Seno Iceberg

Nach einem ausgiebigen Osterfrühstück sind alle Schiffe gemeinsam aufgebrochen, denn der Wind hatte sich so weit beruhigt und das musste natürlich ausgenutzt werden. Zuerst wollten wir alle den Golf de Penas ansteuern, aber dann haben sich immer wieder kleine blaue Fleckchen zwischen die Regenwolken geschummelt und so haben wir kurzentschlossen das Ruder rumgerissen und den Abzweiger in den Seno Iceberg genommen, um so noch einen der letzten Gletscher auf unserem Weg zu besuchen.

"Gletscherbach"

Bereits in der Einfahrt zwischen den hohen Felswänden ist die Sonne immer wieder hervorgekommen und hat einzelne Hänge und Berggipfel wie Spots beleuchtet. Je tiefer wir in den Fjord eingedrungen sind, desto schöner wurde es.

Wir haben in einer kleinen Bucht mit direktem Blick auf die Gletscherzunge geankert und beim Kochen hatte ich ein kleines malerisches Inselchen und das intensiv blaue Eis vor Augen – so machen kochen echt Spaß!

Begrüßung zu Wasser ....

Diesmal haben uns nicht nur Delphine zu unserem Ankerplatz begleitet, nein auch ein neugieriges Nutria und später ein Anden-Fuchs haben uns in Augenschein genommen – es ist schon toll, wie wenig Scheu hier die Tiere vor den Menschen haben. Leider hat es in der Nacht wieder angefangen zu gießen und auch der gesamte Montag war eher durchwachsen, immer wieder starke Regenschauer, aber dazwischen Sonnenspots und unglaublich effektvolle Dunst- u. Nebelschwaden.

... und zu Lande

Heute Morgen wurden wir dann sehr unsanft von starken Böen geweckt. In der Nacht ist eine unangekündigte Warmfront über uns gezogen und die Temperatur ist von 6°C auf 15,5°C hochgeschossen und in der Früh genauso wieder runter und das Barometer ist um 3,5 hpas/h gestiegen. Leider war unsere Bucht wenig geschützt gegen SW-Wind und schon gar nicht gegen Böen mit 40-55 kn.

unser malerisches Inselchen

Schnellstens haben wir bei Eisregen noch zwei weitere Landleinen ausgebracht, denn das so malerische Inselchen ist plötzlich gefährlich nahe gekommen und wir haben doch sehr gehofft, dass unser Anker diese starke seitliche Belastung aushält. Aber zum Glück ist mal wieder alles gut ausgegangen, nur das wir bis auf die Haut nass waren. Gegen Mittag hat der ganze Spuk aufgehört und die Wolken waren plötzlich wie weggewischt. Durch den starken Wind waren alle Eisschollen davon getrieben und wir konnten bei herrlichstem Sonnenschein direkt an die Gletscherkante fahren und auch alle schneebedeckten Gipfel rundherum sind herausgekommen – ein wahrer Augenschmaus!

sehr beschaulicher Arbeitsplatz

Da wir uns im Nationalpark Bernado O`Higgins befinden, haben wir noch den beiden Mitarbeitern des Conaf (Nationalparkaufsicht) einen Besuch abgestattet und Christoph hat mit ihnen länger geplaudert. Dabei haben sie uns erzählt, dass wegen des schlechten Wetters das Versorgungsschiff seit drei Wochen nicht gekommen ist und ihnen nun der Treibstoff für den Generator aus geht. Auf chilenische Art haben sie uns ein Tauschgeschäft vorgeschlagen, wir wollten sie aber nicht auch noch um ihre letzten Lebensmittel bringen und haben ihnen das Benzin geschenkt. Mit viel Winken und guten Wünschen wurden wir dann verabschiedet und sind in den Abend davon gesegelt. Da jetzt kaum Wind und der Kanal relativ breit und ohne größere Gefahren ist, legen wir mal wieder eine unserer „geliebten“ Nachtfahrt ein. Mitten in der Nacht erwischen wir jedoch leider ein Kelbfeld und dieses lederartige Schlangengewächs wickelt sich so um unsere Schraube, dass Christoph ins Wasser muss um es abzuschneiden. Für uns beide kein gutes Gefühl, da bereits die Wellen und Strömung des Pazifiks in den Kanal stehen und das Schiff ohne Fahrt natürlich wie wild auf und nieder schlägt. Morgen werden wir voraussichtlich wieder mit den anderen Schiffen zusammentreffen, die bereits in den Buchten in Warteposition für die Passage über den Golf de Penas liegen.

