mit Segel geht es schneller

Die letzten Tage in Yangasa waren einfach traumhaft, jeden Tag schnorcheln oder tauchen und hier ist wirklich noch alles unversehrt – ok, der letzte Hurrikan hat einigen Korallenschrott hinterlassen, aber die neuen Korallenstöcke haben dies bereits schon wieder fast ausgeglichen. So ragen riesige Fächer- und Tischkorallen an den Abhängen und farbenfrohe Weichkorallen und Anemonen wiegen sich in der Strömung. Da hier ja nur selten und dann mit Leine und Haken gefischt wird, erreichen die Fische ihre volle Größe. So glotzen uns 2m große Napoleons an und ausgewachsene Stachelmakrelen (ca. 1m) verteidigen ihr Revier. In allen Farbschattierungen leuchten die wulstigen Lippen der Mördermuscheln und mit ihnen konkurrieren die kleinen und größeren Rifffische – ein Farbspektakel sonder gleichen. Die Fischer verwöhnen uns mit Fischen und Langusten und wir sie mit ihren geliebten Zigaretten (unglaublich was die wegrauchen können, sind wir froh Nichtraucher zu sein). Schweren Herzens verabschieden wir uns heute von Yangasa, aber die erste Tropical Depression naht und wir wollen dann doch lieber einen guten, gegen Nordwind, abgeschirmten Ankerplatz haben. Den finden wir nur 10 sm weiter in der rundum geschützten Lagune von Fulanga.

noch ein bisschen Frischproviant gefangen

Leider ist der Wind fast zu schwach zum Segeln und so brauchen wir länger als gedacht, aber heute ist es noch wolkenlos und kaum eine Welle, was sich am Samstag bereits ändern soll. Für diese Inselgruppe haben wir kaum Kartenmaterial, wir wissen nur, dass nichts markiert ist, der Pass 3kn Strömung hat, sehr schmal und seicht ist und dass es nachher viele Untiefen gibt – also mal wieder richtig spannend. Zu unserem Glück fährt vor uns ein großes Motorschiff in die Lagune ein und wir verfolgen es neugierig mit dem Ferngucker – es fährt einen richtiger Zick-Zack-Kurs, na bravo.

da ist die Sonne einfach schon zu tief

Wir haben Glück und im Pass ist keine Strömung, aber die Sonne ist schon so tief, dass das Wasser extrem spiegelt und die Korallenköpfe nur schwer auszumachen sind. So ankern wir gleich hinter der nächsten Felseninsel und suchen erst morgen bei besserem Licht einen idealeren Ankerplatz. Was wir bis jetzt sehen gefällt uns ausgesprochen gut. Eine weitläufige türkise Lagune mit klarem Wasser und unzähligen Mushroomrocks, die mit Palmen und Kletterpflanzen bewachsen sind.

wann kippt er?

Manche sind unten so ausgespült, dass sie sicher bald umkippen werden, aber bis dahin sehen sie wie ein Blumenbukett aus. Kaum das unser Anker liegt, hängt auch schon das erste Auslegerkanu an unserer Seite und fragt wo wir herkommen. Wir schielen neugierig in ihr Boot und sie begierig auf das bereits bereitliegende Packerl Zigaretten in unserem Cockpit. Schnell ist der Deal gemacht und ein ansehnlicher Barsch schmort in unserer Pfanne. Wir versprechen gleich am nächsten Tag unsere Aufwartung im Dorf zu machen. Schnell hat sich unsere Anwesenheit durchgesprochen, denn dauernd kommen Leute vorbei, bringen uns Obst und fragen nach Glimmstängeln (eine echte Sucht hier).

Traumzeit !?!

Den richtigen Wind abgewartet und schon sind wir die 116sm weiter südlich im Yangasa Cluster gelandet, einem ca. 8 sm weitem Atoll mit vier unbewohnten Inseln. Leider zieht es genau 3 Meilen vor der Riffeinfahrt zu, sodass wir uns nur ausgesprochen vorsichtig in die Lagune rein tasten können, denn ganz unmotiviert wachsen hier einfach Korallenköpfe aus den Tiefen herauf (ist doch wirklich eine Sauerei, nicht mal aufräumen können die hier). So darf Christoph mal wieder in unser „Krähennest“ klettern und mir von oben die Richtung weisen.

da heisst es aufpassen

Da die Gegend ja noch bis vor kurzem für Segler gesperrt war, gibt es auch keine genauen Karten (und die lokalen Fischer kennen sich ja eh aus). Bei Google Earth kann man in Wien jedes einzelne Haus erkennen, aber für die Inseln hier bekommt man nur Bilder in relativ schlechter Auflösung (braucht ja sonst niemand) – wie auch immer, wir haben es mal wieder geschafft und schaukeln jetzt einsam in unserem privaten Pool bei Navutu-I-Loma, der einzigen Insel wo man im Norden in einer 800m weiten geschützten Bucht zwischen Korallenköpfen und Felsspitzen auf 5m Tiefe im glasklaren Wasser liegen kann. Vor uns sind sechs (!!) weiße Sandstrände dahinter ein undurchdringlicher Dschungel und Unmengen an Kokospalmen.

morgentlicher Besuch

Am Abend liegen wir bei Mondschein im Cockpit und genießen unsere frisch aufgeschlagenen Kokosnüsse (prickeln fast wie Champagner) und in der Früh schwimmen wir mit den Mantas um die Wette. Ja, die haben kaum Scheu und kommen neugierig fast bis ans Schiff ran. Schon drei Tage leben wir dieses Robinson-Leben, jedoch gestern als wir von unserer Schnorcheltour auf der anderen Seite der Insel zurückkommen ist plötzlich Highlife in unserer Bucht. Vom Nachbaratoll Namuka sind einige Fischerboote gekommen sowie ein kleinerer Fischtrawler aus Suva. Ganze Familien haben sich am Strand ein Camp aus Planen und Matten aufgeschlagen und überall brennen bereits die Kochfeuer, denn essen ist hier das wichtigste.

