist zwar nicht rundum geschützt, aber wir hatten ja zum Glück SO-Wind und da ist es wunderbar ruhig.

unser täglicher Vitaminlieferant

unser täglicher Vitaminlieferant

Wie nicht anders erwartet sind gleich nach unserer Ankunft die Auslegerkanus gekommen und haben uns ins Dorf eingeladen, aber nicht bevor gecheckt wurde, was man mit den Yachties denn tauschen könnte. So hat sich Tom als besonders vifer Bursche hervorgetan, der gleich als erster zu jedem Schiff gepaddelt ist und nach Videofilmen, Musik, Batterien oder jemanden der seinen Generator reparieren kann gefragt hat.  Praktischerweise hat er gleich seinen USB-Stick dabei (auch ein Geschenk von einem Segler), klettert umgehend an Bord und meint ungeniert ein Kaffee wäre jetzt nett, da er weiß das dieses “Luxusgut“  auf jedem Schiff vorhanden ist. Er ist es aber auch der uns die ganze Zeit mit frischen Früchten und Gemüse aus dem eigenen Garten verwöhnt. Nichts desto trotz fahren wir an Land und sehen uns den “Yachtclub“ an, es ist eine überdachte Terrasse mit angemoderten Couchen und Polstersesseln und unzähligen Flaggen aus der ganzen Welt, aber mit einem gigantischen Ausblick über die gesamte Bucht.

Port Resolution Yacht Club

Port Resolution Yacht Club

Anschließend suchen wir nach Stanley  bzw. Johnson, die nämlich die einzigen Autos hier besitzen und den Transport auf den Vulkan Yasur durchführen. Ist jedoch kein Problem denn sobald man in die Nähe des Dorfes kommt hat man automatisch einen Führer neben sich, der einem alles zeigt und jedem vorstellt. Hier sind die Menschen zwar sehr freundlich und hilfsbereit, aber überhaupt nicht aufdringlich. Es ist immer nur ein “Guide“ der sich um unsere Wünsche und Fragen kümmert und nicht einmal die Kinder kommen um nach Zuckerln zu betteln (wenn man aber etwas mit hat ist man natürlich sofort umlagert, aber die Erwachsenen achten sehr darauf, dass die Kinder nicht übermütig werden).

gut gerüstet für eine holprige Fahrt

gut gerüstet für eine holprige Fahrt

So organisieren wir unseren Ausflug gleich für den Nachmittag und steigen mit Taschenlampen, festen Schuhen und einer großen Flasche Wasser  bewaffnet auf den Track der uns über die dschungelartige Insel karren soll. Schon als wir ankommen sieht Stanley irgendwie unglücklich aus und wir wissen bald auch warum, denn die Radlager und die Kupplung sind vollkommen im Eimer, immer wenn eine Steigung kommt müssen wir alle Mann absteigen und zu Fuß weitergehen, ist natürlich keine gute Voraussetzung um den steilen und unwegsamen Weg auf den Vulkan zu bewältigen.  Als Straße würde ich den Weg nicht bezeichnen, denn bei jedem Regenguss (und davon gab es die letzten Wochen genug) schwemmt es tiefe Rinnen in die Fahrbahn, die zwar laufend ausgebessert werden aber trotzdem permanent vorhanden sind.

einmaliges Postamt!

einmaliges Postamt!

Schon von der Weite hört man den ausgesprochen aktiven Vulkan grollen und sieht gelegentlich glühende Lavabrocken durch die Luft fliegen, aber als wir selbst am Kraterrand stehen und direkt vor uns die beiden Schlunde explodieren sind wir wirklich überwältigt. Wir waren zwar schon auf einigen Vulkanen, aber so aktiv wie dieser war noch keiner. Alle paar Minuten wackelt der Boden unter unseren Füßen, es grollt und donnert und dann spuckt der Berg das glühende Gestein nur so um sich und wir nur einen Steinwurf davon entfernt. Wir stehen natürlich auf der sicheren Seite, aber trotzdem haben wir immer ein halbes Auge nach oben ob nicht doch so ein Bröckerl seine Orientierung verliert und uns auf den Kopf fallen könnte.