Puerto Eden

Auf unserem Weg in den Norden sind wir automatisch in Puerto Eden vorbeigekommen. Diese „Metropole“ bewohnen zirka 200 Menschen und etwa genauso viele Hunde. Jeder von ihnen ist ausgesprochen freundlich und hofft wahrscheinlich eine Mitfahrgelegenheit aus dieser Enklave zu bekommen. Hier gibt es weder Straßen noch irgendwelche Geschäfte, aber die Leute passen sich den Gegebenheiten an. Wenn man etwas braucht wird das auf privatem Weg erledigt, Öffnungszeiten sind unbekannt und wenn man essen gehen möchte, fragt man Maria oder Don Jose und sitzt dann in deren „Wohnzimmer“.

Regen von einer Nacht!

Da es hier scheinbar an fast an jedem Tag des Jahres regnet, bewegt man sich nur auf rutschigen Holzstegen und -stiegen, damit man nicht total im Morast versinkt. Einen regenfreien Vormittag haben wir genutzt um ein wenig im Nationalpark Bernado O`Higgins zu wandern und vom Aussichtspunkt einen Rundblick über die verzweigten Fjorde und Inseln zu genießen. Bald wird sich jedoch auch diese Idylle ändern, denn es wird ein neuer Pier gebaut damit die Fähre zwischen Pto. Montt und Pto. Natales besser anlegen kann und um den Tourismus anzukurbeln – eigentlich schade. Wir sind hier mit weiteren !! 10 Schiffen !! gelegen, mehr als wir auf unserem gesamten Weg getroffen haben. Nun da wir dem Golfo de Penas (nomen est omen) näher kommen, stauen sich natürlich auch die Schiffe, die in den umliegenden Caletas und Bajas auf das richtige Wetterfenster lauern.

fröhliche Osterfamilie

Wir stehen jetzt bereits seit 3 Tagen mit drei anderen Schiffen in der Caleta Sabauda und warten, dass der N-Wind nachlässt, denn gegen 3-4 kn Strömung im Canal Messier anzufahren hat außer Treibstoffverschwendung keinen Sinn. Morgen Vormittag werden wir unsere selbstbemalten Ostereier an die anderen Schiffe verteilen und uns dann alle gemütlich zu einem Kaffeetratsch zusammenfinden.

Wir wünschen unseren Familien und Freunden frohe Ostern!!!!

Cordillera Darwin

Die letzten Tage hatten wir das ausgesprochen seltene Glück mit Südwind. Da sind wir dann immer im Zwiespalt zwischen Vernunft und Neugier, denn einerseits ist eine Ankerbucht schöner als die Andere und meistens gibt es im Hinterland noch allüberblickende Gipfel, verträumte Flussläufe oder versteckte Seen zu erkunden. Andererseits sollten wir natürlich den Wind ausnützen um Meilen gut zu machen und Diesel zu sparen. Da tut oft die Entscheidung weh, irgendetwas nicht zu sehen und zu wissen, dass wir höchstwahrscheinlich niemals wieder hierher kommen werden.

wunderschöne Inselwelt

So sind wir vorgestern in den Estero Peel eingebogen und dann doch schweren Herzens nicht zu den Gletschern Amalia und Asia gefahren, weil der Himmel sich doch zu sehr bedeckt gehalten hatte. (war ein Glück, denn wie wir am Abend erfahren haben, ist ein anderes Schiff dort 2 Tage gestanden und hat außer Wolken und Nebel gar nichts gesehen). Dieser Abstecher hätte uns gute zwei Tage gekostet, in denen wir jedoch jetzt knappe 160 sm in Richtung Norden mit angenehmen Raum- bzw. Vorwindkurs geschafft haben.

ein Gigant der Meere

Dafür haben wir im schmalen Kanal zwischen Isla Chatham und Isla Peel einen großen Wal gesehen – laut unseren Bestimmungsbüchern müsste es ein Blauwal sein, wir hätten jedoch nie gedacht, dass die so weit in die Kanäle rein schwimmen. Seit gestern liegen wir in der traumhaft spiegelglatten Caleta Sally,

in mitten von Eis

ganz in der Nähe von einem der größten bis ins Wasser reichenden Gletscher, dem Pio XI, der mit seiner Abbruchkante von 3,5 km und einer Eiszäpfchenhöhe von 50m schon sehr beeindruckend ist, speziell wenn man mit dem eigenen Schiff knappe 150 m davor steht.

ein paar Eiswürfel gefällig?

Heute sind wir bei herrlichstem Sonnenschein (hier sehr selten) jedoch nur 6°C direkt zwischen den Eisschollen und Minieisbergen gestanden und haben den Anblick sprachlos genossen. Christoph ist mit dem Dinghy auf Expedition gegangen und hat ein paar der Eisberge für unseren Eiswürfelvorrat (Pisco-Cola schmeckt nämlich nur richtig gut mit Gletschereis) annektiert.