Strandcamp

Wir fahren mit unserem obligatorischen Sevusevu rüber und werden sogleich freundlich empfangen und dürfen auch die nächsten Tage hier bleiben. Zion erklärt uns, dass sie für die nächsten 3-5 Tage hier fischen und wenn der Fischtrawler mit 2 Tonnen Fisch voll ist bekommen sie ihr Geld und fahren wieder zurück auf ihre Insel. Gefischt wird hauptsächlich in der Nacht mit normalen Leinen und nur die Köderfische und der tägliche Eigenbedarf wird gespeert. So fahren die Männer vor Sonnenuntergang mit ihren Booten raus und kommen erst bei Sonnenaufgang wieder, dann werden sie bereits von ihren Frauen mit einem kräftigen Frühstück erwartet. Auch wir sind dazu eingeladen und neben den obligatorischen Breakfastcrackers (stauben aus den Ohren), dampft bereits der frische Fisch in Kokosmilch und Curry und die Cassavawurzeln in den Töpfen (unglaublich lecker).

unglaubliche Felsformationen

Die größte Spezialität sind jedoch die gekochten Fischeingeweide, für die wir uns aber nicht so begeistern können. Wir machen uns gleich mal beliebt, denn Christoph repariert rucki-zucki eine abgebrochene Harpune. Für uns einfach mit Akkubohrer und Kunstbohrer, denn der unglückliche Taucher wäre sicher den ganzen Tag gesessen und hätte mit seiner Machete in den Holzsplittern herumgepult. Es ist manchmal so einfach sich Freunde zu machen (neben den überall beliebten Zigaretten)

Bay of Islands

Gerade haben wir im Internet gelesen, dass sich am Wochenende in Österreich ein Wintereinbruch mit Schneefall bis in tiefe Lagen  angekündigt und bei uns wird es jetzt von Tag zu Tag heißer und schwüler, na ja eben Beginn der Regenzeit. So angenehm und gemäßigt es bisher war, aber jetzt ziehen immer wieder sehr ergiebige Regenwolken begleitet von unberechenbaren Windböen über uns. Ist aber kein größeres Problem, denn in den engen Buchten und schmalen Kanälen der Bay of Islands mit unzähligen kleinen Steinpilzen und hohen Felswänden sind wir recht gut geschützt. In den letzten Wochen haben wir uns durch die traumhafte Inselwelt rund um Vanua Balevu treiben lassen – einsam, denn bisher haben wir noch kein anderes Segelschiff gesehen.

Schwammerl im Aquarium

Die Lau Inseln liegen direkt auf dem 180. Längengrad und haben früher mal zu Tonga gehört, sind aber noch immer unabhängig. Erst seit ein paar Monaten darf man hier auch mit dem normalen Cruiserpermit herumsegeln (früher nur mit persönlicher Einladung eines Dorfes und dann auch nur in deren Bereich). Es gibt natürlich hier noch keine Infrastruktur (Marina, Supermärkte, Restaurants, Internet,…) was jedoch von vielen Seglern erwartet wird. Die letzten Jahre waren im Schnitt 20 Schiffe hier unterwegs und dieses Jahr durch die Öffnung sind wir bereits das 52. Schiff! Wir aber lieben diese Einsamkeit und  Abgeschiedenheit, es ist alles noch so ursprünglich. So düsen wir mit dem Dinghy zwischen den bizarren Felsinselchen herum und verirren uns fast in den unzähligen mystischen anmutenden Pools – es ist wie eine verwunschene Fabelwelt. Anlanden ist jedoch kaum möglich, denn die Korallenfelsen sind scharf und außerdem dicht bewachsen, aber Christoph hat doch eine Möglichkeit gefunden. In dem milchig-grünen Wasser zwischen den bizarren Felsköpfen patrollieren Schwarzspitzenhaie auf Futtersuche und Schildkröten tauchen immer wieder auf und beäugen uns neugierig. 

Flughund

Kurz vor Sonnenuntergang ist dann plötzlich der ganze Himmel von tausenden Flughunden verdunkelt, die sich auf die nächtliche Futtersuche begeben und erst unter lautem Schreien in den frühen Morgenstunden zurückkehren – also alles im allem ein echtes Paradies, aber wie lange noch? Leider kränkeln wir bereits seit ein paar Wochen abwechselnd mit Hals- und Mittelohrentzündung herum und daher ist im Augenblick nichts mit tauchen – echt schade, denn hier am Pass und Aussenriff wäre es sicher toll. So fahren wir langsam weiter und machen natürlich auch einen Stopp im Bavatu Harbour wo wir die 271 Stufen (Rekord sind 56 sec., aber nicht von uns) zur Plantation hinaufsteigen und dann zum Lookout über die Bay of Islands wandern.

Aussichtspunkt auf die Bay of Islands

Es ist einfach sagenhaft der Blick von dort oben über die gesamte Inselwelt, die wir in den letzten Tagen befahren haben. Ach ja, hier ist der wahrscheinlich einsamste Yachtclub der Welt, nur offen wenn sich eine der Superyachten ansagt mit riesigem Clubhaus, Stegen und Mooringbojen. Seit wir bei der Hochzeit eingeladen waren und nun doch schon in mehreren Dörfern eingeführt sind,  kommen die Fischer immer wieder mal auf eine Zigarettenlänge und einem Plausch bei uns vorbei (so gut kann man sich gar nicht in den tiefen Buchten verstecken). So hat auch Bill am Samstag vorbeigeschaut  und uns zur sonntäglichen Kirche mit anschließendem Lunch bei seinem Bruder in Mavana eingeladen. 

fertig für den Kirchgang?