es raucht und dampft an allen Ecken

es raucht und dampft an allen Ecken

Inzwischen ist es dunkel geworden und bei Nacht sieht das ganze Spektakel noch überwältigender aus, eigentlich hätten wir noch stundenlang dort sitzen können, aber leider irgendwann war Schluss und wir sind mit einem anderen Truck (unserer war endgültig hinüber) durch die sternenklare Nacht zurückgerumpelt. Leider kann man den Vulkan von unserer Ankerbucht aus nicht direkt sehen, aber die Aschewolke und in der Nacht auch der Feuerschein sind allgegenwärtig, genauso wie das permanente Grollen des Berges. Aus den Felsen schießen kochend heiße Wasserfontänen in natürliche Pools, die von den Einheimischen auch zum kochen verwendet werden und am Strand müssen wir bei  Niederwasser aufpassen wo wir hintreten, denn manchmal ist der Boden hier verdammt heiß.

schnell auf die Insel bevor die Touristen an Land kommen

schnell auf die Insel bevor die Touristen an Land kommen

Ein paar Mal im Monat wird es hier plötzlich hektisch und schon am frühen Morgen beginnt eine regelrechte Bootsprozession  auf das vorgelagerte Inselchen, denn dann kommt die Carnival Spirit, ein großes Kreuzfahrtschiff auf ihrer Route von Sydney über Neukaledonien und Vanuatu vor Anatome  an und bringt ihre Passagiere auf das liebliche Mystery Island wo sie dann nach Herzenslust (oder Geldbörse) schnorcheln, angeln, Kajak fahren, Hummer essen, Souvenirs einkaufen, Kava trinken, …  oder einfach nur am weißen Sandstrand liegen können.

Strandvergnügen

Strandvergnügen

Nach ein paar Stunden werden sie wieder eingesammelt und das Schiff dampft ab in den Sonnenuntergang. Die Einheimischen kehren mit mehr oder weniger vollen Taschen in ihr Dorf zurück und zelebrieren erstmal ihre eigene Kavaparty.  Wir sind natürlich auch mit unserem Dinghy auf die Insel gefahren, denn diesen Almauftrieb mussten wir uns einfach mal geben und dann waren wir mal wieder richtig froh uns auf unser eigenes ruhiges Schifferl zurückziehen zu können.

traditonelle Bekleidung

traditonelle Bekleidung

Die Segelsaison hat jetzt voll eingesetzt und so kommen einige Schiffe aus Neukaledonien, Australien oder Neuseeland und da die Einheimischen  doch sehr geschäftstüchtig sind, hat Keith, er ist so das Bindeglied zwischen dem Dorf und den Yachties, für uns Segler einen Folkloreabend organisiert. Da wurden uns traditionelle Bekleidungen vorgeführt, ein Feuerchen nur mit Hilfe von Holz gemacht und viel getanzt und gesungen. Sehr interessant ist, dass jedes Inselparadies seinen eigenen Tanzstil hat. In den Cook Islands werden in irrem Tempo die Hüften und  Knie geschwungen,  in Tonga geht es mehrstimmig und sehr fröhlich zu, in Fidschi sitzt man meistens  beim Tanzen und hier in Vanuatu ist er Gesang eher monoton und man stampft mal mehr mal weniger immer im Kreis herum (jetzt wissen wir auch warum die alle so breite und platte Füße haben).  Natürlich durfte vor dem großen Abendessen auch ein Schälchen Kava nicht fehlen. Im Gegensatz zu Fidschi wo getrocknete Kavawurzeln verwendet werden und man locker mehrere Bilos trinken kann, ist dieses Gebräu in Vanuatu um einiges stärker und geschmackiger, da frische Kavawurzeln und ein paar Geheimkräuter verpanscht werden.

kräftig stampfen heißt die Devise

kräftig stampfen heißt die Devise

Bereits nach einer vollen Kokosnussschale werden die Knie weich und die Zunge gelähmt (gibt sich aber schnell wieder) – aber man muss alles mal probiert haben. Da wir mit sieben Schiffen zu viele sind um uns auf einem der Schiffe zu treffen,  okkupieren wir einfach Mystery Island für einen Inselbrunch und mit Beacholympiade wenn wir nicht gerade die Flossen auf den Füßen haben und die farbenreiche Unterwasserwelt der Lagune oder des Außenriffs erkunden und uns von der Strömung mittragen lassen.