Gerne haben wir zugesagt und ich habe noch rasch einen Schoko-Bananenkuchen zum Mitnehmen gebacken. Da man mit dem Schiff schlecht vor dem Dorf stehen kann, fahren wir in der Früh die drei Meilen bis zum Ort mit dem Beiboot. Unser Sevusevu hatten uns bereits vor zwei Tagen die Jungs, die am Strand das Kopra trocknen, für den Chief abgeknöpft. So haben wir nur ein Päckchen Kavawurzeln und den Kuchen als Gastgeschenk für die Essenseinladung bei Mo (ist der Headman des Dorfes)  mitgenommen. Wie peinlich, denn es stellt sich heraus, dass die Jungs das Kava scheinbar selbst getrunken und nicht wie versprochen dem Chief übergeben haben. Wir entschuldigen uns beim Dorfhäuptling, sind aber jetzt natürlich in einer Zwickmühle. Nur den Kuchen für unseren Gastgeber und das Kava für den Chief oder doch alles in eine Hand – wir wissen nicht wie. Auf jeden Fall sehen uns die Übeltäter und versuchen sich unauffällig zu verdrücken, aber das ist jetzt nicht mehr unser Problem. Ebenso treffen wir das Brautpaar beim Gottesdienst wieder und fragen sie wie ihnen die von uns ausgedruckten Fotos gefallen, die wir Sam für sie mitgegeben haben.

ganz schön kess

Wir ernten nur einen ungläubigen Blick des Bräutigams. Was lernen wir daraus, vertraue niemanden, es ist scheinbar hier nicht weit her mit der Ehrlichkeit (aber oft wissen wir vorher nicht ob wir die Leute wiedersehen oder aber selbst ins Dorf kommen). Da uns schon wieder mal die Zeit davonläuft fahren wir noch ein Stückchen weiter bis in die „Metropole“ Lomaloma – es ist der Hauptort mit Post, Polizei, Hospital, einem Supermarkt, ca. 40 Häusern und der einzigen Internetverbindung in der ganzen Inselwelt. Das Internet ist zwar wie die Schneckenpost (ca. 15 Min. bis eine Seite geladen ist), aber besser als gar nichts. Von hier brechen wir mit dem nächsten N-Wind in Richtung der südlichen Lau-Inseln auf. Ach ja, wir haben jetzt auch Haustierchen. Im letzten Sack Mehl hat sich eine Großfamilie Rüsselkäfer und Mehlwürmer breit gemacht. Na hoffen wir mal, dass sie sich nicht weiter ausgebreitet haben!

Andere Länder, andere Sitten – jede Insel und auch das Wasser davor gehört einem Dorf und wird eifersüchtig bewacht. Auch wenn man keine Menschenseele sieht, bemerkt wird man doch, denn die Männer fahren regelmäßig zum Fischen raus und sehen einfach alles. Wehe dem, der sich zu lange in den Inseln versteckt und nicht zeitgerecht seine Aufwartung im Dorf macht.

Daliconi

Dementsprechend sind wir am Montag nach Delaconi gefahren um den dortigen Chief mit unserem Sevusevu gnädig zu stimmen. Ein hübsch verschnürtes Päckchen Kava, Zuckerln und ein paar Packerln Zigaretten in eine Tasche gepackt und los, denn wir werden bereits am Strand von einer Horde Kinder und Sam, dem Tourismusbeauftragten des Dorfes (ja, sie lernen schnell) erwartet. Sam ist dann mit uns zum Dorfhäuptling gegangen und hat unser Sevusevu präsentiert. Nach einem kurzen Zeremoniell werden wir für würdig befunden und in die Dorfgemeinschaft aufgenommen, jedoch wird uns auch sogleich eine Liste der Projekte für das Dorf vorgelegt, wo wir uns mit einem finanziellen Beitrag beteiligen dürfen (nicht blöd gemacht). Bis nachmittags sitzen wir auf der Matte vor dem Haus und laufend kommen neue Leute zum tratschen und rucki zucki sind unsere mitgebrachten Zigaretten in Rauch aufgegangen (hier qualmt scheinbar jeder).

Kavazeremonie (rechts von mir Sam und in der hinteren Ecke der Chief von Daliconi)

Eigentlich wollten wir ja nur unser Kava-Päckchen abgeben und dann gleich wieder in die Inselwelt entschwinden, aber wir bekommen die (wahrscheinlich) einmalige Chance als neue „Dorfmitglieder“ am Mittwoch bei einer Hochzeit eingeladen zu sein, was wir natürlich nicht ausschlagen wollen (wäre auch unhöflich). Da wir so herzlich aufgenommen werden, verlängert sich eben unser Dorfaufenthalt um ein paar Tage (warum auch nicht?). Auch diesmal werden wir mit Vitaminen beschenkt. Wir bringen nur kurz die Tüten voller erntefrischer Mangos und Papaya an Bord und essen eine Kleinigkeit, denn am Abend sind wir zum Kava trinken eingeladen.

und immer mit Musik

Was genau in diesem Zeug drinnen ist wissen wir nicht so genau, aber bei uns würde es sicher unters Suchtmittelgesetz fallen. Nach ein paar Schälchen bekommt man einen leicht dämlich belämmerten Gesichtsausdruck und alles wird ganz leicht um einen. Wenn man zu viel davon trinkt hat man am nächsten Tag einen richtig dicken Kopf. Also uns ist ein gescheites Bier lieber, damit können wir besser umgehen. Kurz vor der Geisterstunde verlassen wir die gemütliche Runde, die aber noch bis in die frühen Morgenstunden weitergegangen ist, wie wir am nächsten Morgen erfahren. Unser Ziel an diesem wolkenlosen Tag ist jedoch der höchste Hügel neben dem Dorf um einen schönen Rundumblick über die grandiose Inselwelt und die riffgespickte Bucht zu haben.

Blick über Daliconi-Bay

Für diese Tour ernten wir, wie meistens, nur ein müdes Kopfschütteln von den Einheimischen. Von den Kindern begleitet sehen wir uns auf dem Weg noch ihre Schule an und halten ein kleines Referat über Österreich und unsere bisherige Reise. Obwohl das Dorf nur 137 Bewohner hat, besuchen 35 Kinder die Schule. Es gibt acht Klassen und nur zwei Lehrer, uns interessiert natürlich das System, wie ein Lehrer gleichzeitig in vier Klassen unterrichten kann. Es mutet ein wenig chaotisch an, aber mit Hilfe von „Klassensprechern“ werden Gruppenaufgaben verteilt, die von den Einzelnen gelöst werden müssen. So schlecht dürfte das System nicht sein, da das Allgemeinwissen der Leute hier, auch im Bezug auf Europa recht gut ist.

wo ist denn Österreich?