Brunch auf Mystery Island

Brunch auf Mystery Island

Navadra

Navadra

Obwohl es eigentlich verboten ist haben wir noch einen Zwischenstopp auf Navadra, der westlichsten unbewohnten Insel Fijis eingelegt, denn der Wind war noch ein bisschen zu flau um gut segeln zu können. In der Mitte zwischen drei kleinen Inseln sind wir über türkisen Wasser geschwebt und genau vor uns ein traumhafter weißer Sandstrand geschützt durch eine Barriere von scharfen Korallen.

perfekte Unterwasserwelt

perfekte Unterwasserwelt

Da wir unser Dinghi ja bereits seefest verpackt hatten, haben wir eben nur den phantastischen Ausblick genossen und auf einen Landgang verzichtet (obwohl die Kokospalmen voll mit reifen Früchten waren) und uns mit schwimmen begnügt. Noch eine ruhige Nacht und dann endlich wieder draußen auf offener See. Dort mussten wir uns erst einmal wieder an die Pazifikwelle gewöhnen, denn die letzte größere Überfahrt ist doch schon wieder ein halbes Jahr her (wie schnell doch die Zeit vergeht). Nur drei Tage haben wir bis nach Vanuatu gebraucht, aber dafür war es auch entsprechend ruppig. Da sehr viele Wetterphänomene lokal sind, stimmen die Wettervorhersagen in dieser Gegend leider nur selten und so hat uns kurz vor unserer Ankunft noch eine kräftige Gewitterfront überrascht.

Nahtransport

Nahtransport

Etwa 15 sm entfernt konnten wir die Insel noch gut ausmachen, aber 1 sm davor war alles in eine dicke Wolkenwand gehüllt, sodass wir nicht einmal mehr den Riffgürtel direkt vor uns gesehen haben. So sind wir zwei Stunden vor der Insel gekreuzt bis wir in einem lichten Moment am späten Nachmittag durch den Pass rauschen konnten. Zwar haben wir gute Karten und auch Google Earth-Bilder, aber unseren eigenen Augen und guter Sicht vertrauen wir doch noch am meisten bei unmotiviert in der Unterwasserwelt herumstehenden Korallenköpfen (wir wollen ja nicht gleich unseren neuen Unterwasseranstrich oder mehr riskieren).

warten auf die Fähre?

warten auf die Fähre?

Eigentlich sollte ja die Polizei zum Einklarieren an Bord kommen, aber da tat sich nichts und so sind wir am nächsten Vormittag an Land gefahren und haben die Formalitäten erledigt. Zu unserem größten Erstaunen gibt es hier sogar eine Bank zum Geldwechseln, aber (noch) keinen Bankomat. Bei unserem Spaziergang durch das weitläufige Dorf werden wir gleich freudig begrüßt, aber nicht nur von den Leuten auch die Moskitos freuen sich über frisches Blut. So flüchten wir relativ rasch und kaum an Bord hängen schon die ersten Auslegerboote an der Bordwand. Die meisten haben in ihren Einbäumen Pampelmusen oder Bananen für uns mit und fragen gleich nach Batterien, Leinen, Zigaretten,… oder ob wir z.B. Schuhe reparieren (kleben) können.

traditonelles Haus

traditonelles Haus

So gehen die ersten Flaschen Motoröl und Angelhaken von Bord und unsere Obstvorräte werden aufgestockt. Diese frischen und ausgereiften Grapefruits sind einfach ein Gedicht und auch die kleinen Bananen unglaublich so süß und saftig – also an Vitaminmangel werden wir hier bestimmt nicht erkranken. Leider hat sich die in Chile gekaufte Rostschutzgrundierung als Placebo zu erkennen gegeben, denn alles was wir mit ihr versiegelt haben ist jetzt bereits wieder rostig und so dürfen wir die erst vor einem Jahr mühsam reparierte Bugluke ausbauen, entrosten und nochmals eindichten, denn ein nasses Bett wäre mehr als unangenehm. Frei nach dem Motto – mach die blödesten Arbeiten an den schönsten Plätzen – und wir sind wieder vier Tage beschäftigt.

abendlicher Besuch von SV-Terrwyn und SV-Kajanana

abendlicher Besuch von SV-Terrwyn und SV-Kajanana

Von den fünf Booten die hier ankern, stellen sich zwei weitere als deutschsprachig heraus, obwohl sie unter amerikanischer bzw. französischer Flagge segeln und so ist die bunte internationale Seglergemeinschaft mal wieder zusammen. Mal sind wir bei den Kanadiern Bill und Kathy auf ihrer Terrwyn eingeladen, schnorcheln mit Kaja und Jean-Paul (SV Kajanana) oder lernen Sushirollen auf dem Kat Carinthia bei Dietmar und Suzanne – und wieder einmal sind wir im gesellschaftlichen Dauereinsatz wenn wir nicht gerade schleifen oder streichen.

schau mir ins Auge Kleiner

schau mir ins Auge Kleiner

So schön es auch hier ist, aber irgendwann muss alles leider auch mal ein Ende haben. Es gäbe noch so viele wunderschöne Inseln die wir besuchen wollten, aber leider ist unsere Reisedauer nicht unbeschränkt und irgendwann sollten wir doch auch wieder nach Hause zurückkehren (unsere Eltern werden langsam unruhig) und der Weg ist noch lang. Viele Langzeitsegler bleiben hier hängen und wir verstehen es vollkommen. Fidschi ist wahrscheinlich noch die Gegend in der Südsee, wo man am meisten “westlichen Luxus“ bekommt. Von hier aus wird es immer einfacher und  ursprünglicher, so weit wir dies von Vanuatu und den Salomonen gehört und gelesen haben.

bitte nicht beissen

bitte nicht beissen

Daher sind unsere Schapp`s  auch wieder zum Bersten voll und wir haben sogar noch Extrarationen Mehl, Zucker, Trockenmilch, Ersatzteile, … für die etwas ab gelegeneren Dörfer als Gastgeschenke mitgenommen. Höchst wahrscheinlich wird es auch kein Internet geben (daher in den nächsten Monaten auch nur Texte und keine Bilder).  Eine Woche haben wir jetzt auf das richtige Wetterfenster gewartet und nun  geht es endlich los. Das Ausklarieren in Lautoka hat mal wieder tadellos geklappt, nur die Einwanderungsbehörde ist ein bisschen kleinlich.

hast du was zu futtern für mich?

hast du was zu futtern für mich?

Die müssen am Pier abgeholt und aufs Schiff gebracht werden und erst dort bekommt man dann seinen Stempel in den Pass, darf nichtmehr an Land gehen und muss unverzüglich das Land verlassen.   Na ja, wenn sie es eben so haben wollen, für uns kein Problem. Wir werden jetzt ca. 5-7 Tage auf See sein, bevor wir unser nächstes Ziel – Anatome in Vanutu erreichen.

ein normaler Einkaufstag

ein normaler Einkaufstag

So jetzt schwimmen wir wieder und nun müssen auch die Vorräte wieder aufgefüllt werden, denn bevor wir das Schiff im November aufs Trockene gestellt haben, wurden noch alle verderblichen Lebensmittel verschenkt, aufgegessen oder vernichtet (wir wollten ja während unserer Abwesenheit keinen Kleintierzoo heranzüchten). Zum Glück sind wir bisher von Kakerlaken oder sonstigen Ungeziefer verschont geblieben und hoffen dies auch in Zukunft mit etwas Vorsorge zu schaffen (prophylaktisch steht immer eine Falle herum, die regelmäßig kontrolliert wird).  So schultern wir die ersten Tage mal wieder unsere Rucksäcke und kehren jeden Abend vollbepackt aufs Schiff zurück. Da wir auch einige Dinge in Suva und Lautoka besorgen wollen liegt es nahe, dass wir uns für drei Tage ein Auto zu mieten und endlich auch mal um Viti Levu (die Hauptinsel)  herumfahren.

Babsi`s neues Kuscheltierchen

Babsi`s neues Kuscheltierchen

Man glaubt es kaum, aber es sind doch glatt 640 km zusammengekommen, so groß hätten wir uns diese Insel gar nicht vorgestellt. Im Inneren hohe schroffe Berge mit abenteuerlichen Schotterpisten quer durch den Regenwald in abgelegene Dörfer und zu den Küsten hin wundervolle Strände oder weitläufige grüne Rinder- und Kuhweiden (jetzt wissen wir auch wo die Milch in Fiji herkommt).  Von den Schäden des Zyklons im Dezember sieht man eigentlich nichts mehr, alle Resorts sind bereits wieder hergerichtet und kaputte Stege und zerbröckelte Piers sind sowieso an der Tagesordnung. Die normale Geschwindigkeitsbeschränkung sind 80 km/h, jedoch vor jeder Dorfdurchfahrt steht ein 50km/h-Schild und meistens gibt es Straßenschwellen über die man vorsichtshalber nur im Schritttempo fahren sollte.

Christoph`s neues Haustier

Christoph`s neues Haustier

“Ärmere“  Dörfer machen es gleich viel subtiler, sie lassen einfach die unzähligen Schlaglöcher im Asphalt und zwingen einem damit automatisch langsam zu fahren. Es dürften sich nicht viele Touristen ein Auto ausborgen, denn überall auf der Strecke wird uns zu gewunken und jeder ruft uns “bula bula“ zu.  Wenn wir mal in einem Dorf stehen bleiben ist es meist gleich für einige Zeit, denn sofort kommen alle zusammen um mit uns zu quatschen. Zum Kavatrinken lassen wir uns jedoch nicht überreden, denn dann kommen wir gar nicht mehr weiter. Im Kula Eco Park, einem weitläufigen Natur- und Tiergarten in der Nähe von Suva kommen wir in hautnahen Kontakt mit Schlagen und Leguanen und werden von hunderten Schmetterlingen umschwärmt. Wie soll man sich da bloß losreißen? Wieder zurück am Schiff haben wir all unsere Einkäufe verstaut und sind möglichst schnell raus aus dem Hafenwasser und rüber nach Malolo Lailai geflüchtet, denn dort kann man wenigstens ins Wasser gehen und gemeinsam mit Bertel und Uts von der SY Odin auch mal wieder tauchen.