Wieder mal in der größten Mittagshitze schlagen wir uns schließlich durch das Dickicht zum Gipfel, es ist zwar sehr heiß und anstrengend, aber der Ausflug hat sich für uns auf jeden Fall ausgezahlt denn von oben sind die unterschiedlichen Farben der Lagune und des vorgelagerten Riffgürtels noch besser zu sehen. Da wir doch etwas müde sind und für die morgige Hochzeit fit sein wollen, schlagen wir einen neuerlichen Kavaabend dankend aus. Mittwochmorgen putzen wir uns heraus und warten gemeinsam mit den anderen Dorfbewohnern auf den Truck, der uns nach Mavana zur Hochzeit bringen soll (ausgemacht ist acht Uhr, aber da sieht man noch keinen Menschen – um 8:30 lassen sich die ersten blicken – naja eben Fijitime!). Eine gute Stunde rumpeln wir über die unebene Straße der Insel Vanua Mbalavu bis auf die andere Seite. Mavana ist mit guten 500 Einwohnern um einiges größer, wobei von hier der (noch immer inhaftierte) ehemalige Premierminister Fidschis stammt und daher das Dorf ein sehr hohes Ansehen hat.

Gemüse ….

Bereits seit den frühen Morgenstunden sitzen die Frauen des Dorfes am Boden und schneiden und schnipseln Unmengen an Gemüse und Fleisch. Die Männer überwachen inzwischen die großen brodelten Kochtöpfe mit dem Fleisch sowie den Lovo (Erdofen) in dem das Gemüse gegart wird. Anders als in den restlichen Inselstaaten wird in Fiji nur selten das Fleisch gegrillt sondern meistens gekocht und wenn, dann nicht gemeinsam im Erdofen mit dem Gemüse gegart (hat irgendwelche religiösen Hintergründe, von wegen Vegetarier usw.) Für diese Hochzeit wurden drei Rinder und zehn Schweine geschlachtet sowie unzählige Hühner und Fische haben ihr Leben gelassen.

… und Fleisch muss her!

Stundenlang köchelt alles vor sich hin und ein appetitlicher Geruch zieht durch das Dorf. Auch die Bräuche sind sehr unterschiedlich, Männer und Frauen feiern hier getrennt. Die Frauen sitzen gemeinsam in einem Rundhaus und „bewachen“ die Hochzeitsgeschenke wo kein Mann Zutritt hat, während die Männer bereits seit Stunden unter einem Sonnensegel sitzen und dem Kava zusprechen. Die Rangordnung bei der Kavazeremonie ist sehr wichtig und wird streng eingehalten.

Männersache ?!?

Am Kopf sitzen der Chief und seine fünf Unterchiefs rechts und links von ihm. Gegenüber sitzt der Headman, dahinter alle Offiziellen des Ortes usw. Es ist für uns nicht einfach alles richtig zu machen, aber es gibt immer jemanden der uns unauffällig an den richtigen Platz schiebt. Abgesehen davon wurde uns erklärt, dass wir als palagi (Europäer) neutral sind und somit überall hingehen dürfen. Ist vor allem für mich sehr praktisch, weil ich mich zwischen der Frauen- und der Männerwelt hin und her bewegen kann. Da wir nicht genau wissen, was man hier zu so einem Anlass schenkt haben wir ein Fresspaket mit Kaffee, Erdnussbutter, Corned Beef, Nudeln usw. zusammen gestellt und noch ein Kuvert mit etwas Barem beigelegt.

Präsentation eines kleinen Teils der Hochzeitsgeschenke

Die Frauen kommen mit riesigen Paketen Stoff, Bettwäsche, Polstern und Decken, die zu riesigen Bergen aufgestapelt werden. Auf meine Frage hin, wie das Brautpaar all dieses verwenden soll ernte ich nur ein Lächeln, denn hier ist es so, dass alles geteilt wird. Einen Teil bekommt das Brautpaar, einen Teil die Familie der Braut, einen Teil die Familie des Bräutigams, einen Teil die Dorfgemeinschaft und ein Teil geht wieder zurück an das Dorf, das es geschenkt hat – sehr kompliziert und verwirrend, aber so ist das hier mit dem Teilen, also gehört im Prinzip alles der Gemeinschaft.

das Brautpaar mit ihren Trauzeugen

Gegen Mittag geht es dann endlich in die Kirche, das Brautpaar und die Trauzeugen in wunderschöne, aber nicht sehr kleidsame Tapas gewickelt (sogar Claudia Schiffer würde damit unterquadratisch aussehen) und mit wohlriechenden Blumenketten behängt. In und vor der Kirche dann Gesänge bis der ganze Brautzug dann wieder am Festplatz bei der inzwischen bereits gedeckten Tafel ankommt. Die Männer sind nicht mit zur Kirche gegangen, sie sitzen noch immer vor der riesigen Kavaschüssel (ich habe gefragt, es gehen dort rund 50l rein und sie wird permanent nachgefüllt). Im Laufe der Feierlichkeiten wird Kava im Wert von F$ 1.000,– (ca. € 500,–) getrunken d.s. ca. 35kg. Auch beim Essen wird eine genaue Rangordnung eingehalten, denn zuerst essen die Chiefs, Würdenträger und engste Familie und erst danach darf das „Fußvolk“ zu Tisch gehen. Wir als einzige Palagis haben die große Ehre an der Tafel des Brautpaares sitzen zu dürfen (die meisten aus Delaconi dürfen erst später essen).