endlich mal wieder tauchen

endlich mal wieder tauchen

Endlich die Inselwelt hat uns wieder (auch wenn  wir hier erst die restlichen Rostflecken beseitigen – also wieder arbeiten und nicht nur relaxen)

Malolo_03

unter Wasser

Nemo lässt grüssen

Nemo lässt grüssen

die Inselwelt Fiji`s hat uns wieder

die Inselwelt Fiji`s hat uns wieder

Wir haben alles gut nach Fidschi gebracht, bis auf unsere neue MagLite-LED-Lampe, die uns vom australischen Zoll als Waffe abgenommen wurde, weil man damit jemanden erschlagen könnte (wahrscheinlich hat sie eher einem Zöllner gefallen).  Der Klimaschock war gigantisch, von angenehmen trockenen australischen 20-25 Grad in die schwüle Hitze von Fidschi mit ca. 80% Luftfeuchtigkeit und 35 Grad! Das muss der Kreislauf erst einmal verkraften. Die ersten Tage sind wir wie erschlagen, jede Bewegung ist eine Herausforderung, aber trotzdem arbeiten wir zügig weiter.

richtige Arbeitskleidung

richtige Arbeitskleidung

Drei Tage reichen uns zum akklimatisieren und putzen des gesamten Schiffes von innen und außen. Der Zyklon im Dezember hat in jeder Ritze und Kante Unmengen an Staub und Laub hinterlassen. Da wir alles abgebaut und gut verzurrt hatten sind auch die Schäden in erträglichem Maß geblieben. Nur das Toplicht und der Windex sind Opfer des Sturmes geworden und werden sogleich ersetzt. Bereits am Montag sind wir auf den Hardstand am Werftgelände umgestellt worden. Nun hat das muntere pinseln und streichen des Antifoulings begonnen. Die Farbe wurde uns als rostbraun verkauft, unserer Meinung nach ist es aber eher altrosa (na dann nennen wir eben unser Schifferl ab sofort Rosinante).

malen mit vollem Körpereinsatz

malen mit vollem Körpereinsatz

Scheinbar dürften hier nicht allzu viele Segler selbst Hand an ihr Schiff legen, denn laufend kommt irgendjemand vorbei und begutachtet unsere Arbeit. Die Einzigen die mir fürchterlich am Nerv gehen, sind die Securitys. Feste Schuhe beim Arbeiten sind ja selbstverständlich, aber einen Helm tragen beim Rollen des Antifoulings ist schon ein bisschen übertrieben und hinderlich (aber vielleicht erschlägt uns ja ein Tropfen). Keiner der hiesigen Arbeiter trägt einen Helm, außer er hantiert gerade an einem ausländischen Schiff herum und der Eigner ist zugegen.

letzte Handgriffe bevor wir wieder schwimmen

letzte Handgriffe bevor wir wieder schwimmen

Sie flexen und schweissen ohne Sicherheitsvorkehrungen an den alten Stegen herum und bauen neue Schwimmpontons als Ersatz für die vom Cyclon Evan zerstörten. Nach zwei Tagen unter Beobachtung und Kontrolle  (er ist meistens in Sichtweite im Schatten gesessen) kommt unser Sicherheitsbeauftragter und meint, dass wir eine Plane unterlegen müssen, denn der Boden darf keine Farbflecke bekommen.

schneller als man ...

schneller als man …

Da ist mir fast der Kragen geplatzt und ich wollte ihn schon fragen ob wir hier in einem Schönheitssalon oder auf einem Werftgelände sind (Christoph hat mich gerade noch zurückhalten können). Da wir aber sowieso schon fast fertig waren und nurmehr auf den Krantermin retour ins Wasser gewartet haben, habe ich meinen Ärger eben runtergeschluckt. Nach nur einer Woche sind wir wieder im Wasser. Warum wir es so eilig haben ist schnell erklärt, aus Sicherheitsgründen darf man in der Marina Denarau nicht an Bord leben wenn das Schiff an Land steht und so kostet uns jeder Landtag viel Geld, nicht nur die Standgebühren am Werftgelände  sondern auch  jede Nacht im Hotel.

... schauen kann

… schauen kann

Da es hier bereits kurz nach 18 Uhr dunkel wird, ist der Abend meistens noch recht lang, denn so früh können wir noch nicht ins Bett fallen (obwohl wir nach der Arbeit und der Hitze meistens wie erschlagen sind). So gehen wir meistens noch etwas essen in einem der kleinen einheimischen Restaurants oder besuchen den Nadi Farmers Club, wo jeden Tag eine wirklich gute Liveband aufspielt und wir zur Entspannung das Tanzbein schwingen können.

auch wir machen bei den traditionellen Tänzen mit (Christoph rechts hinten)

auch wir machen bei den traditionellen Tänzen mit (Christoph rechts hinten)

Jeden Freitag und Samstag gibt es dort eine fulminante Feuer- und Tanzshow und wir als Stammgäste sind jederzeit willkommen (wir bieten ja auch immer eine Tanzvorführung, denn klassisch tanzen tut man scheinbar wirklich nur in Europa).

Oper von der Harbour Bridge aus

Oper von der Harbour Bridge aus

Genau noch zwei Wochen sind uns geblieben um das Auto zu verkaufen, ein Visum für die Vereinigten Staaten zu organisieren und die restlichen Sachen von unserer langen Einkaufsliste zu besorgen. Wir haben schon in den letzten Wochen fleißig eingekauft, aber erst beim Ausräumen des Autos wird uns der gesamte Umfang so richtig bewusst – so viel Krempel für so ein kleines Boot und das sollen wir alles schleppen?!?

Abschied für längere Zeit

Abschied für längere Zeit

Na ja gut, dann mal rein ins Internet und das Gewicht fürs Fluggepäck erhöhen. Da wir mit Jetstar, einer Billigfluglinie, fliegen müssen wir nämlich für jedes Kilo extra zahlen. Die ersten zwei Tage in Sydney verbringen wir noch gemeinsam mit Christoph`s Eltern, bevor wir sie gut am Flughafen abgeben und sie wieder Richtung Heimat entschweben. Dann geht der Stress erst richtig los. Da wir ja auf eigenem Bug einreisen, können ja nicht das normale Touristen-ESTA-Visum nehmen sondern müssen ein 10-Jahres Visum für die Vereinigten Staaten beantragen. Den 19-seitigen Fragenkatalog der Amis im Internet (inkl. den Namen der Eltern, deren Einkommen und dem Namen des Großvaters) ausgefüllt, eine Kontaktadresse in der USA und Australien besorgt und unseren Obolus von US$ 160,– p.P. berappt, dann erst dürfen wir um einen Interviewtermin ansuchen.

Harbour Bridge am Abend

Harbour Bridge am Abend

Der erste Termin der uns vorgeschlagen wird ist der 10. April – da sind wir aber bereits schon wieder in Fiji, also bitten und betteln wir nach einem Notfalltermin und bekommen ihn zum Glück drei Tage später auch. Was wir nämlich ganz vergessen haben ist, dass Ostern kommt und daher von Karfreitag bis Ostermontag alles geschlossen ist – also vier Tage weniger Spielraum, das wird diesmal verdammt knapp!

St. Marys Cathedral

St. Marys Cathedral

Nach ewig langem Anstehen und vier Stunden warten dürfen wir mit einer “sehr höflichen“ Dame ein Interview führen (Psychologie für Dummies) und unsere Reisepässe abgeben (wenn sie dort einen Roboter hingesetzt hätten, wäre es sicher nicht aufgefallen). Die Pässe sollen uns dann in ca. einer Woche zugeschickt werden. Alles bitten und betteln, dass wir sie persönlich abholen wollen nützt uns nichts, sie werden per Boten an eine australische Adresse zugestellt und da beginnt unser nächstes Problem. Dort wo wir wohnen kann nichts zugestellt werden, da man nur mit Keycard reinkommt und es keine funktionierende Glocke gibt und an der von uns angegebenen Adresse wohnen wir nicht (Zweitadresse unserer Quartiergeberin).

Darling Harbour

Darling Harbour

Aber inzwischen müssen wir uns auch um den Fahrzeugverkauf kümmern, das einfachste ist sich beim schönsten Sommerwetter auf den Travellers Car Market in die dunkle, unfreundliche Kings Cross Garage zu stellen und dort sein Auto anzubieten. Wir entwerfen dazu ein schönes Plakat und Handzetteln, die wir auch in den verschiedenen Jugendherbergen aufhängen.