Hochzeitstafel

Wir genießen es mal wirklich einheimische Küche zu probieren und kosten uns durch Ziege mit Cassava, Fisch in Limetten-Kokosmilch, würzigem Rind mit Taro und vielem mehr. Wir bekommen zwar einen Teller, aber gegessen wir mit den Fingern, sogar das sehr soßige Schweinsragout – wieder eine neue Erfahrung. Nach dem Essen wird getanzt und Christoph ist oft Ziel der Begierde der lokalen Damenwelt (kann ich aber verstehen, mit seinen blonden Locken ist er hier sehr exotisch), abgesehen davon dürften die Männer hier eher Tanzmuffeln sein und wir machen eben bei jedem Blödsinn mit.

ein Plausch mit dem Bräutigam

Weiter ist es dann mit der Segnung des Brautpaares durch die Familie gegangen. Auch mir haben die Damen Polster in die Hand gedrückt und damit sind wir laut singend durch das Dorf gewandert und bei fast jedem zweiten Haus wurden die Polster auf große Haufen geworfen und der Hausvorstand hat einen Segen über das Brautpaar ausgesprochen, danach sind wir singend weitergezogen (eigentlich sehr lustig). Gegen Abend wurde dann das letzte Schwein und die restlichen Cassavawurzeln und Grünzeug verteilt – zuerst wurde alles zerteilt und auf die Erde gelegt, danach aufgeteilt auf verschiedene Bananenblätter und dann hat jede Familie im Dorf seinen Anteil zugewiesen bekommen.

jede Familie bekommt ihren Anteil

Erst als es dunkel wird werden wir wieder auf den Truck geladen und fahren alle zurück in unser Dorf. An diesem Tag haben wir so viele nette Menschen kennengelernt und Kontakte zu anderen Inseln und Dörfern geknüpft, dass uns richtig der Kopf schwirrt. Geschafft und müde sinken wir ins Bett und müssen erst diese vielen und tollen Eindrücke und Erfahrungen verarbeiten. Bereits am nächsten Morgen bekommen wir Besuch von Bill, seiner Familie gehört die Insel Malima im NW der Lau`s. Er packt uns in sein Motorboot und wir fahren eine Bucht weiter in das Dorf Malaka wo uns bereits sein Freund, der dortige Chief erwartet.

Enkelin des Chiefs

Wir machen brav unser Sevusevu und sind nun auch in diesem Dorf gern gesehene Gäste. Diesmal sitzen wir in einer offenen Strohhütte auf Matten vor der Kavaschüssel und gleich neben uns wird auf dem offenen Feuer gekocht. Für mich eine gute Gelegenheit den Frauen ein bisschen auf die Finger und in die Töpfe zu schauen. Man glaubt ja gar nicht wie einfach und primitiv das Leben sein kann – kein Strom und somit auch kein Kühlschrank! Alles wird frisch verarbeitet oder die gefangenen Fische über dem offenen Kokosnussfeuer aufgehängt und geräuchert. Hygiene wie bei uns ist hier unvorstellbar, alles wird am Boden zubereitet, zwischen Töpfen und Tellern wälzt sich ein Hundewelpe und die Hühnchen picken ganz ungeniert in den Lebensmitteln herum. Notiz im Hinterkopf – wenn wir wieder am Schiff sind, ein großer Schluck Whiskey zum Desinfizieren. Wir werden vom Chief zum Lunch eingeladen und so unangenehm es uns auch ist, aber wir müssen als Gäste zuerst essen und erst später greifen dann die Anderen zu. Es ist zwar einfach, aber wirklich lecker und da alles gut durchgekocht ist, haben wir auch keine große Angst vor Montezumas Rache. Am Nachmittag bringt uns Bill wieder auf unser Schiff, denn gegen Abend haben wir Sam und Lohai eingeladen. Sam bringt uns ein Stück Rindfleisch und Senfkohl mit und meint dies ist unser Anteil von der geschlachteten Kuh (wir sind ja in der Dorfgemeinschaft integriert), denn letzte Nacht ist einer der Dorfältesten in Mavana gestorben und wurde heute beerdigt. Diese Feier dauert jetzt wieder vier Tage und dafür wurden wieder vier Rinder und zwölf Schweine geschlachtet. Tja, so nahe liegen Hochzeit und Tod beieinander, aber einen Grund zum Feiern oder Trauern findet sich immer.

alle Mann herbei – die Show beginnt

Endlich wieder in der Einsamkeit, hierher „verirren“ sich nicht sehr viele Schiffe. Der Weg ist lang, feucht und mühevoll, aber hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Von Malolo Leilei konnten wir noch relativ gut bis an die Küste von Viti Levu segeln, dann jedoch hat der Wind gedreht und uns genau auf die Nase geblasen, sodass ein Weiterfahren nur unnötige Kraftanstrengung gewesen wäre. Also in der Momi Bay Anker runter und noch vor dem ersten Hahnenschrei die Maschine angeworfen, denn der Wind kommt hier meistens erst am späten Vormittag auf und bis dahin sind wir bereits in Likuri Harbour, wo schon Helmut und Kerstin (SY LopTo) auf uns warten. Gemeinsam wandern wir am Nachmittag um das kleine Eiland (dauert ca. 40 Minuten) und sehen uns am Abend die großartige Tanz- und Feuershow im Robinson Crusoe Resort an.

Etwas kitschig ist diese Aufführung inklusive Kavazeremonie und Feuerlauf schon, aber dies wollen die um viel Geld hier ankutschierten Touristen eben sehen (und diesmal auch wir mitten drin). Gegen Nachmittag sind immer mehr Schiffe eingetrudelt und mit zehn Schiffen war es dann so richtig voll. Die meisten haben wir bereits aus Musket Cove gekannt und so war ein lustiger Abend bereits vorprogrammiert.

Wir sind jedoch dann bald nach Suva, der Hauptstadt Fidschis, weitergefahren und haben uns in der Lami Bay eine Mooringboje geschnappt.

Skyline von Suva

Wir waren froh noch eine zu ergattern, denn die angekündigte Wetterfront zieht unaufhaltsam näher und wie Warnhinweise liegen bereits zwei Wracks direkt vor der Einfahrt in die Bucht. Suva ist ein richtiges Regenloch und von den vier Tagen die wir hier verbracht haben, standen zwei unter dem Motto „Sintflut“ mit Dauerregen und Sturmböen, sodass wir kaum von Bord gehen konnten (aber unser Wassertank hat`s gedankt). Trotzdem hat es uns nicht davon abgehalten die hiesige Wirtschaft zu beleben. Antifouling, ein neues Radio und ein paar bereits wieder notwendige Dinge für das Schiff mussten her und der riesige Markt mit all seinen frischen Früchten und knackigen Gemüse wurde geplündert. Stück für Stück tasten wir uns bis an das SO-liche Ende in den Nasili Mouth vor und warten dort auf das Wetterfenster zu den Lau Inseln. In nur eineinhalb Tagen rauschen wir mit geblähten Segeln in die Exploring Islands und fangen kurz vor der Ankunft sogar mal wieder einen Fisch – diesmal einen 10kg Mahi Mahi. Unsere Erfolgsquote ist auf 99% gestiegen, seit wir dazu übergegangen sind den gefangenen Fisch bevor wir ihn endgültig an Bord ziehen noch einen Harpunenpfeil durch den Kopf zu jagen. So kann er sich im finalen Kampf nichtmehr losreißen. Bereits zu Mittag brutzelt ein fangfrisches Filet in der Pfanne und wir schaukeln im türkisgrünen Wasser einer einsamen Bucht jenseits des Quila Quila Passes – einfach idyllisch!

Wir sind für nur einen Tag nach Denarau gesegelt um unsere Vitamine und Proteine aufzufüllen, einige Dinge für unseren Landaufenthalt zu organisieren und uns eine Verbindung in die weite Welt (Internetstick) zu besorgen. Eigentlich hatten wir nicht vor bei der vom Musket Cove Yacht Club veranstalteten 29. Fiji Regatta Week teilzunehmen, sondern Richtung Lau-Gruppe zu starten, aber am Funk haben Anke und Günther uns mitgeteilt, dass sie sich doch angemeldet haben und es in der nächsten Woche viel Spaß geben soll. So sind wir am Nachmittag kurzentschlossen wieder rüber nach Malolo Leilei gefahren und rechtzeitig zum Eröffnungsfest angekommen. Leider oder auch zum Glück waren wir jedoch zu spät um uns noch für die Regatta anzumelden, denn jede Nation musste bei der Eröffnung ihre Hymne singen und bei uns wäre es ein Duett geworden. Aussies und Kiwis hatten es da leicht, denn sogar die großen Chöre wären kleine Gesangsgruppen dagegen gewesen.

Feuertanz

Für Regattateilnehmer war das große Buffet frei, alle anderen sollten F$ 25,– berappen (was uns eindeutig zu viel war). Am Samstag wurde die Rennwoche mit einer Pirat-Regatta zum benachbarten Beachcomber Island eröffnet. Da wir ja nicht angemeldet waren sind wir kurzentschlossen morgens kostümiert auf die Tramp übergestiegen und als Crew mitgefahren. Leider hatten wir gleich nach dem Start ein kleines technisches Problem mit Wassereintritt und sind sicherheitshalber nochmals zurückgefahren. Zum Glück konnte Günther es lösen und wir sind dem Feld dann doch noch hinterhergefahren.

Spass ist garantiert

Die große Wasserbombenschlacht und die Piratenübergriffe haben wir jedoch verpasst. Als letztes Schiff haben wir in der Lagune geankert und wurden sogleich standesgemäß mit einem Rum empfangen. Beachcomber Island ist eine richtige Partyinsel, den ganzen Tag Musik und Spiele. Von Limbotanzen über Seilziehen, Schatzsuche bis zum Kokosnussweitwerfen. Wir wollten dem Trubel etwas entkommen und haben die kleine Insel zu Fuß umrundet.

unsere Limbo-Königin

Schließlich sind wir dann bei der Tauchbasis hängen geblieben um ein paar heiße Tauchspots zu erfragen. Plötzlich hören wir „Christoph of Tramp please come to the stage“  – wir also hin ohne zu wissen worum es geht.  Er wurde doch glatt zum “sexiest beard“ gekürt – ich wusste ja schon immer dass er süß ist, aber jetzt muss ich direkt auf ihn aufpassen. Am späten Nachmittag sind alle Schiffe wieder nach Musket Cove zurück gesegelt und auch da gab es noch so manche Seeschlacht zwischen den Freibeutern mit Wasserbomben und Spritzpistolen.

mit Günther und Anke teilen wir unser gewonnenes Bier

Abends war dann wieder das obligatorische Grillen in der $5-Bar angesetzt. Günther und Anke hatten sich für die Hobie Cat-Challenge angemeldet, dann aber befunden, dass besser die Crew segeln soll. So sind wir nach gut 20 Jahren Abstinenz mal wieder auf einem Hobie Cat gesessen und haben uns gar nicht so schlecht angestellt, sodass wir jeden Tag weiter und weiter kommen. Unser Plan  in die Inselwelt der Mamanucas und Yasawas zu segeln wurde so erfolgreich vereitelt, denn der sportliche Ehrgeiz hat uns nun gepackt (und außerdem haben wir so richtig viel Spaß). Die “Regatten und Rennen“ haben hier mehr Unterhaltungsfaktor als ernsthaftes Segeln im Sinn. So nehmen wir auch erfolgreich an den spaßigen Malolo Olympics teil mit Kokosnussweitwerfen, Krabbenlauf, Seilziehen und Volleyballmatch und am vorletzten Abend gewinnen wir sogar noch die Tanzcompetition mit einem schwungvollen Boogie.

das wäre fast schief gegangen

Donnerstagmorgens sind wir dann im Semifinale der Hobie Cats gestartet. Eine schöne steife Brise und anständige Böen – so macht Katamaransegeln richtig Spaß und die Zweikämpfe waren sehr spannend. Teilweise auf nur einem Rumpf dahingleiten und immer auf dem  Sprung.

Wir sind zwar nur um den 3. oder 4.Platz gefahren, aber haben sicher den spannendsten Fight geliefert, denn genau bei der letzen Wendemarke haben wir unterschnitten und fast einen Salto gemacht, mussten uns dann um die Boje quälen und haben wertvolle Zeit vertan. Inzwischen sind unsere Gegner natürlich davon gerauscht, sind aber hinter dem Kap in ein Windloch geraten. Wir haben jedoch nicht aufgegeben und noch unser Bestes gegeben und …. es hat gereicht! Wir haben ehrenvoll den 3.Platz gemacht (die Zuschauermassen waren begeistert) und wurden sogar anschließend von der Fiji Times interviewt.

auch der Bootsschmuck wird prämiert

Abends gab es noch die große Abschiedsveranstaltung mit der Culture Club Band (nicht mit Boy George sondern zwei fantastischen einheimischen Sängerinnen) und einer fulminanten Tanz- und Feuershow. So geht wieder ein tolles Event zu Ende und nächstes Jahr startet dann Mitte September die 30. Fiji Regatta Week. Sollte jemand mehr Bilder sehen wollen – vieles ist auf Facebook von Musket Cove Island und der Homepage des Yacht Clubs (unsere Bilder und Filme müssen wir erst einspielen).