E-Musik

Didgeridoo modern mit Sounduntermalung

Nur dort liegen und hängen bereits schon unzählige Angebote und einer versucht den anderen zu unterbieten, denn keiner hat wirklich viel Zeit bevor er abfliegt. So schwindet unsere Hoffnung auf einen einfachen und schnellen Verkauf zusehends. Auch in die verschiedenen Foren (Gumtree, Travellermarket,…) stellen wir unser Vehikel rein. Die Einzigen die sich bereits ca. 10 Minuten nach Onlinestellung melden sind mehrere dubiose Leute, die ohne Besichtigung sofort das Auto zum vollen Preis kaufen wollen, jedoch nur über PayPal zahlen wollen/können – da ist ein Haken an der Sache und wir lassen da lieber die Finger davon.

Tumble Circus

Tumble Circus

In der Garage geht es uns nicht besser, rund um uns stehen wirklich kaputte Kraxen, aber davor sitzen junge Leute (Teenager) und am Dach liegen die Surfbretter und die meisten Interessenten sind ebenso gerade erst Schulabgänger. Ein Auto nach dem anderen wird verkauft, aber um uns “Alten“ (ja, wir haben bereits einmal Penisonistenkarten für den Bus bekommen) machen die Interessenten einen großen Bogen, obwohl unser Auto viel besser aussieht und weniger Kilometer am Tacho hat. Nach ein paar Tagen werden wir langsam nervös und überlegen schon wo wir unser treues Gefährt stehen lassen wenn sich niemand findet, aber da kommt uns mal wieder unser buchstäbliches Glück zur Hilfe und das Auto ist innerhalb von einer Stunde an zwei junge Franzosen verkauft.

Barolosolo

Ile O – Barolosolo Cirkus Company

Am Karfreitag bekommen wir dann sogar Nachricht von der Post, dass der erste Zustellversuch unserer Reisepässe fehlgeschlagen ist (kein Wunder) und wir versuchen es am Nachmittag auf gut Glück direkt beim zuständigen Postshop. Scheinbar dürften wir so bemitleidenswert ausgesehen haben, dass uns die Postbeamtin auch ohne Meldezettel und Reisepass (sind ja im Paket) doch die Postsendung ausgehändigt hat.

Full Cream Circus

Full Cream Circus

Total glücklich, dass doch noch alles funktioniert hat sind wir ins lange Osterwochenende gegangen und konnten doch noch im Darling Harbour das Hoopla-Festival mit nationalen und internationalen Zirkus- und Strassenkünstlern genießen. Besonders angetan hat es uns die französische Gruppe Barolosolo Circus Company mit ihrer irre lustigen Slapstickshow mit Musikuntermalung in einem Swimmingpool und das irisch-schwedische Comedyduo Tumble Circus mit einer spektakulären Trapez- und Hula Hoopnummer.

holländische Strassenkünstlerin

Lisa Lottie, Direktimport aus Holland

Aber auch die “normalen“ Strassenkünstler haben teilweise sehr interessante Vorstellungen geboten und wir haben uns nach drei Tagen richtiggehend losreißen müssen um noch unser Städtebesichtigungsprogramm mit Wanderung über die Harbour Bridge, Hafenrundfahrt nach Manly, … zu absolvieren. Vier Monate Australien waren wirklich genug und wir freuen uns jetzt schon wieder richtig auf unser Schiff!

in den Blue Mountains

in den Blue Mountains

Der Kreis schließt sich langsam, vor dreieinhalb Monaten sind wir im Hochsommer von Sydney gestartet und nun kleiden sich die Bäume vor den Toren der Stadt  bereits in rot-goldene Blätter und die Tage werden schon merklich kürzer und die Nächte kühler. Eilig haben wir es jedoch nicht, wieder in die Großstadt zu kommen und so schummeln uns hinten rum über Wisemans Ferry zu den Blue Mountains die 2000 zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt wurden. Diese Gegend ist eine sehr beliebte Motorradstrecke am Wochenende.

Leiervögel

Leiervögel

Wir sitzen  gerade gemütlich beim Kaffee am Wasser, als sich eine Gruppe Motorradfahrer einquietscht und  unser Auto umlagert, sie gucken herum, versuchen ins Innere zu schauen (ist nicht so einfach, da wir getönte Rückfenster haben). Zuerst beobachten wir sie, aber dann werden wir neugierig und fragen was sie suchen. Es stellt sich heraus, dass es die Vorbesitzer unseres Wagens sind und so erfahren wir etwas mehr über die Vorgeschichte unseres Schnauferls und sie sind froh, dass das Auto noch in so gutem Zustand ist.