Wir sind im Mallorca der Kiwis und Aussies gelandet. Na ja, verwunderlich ist es nicht, denn für sie ist es nicht weit und allemal günstiger als in Australien oder Neuseeland. Ein paar andere Nationalitäten gibt es natürlich schon, die sind aber an einer Hand abzuzählen. So haben wir uns mit Günther und Anke von der Tramp angefreundet und machen nun gemeinsam Programm. Da Segler ja meistens unter Bewegungsmangel leiden, haben wir den 400m hohen Gipfel der Insel gestürmt.

Lagune von Malolo Leilei / Musket Cove

So einfach wie es von unten ausgesehen hat war es dann aber doch nicht, denn es gibt keinen richtigen Weg. Zuerst sind wir durch einen Sumpf mit mannhohem Gras und überwucherten Baumstämmen gewatet und der Gipfelsturm hat sich zu einer wahren Rutsch- und Kletterpartie entwickelt.  Jedoch der Ausblick von dort oben auf die umliegenden Inseln, über die türkise Lagune mit ihren Korallenköpfen und weißen Sandstränden hat für den anstrengenden Aufstieg voll entschädigt. Kein “Local“ würde je auf die Idee kommen bei diesen Temperaturen einen Berg zu besteigen und wenn man sie nach dem Weg fragt schauen sie einem nur ungläubig an, zucken mit den Schultern und bleiben unter ihrer schattigen Palme sitzen (und recht haben sie). Aber nicht nur in die luftige Höhe zieht es uns, auch in die blaue Tiefe, aber die war diesmal nicht so aufregend (oder wir sind schon zu verwöhnt). Auf den äußeren Inseln  soll es da viel interessanter zum Tauchen sein – na mal schauen.

Ende eines wunderschönen Tages

Die Abende verbringen wir meistens gemeinsam mit anderen Seglern und dafür gibt es hier einen genialen Platz – die 5-Dollar-Bar!!! Man holt sich seine Getränke an der Bar und kann auf den bereits vorbereiteten Grillstellen sein mitgebrachtes Fleisch, Fisch oder Gemüse rösten (man kann sich aber auch ein BBQ-Pack vorbestellen). Kein Holzsuchen, kein verklebter fettiger Grillrost und sogar Teller und Besteck stehen zur Verfügung – so lässt man sich gerne verwöhnen und die Abende fliegen nur so dahin. Tagsüber kann man sich auch mal in einen der Pools von den drei Resorts werfen oder in einer Hängematte ein gutes Buch lesen – na ja, hat alles seine Vor- und Nachteile. So schön es hier ist, aber auf das Wetter muss man trotzdem gut aufpassen, denn die Bucht ist relativ offen gegen Westen. Vor zwei Tagen hatte die Wettervorhersage ein Tief und etwa 20-25 kn Wind prognostiziert, also nichts wirklich Tragisches. Wir hatten bei Sonnenuntergang noch unser Sonnensegel eingerollt und das Beiboot wie immer seitlich hochgezogen (der Teufel schläft nicht und ein zweites Mal kommt unser Dinghy nicht abhanden), als  binnen einer Stunde der Wind auf durchschnittlich 40-45 kn aufgefrischt hat (Spitzen bis 66 kn/120km/h) und der Regen waagrecht geflogen ist.  

ein bisschen windig

Sicherheitshalber haben wir noch etwas mehr Kette gesteckt und den Motor für einen Notstart vorbereitet. Dann sind wir im geschützten Cockpit gesessen und haben das Spektakel beobachtet. Bei einigen Schiffen ist Panik ausgebrochen, denn sie sind zu nah am Riff gelegen oder der Anker ist gerutscht (wird bei den wenigsten eingefahren). Zum Glück ist bei niemanden ein größerer Schaden entstanden, aber in dieser Nacht ist bei allen der Schlaf etwas kurz gekommen, was man dann am nächsten Tag in so manchem Gesicht lesen konnte.

Nach nur vier Tagen sind wir aus Lautoka geflüchtet, der Ankergrund ist zwar sehr gut und die Einkaufsmöglichkeiten fast unbegrenzt, aber die Zuckerfabrik arbeitet derzeit auf Hochtouren und so ist das ganze Schiff von einem zarten Russfilm überzogen, der sich sogar durch kleinste Ritzen einen Weg ins Schiffsinnere bahnt. Alleine zwei Tage haben wir für den Papierkram gebraucht, denn bis so eine Fahrtgenehmigung ausgestellt ist, dauert es schon seine Zeit und außerdem darf man vorher zu fünf verschiedenen Stellen laufen um seinen Obolus zu entrichten.

genug Kava für unser Sevusevu

Am Markt haben wir uns mit wunderbar frischem Gemüse und (hoffentlich) ausreichend Kava (getrocknete Wurzel- u. Stammstücke des Pfefferstrauches) eingedeckt, denn in jedem Dorf wird ein Sevusevu (Gastgeschenk) an den Häuptling erwartet, damit er einem wohlwollend die Zustimmung gibt, in seiner Bucht zu ankern und auch an Land zu gehen. Wir hatten zwar Kava bereits in Tonga probiert, aber hier wurden wir gleich gegen Ende des Markttages in die bereits lustige Herrenrunde aufgenommen, wo sicher nicht die erste Schüssel dieses leicht betäubenden Gebräus vernichtet worden ist. Dazu werden die Wurzelteile zerstampft und solange durch ein Tuch in die mit Wasser gefüllte Holzschale (tanoa) gepresst bis eine grau-braune Brühe entstanden ist.

Kavagenuss in lustiger Runde

Da ich die einzige Frau in dieser Runde war, ist mir die Ehre des ersten Bilo (halbe Kokosnussschale) zuteil geworden, d.h. man klatscht ein Mal in die hohle Hand, sagt bula und trinkt die ganze Schale ohne Absetzen aus, danach verzieht man nicht etwa das Gesicht, sondern klatscht drei Mal und sagt vinaka (danke). Das Zeug schmeckt zirka so wie es aussieht – erdig und macht eine leicht taube Zunge bei der ersten Schale, danach geht es dann etwas leichter runter. Nach einigen Runden und einer sehr angeregten Unterhaltung sind wir dann vollbepackt zum Schiff zurück gewankt.

Markt in Lautoka

Von Lautoka sind wir nach Denerau weitergefahren, denn wir wollen dort unser Schiff über die Hurricansaison eingraben lassen und für vier Monate nach Australien fliegen. Port Denerau ist eine am Reissbrett geplante Hotel- und Appartementsiedlung nur 10km vom internationalen Flughafen in Nadi entfernt und der wichtigste Fährhafen zu den Hotelinseln in den Yasawas und Mamanucas. Man könnte hier in den Boutiquen rund um den Mainsquare so richtig schön viel Geld lassen oder sich einen Schönheitstag mit Massagen und Sauna (genauso unsinnig wie die Solarien in Brasilien) gönnen. Sogar ein Hard Rock Cafe gibt es hier, in welchem wir nach langer Zeit der Entbehrung endlich mal wieder gute Internetverbindung haben (nur stört die laute Musik beim skypen). So besichtigen wir unser Hurricanhole, machen alles klar im Marinaoffice und buchen unsere Flüge. Nun aber ab in die Inselwelt, denn dieses „Südsee-Rimini“ ist nicht unser Geschmack (obwohl so eine heiße Süsswasserdusche und eine Waschmaschine schon was für sich haben).

Noch einen großen Topf Gemüsesuppe vorgekocht und ein paar Notfallwürstchen im Kühlschrank deponiert, so sind wir von Tonga aufgebrochen. Fast hätten wir unseren Eintopf über Bord kippen müssen, denn jeden Tag hat ein Fisch angebissen und so ein frischer Fang ist allemal besser als eine aufgewärmte Suppe (obwohl sie wirklich lecker war). Langsam dürften wir das große Mysterium um das Fischen gelüftet haben, denn plötzlich geht`s ganz easy. Bis jetzt haben wir noch keine Eiweißvergiftung, aber wir passen gut auf, dass uns keine Schuppen oder Flossen wachsen.

letzter Sonnenuntergang in Tonga

Im Großen und Ganzen sind wir bei dieser Überfahrt recht gut voran gekommen, in vier Tagen 540 Seemeilen ist für uns ein guter Schnitt. Der Wind war zwar wieder stärker und aus einer anderen Richtung als prophezeit und die Wellen um einiges höher als vorhergesagt, aber was soll`s, wir haben es geschafft (was heißt hier Stiller Ozean?!?). Natürlich war es mal wieder Nacht, als wir zum Navula Pass gekommen sind und von Leuchttürmen oder Richtfeuern hält man hier scheinbar gar nichts. Ist aber kein Problem, denn mit Open-CPN in Verbindung mit Google-Earth-Karten und Max-Sea kommt man schon recht gut auch durch kniffligere Durchfahrten mit heimtückischen Riffen. Trotzdem sind ein (halbwegs) munterer Geist, etwas Mondschein und ausgeschlafene Augen eine Grundvoraussetzung, denn auch moderne Hilfsmittel sehen keine kleinen (oder größeren) Fischerboote. Am Vormittag haben wir dann den 180. Längengrad überfahren, ab jetzt zählen wir die Grade wieder östlich (also nach Hause). Es ist schon interessant, wir sind nun in Melanesien und die Inseln sehen schon wieder ganz anders aus, eher wie bei uns im Voralpengebiet. Da wir keine Lust hatten in der Nacht in Lautoka  einzulaufen, haben wir uns noch in die Momibay gelegt und erstmal wieder richtig ausgeschlafen.

traditionelles Verkehrsmittel

So fahren wir morgen Früh gemütlich die letzten 25 Meilen bis zum Hafen und starten unseren Behördenmarathon, denn je näher wir Australien und Neuseeland kommen, desto umfangreicher und auch teurer werden die Formalitäten.

Natur pur

Noch ein letztes Mal Robinson Crusoe spielen auf dem weißen feinsandigen Eiland und grillen unter dem leuchtenden Sternenhimmel, bevor wir zurück nach Pangai fahren und dort offiziell ausklarieren. Ein letztes kaltes Bier bei Martha im Mariners Cafe und eine Fahrradtour über Lifuka und Foa Island bevor wir wieder für Tage auf dem Schiff hocken und durch die Wellen Richtung Fiji segeln. Die Tage sind wie im Flug vergangen. Gemeinsam mit der Lop To liegen wir noch vor Uoleva vor Anker und genießen die traumhafte fast unbewohnte Insel.

traditionelle Behausung

Mit Helmut gingen wir ja bereits die ganze Zeit schon tauchen, aber jetzt hat auch Kerstin ihre Liebe zur Pressluftflasche entdeckt und ist kaum mehr aus dem Jacket zu bringen. Die Korallen sind hier aber auch wirklich wunderbar vielfältig und unbeschädigt und in jedem Canyon gibt es neue Dinge zu entdecken. Ruhig ist es unter Wasser scheinbar niemals, denn wenn nicht die Papageifische die Korallen abnagen, singen die Wale in der Weite des Meeres und Schall wird im Wasser sehr gut weitergetragen.

Hahnenkampf

Eigentlich sollten wir uns mal als Schatzsucher betätigen, denn vor ein paar Wochen wurde in unserer Nähe das Wrack einer spanischen Galeone gefunden, die vor rund 500 Jahren mit einem riesigen Goldschatz gesunken ist, aber was sollen wir denn mit alten Münzen, die nimmt doch heute kein Supermarkt mehr an.

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