Bridal Veil Falls

Bridal Veil Falls

Von dieser Seite aus sind kaum Touristen (die meisten fahren von Sydney aus) und so haben wir die ganze Gegend fast für uns alleine.  Kleine verträumte Ortschaften schmiegen sich zwischen spektakuläre Schluchten mit unzähligen Wasserfällen. Speziell in der Früh liegt über den Tälern ein bläulicher Dunst, der dieser Region seinen Namen gibt. Es ist ein ganz feiner Ölnebel der aus den riesigen Eukalyptuswäldern verdunstet. Wir wandern von einem Lookout zum nächsten und können uns gar nicht sattsehen  an den senkrechten Sandsteinfelsen und den tief darunter liegenden nahezu undurchdringlichen grünen Tälern, aber das schönste ist immer noch die Geräuschkulisse. Blue M.03Der helle Klang der Bellbirds mischt sich mit dem “ Lachen“ der Kookaburras und dem melodischen Rufen der Leiervögel. Auf jeden Fall braucht man hier gute Kondition und sollte schwindelfrei sein, denn die Wanderwege bestehen zum Großteil aus unzähligen in den rohen Stein geschlagenen Stufen oder halsbrecherischen Leitern die sich in tiefe Schluchten hinunter winden. Wir sind einen Teil des 1906 angelegten spektakulären National Pass gegangen und haben vom Grand Stairway direkt mehrere hundert Meter tief die senkrechte Steilwand hinuntergeblickt.

da war unsere Grenze erreicht

da war unsere Grenze erreicht

Ach ja, man sollte den Rangern nicht immer glauben, wenn sie meinen einen abgelegenen Campingplatz empfehlen. Schon die Einfahrt zu Murphy`s Campground zu finden war eine Herausforderung, aber dann ist es 10 km wirklich holprig, rutschig und steil geworden. Ich bin ja bei Gott nicht feig, aber als wir schlussendlich vor einem  ca. 2m tiefen Matschloch gestanden sind, haben wir doch aufgeben müssen. Christoph ist noch zu Fuß die letzten paar hundert Meter gegangen und hat gemeint, dass es ein all-inklusive Platz mit Duschen, Toiletten und Grillplatz ist, aber das hat uns nicht viel genützt wenn wir nicht hinkommen (außerdem war dort niemand – kein Wunder). So haben wir uns einfach neben den Wanderweg gestellt und dort übernachtet.

Watermonitor - Mann ist das gut!

Watermonitor – Mann ist das gut!

Das dürfte der ansässigen Possum-Familie nicht gefallen haben, denn sie haben uns am Abend mit Nüsschen beschossen (oder haben sie nur ihr Abendessen genossen und die Reste einfach fallen lassen – wer weiß?).  Beim Frühstück sind Waldarbeitern vorbeigekommen und waren sehr verwundert, dass hier mitten im Wald ein Zweiradantrieb herumsteht, denn sie fahren hier nur mit Geländewagen herum – tja, eben typisch Touristen! Da wir noch ein paar Sachen von verschiedenen Botschaften brauchen, fahren wir nochmals nach Canberra. Im österreichischen Konsulat werden wir fast von Heimweh überwältigt vom verführerischen Duft nach frischen Semmeln und Kaffee.  Es ist schon witzig so weit weg von der Heimat Bilder und Prospekte von Bad Gastein, Wien oder Innsbruck zu sehen und echt Wiener Dialekt zu hören.

Christoph im Zwiegespräch

Christoph im Zwiegespräch

Aber wir brauchen auch noch ein Visum für PNG und die Vereinigten Staaten, was sich als nicht so einfach herausstellt. Der amerikanische Botschafter wohnt scheinbar nur hier, kann aber keine Visa ausstellen. Dazu müssen wir nach Perth, Melbourne oder Sydney – warum sagen die das uns nicht gleich und das Visum für Papua Neuguinea geht nur kurzfristig und muss auf den Salomonen gemacht werden. Ein gutes hat es jedoch, wir treffen wieder mit Marianne und Alexander zusammen, die sich auch bereits bis hier durchgeschlagen haben. So machen wir gemeinsam zwei Tage Canberra unsicher und fahren dann zusammen zum Pebbly Beach im Murramarang NP wo die Kängurus, Wallabys und Quolls bereits auf uns warten.

spotted quoll

spotted quoll

Die beiden wollen jedoch noch ein paar Tage in die Blue Mountains und wir zuckeln inzwischen langsam die Küste und Kangaroo Valley rauf bis nach Sydney wo wir uns dann wieder treffen werden.

Buchseite 12 von 40
1 10 11 12 13 14 40

Kategorien