Christoph-Island

Wir sind schon sehr froh über unsere Entscheidung doch bis hier durchgefahren zu sein, denn heute Abend dreht bereits der Wind wieder auf Nord und dann dürfen wir uns wieder unter Maschine die Kanäle hochkämpfen – aber den heutigen Tag hatten wir uns ehrlich verdient und genossen.

mein Kapitän

Heute sind wir wieder auf unsere Hauptroute dem Estrecho Collingwood eingebogen, der uns weiter in den Norden führen wird. Die letzten drei Tage am Festland haben wir so richtig genossen, denn endlich Sonnenschein und Wärme nach so langer Zeit haben unsere persönlichen Batterien wieder mal richtig mit Sonnenenergie aufgeladen. Es ist schon interessant, wie unterschiedlich das Klima hinter den Anden-Kordilleren ist. Man fährt nur durch einen schmalen Kanal zwischen den hohen Bergen und schwupps glaubt man in einer anderen Region zu sein.

unglaubliche Regenbögen

Im Canal Smyth 4.000 mm Regen und in Puerto Natales nur 300 mm – dazwischen sind aber nur 60sm (110km). Durch eine ausgeprägte Hochdrucklage haben wir derzeit guten S-Wind oder Flaute und kommen rasch voran. Heute haben wir knapp 70 sm geschafft – für die Kanäle ein Super-Etmal und wir hoffen auch noch die nächsten Tage dieses Wetterfenster ausnützen zu können um bis zu den großen Gletschern zu kommen.

Calafatebeere

Natürlich haben wir jetzt wieder Regen (was sonst) und unser Wassertank ist inzwischen übervoll, aber wir zehren noch von unseren Energiereserven und lassen uns die Laune nicht verderben. Übrigens ist hier alles grün – was nicht mit Moos bewachsen ist, hat Grünspan oder Schimmel angesetzt.

patagonische Pampa

Unser Ankerplatz neben dem Fischerpier war zwar schön zentral gelegen zum Einkaufen, aber ausgesprochen unsicher zum Ankern. Der starke SW-Wind wäre ja nicht das Problem gewesen, aber dadurch haben sich kurze hohe Wellen aufgebaut, die uns bei dem zementartigen Grund zweimal in der Nacht den Anker losgerissen haben. Zum Glück waren wir beide Male  an Bord, aber das Schiff alleine zu lassen haben wir uns dann kaum mehr getraut.

Perito Moreno m. Gletscherzunge

Am Pier wäre es aber noch schlechter gewesen, da uns die schweren Fischerboote zermalmt hätten. So haben wir gestern Morgen die Anker gelichtet und uns in den 12 sm entfernten Puerto Consuelo verholt. Obwohl der Kanal teilweise nur 2,5m tief ist und sich beidseitig tiefe Sandbänke in das Fahrwasser ziehen, haben wir es ohne Grundberührung bis zur Estancia Eberhardt geschafft.

Minitsunami

Jetzt müssen wir zwar 25 km mit dem Taxi fahren, was umständlich und teuer ist, aber dafür brauchen wir uns keine Sorge um das Schiff zu machen (außerdem liegen Jürg und Ali mit ihrem  Katamaran Sposmoker neben uns und haben ein Auge auf unser Schiff – hoffentlich). Heute bereits früh morgens sind wir in den Bus gesprungen und durch die patagonische Pampa gedüst um uns ein weiteres Highlight Argentiniens anzusehen – die Gletscherwelt des Perito Moreno und El Calafate direkt am Lago Argentino.

unglaubliches Blau

Der Gletscher ist zwar nur der zweitgrößte Argentiniens mit 30km Länge und einer Breite von 5km, aber sicher einer der Beeindrucktesten.  Wir sind nur knapp vor den 60m hohen Eisriesen gestanden und haben das Spektakel genossen. Kurz bevor so ein riesiges Stück abbricht hört man ein lautes Knacksen und dann donnert es mit ohrenbetäubendem Krachen in die milchig-weißen Fluten und verursacht einen Minitsunami – ein elementares Erlebnis. Da wir heute mal ausnahmsweise Sonnenschein und angenehme Temperaturen haben, hält man dieses unbeschreiblich intensive Gletscherblau und das Türkis des Wassers nur mit einer starken Sonnenbrille aus. Na ja, an Land meinen es die Wettergötter ja gut mit uns, wir müssen nur mehr herausfinden welche Meeresgötter in Südamerika für uns zuständig sind (die uns bekannten dürften es nicht sein oder es schmecken ihnen unsere Opfergaben nicht).

traumhaftes Wetter

Da jetzt auch unser Visum erneuert ist, werden wir uns weiter auf den Weg in den Norden machen. Einige schwierige Passagen und garantiert viel Wind auf die Schnauze stehen uns noch bevor, bis wir das nächste Mal der Zivilisation in die Nähe kommen.

Bandera des Magallanes

Den Kanal Smyth haben wir in nur zwei Tagen passiert, nur das Wetter wird einfach nicht besser, noch immer kalt (6°-9°C) Regen und starker Wind, der das Kälteempfinden noch steigert. Gelegentlich blinzelt doch auch die Sonne durch die Wolken und dann ist es gleich um vieles angenehmer und auch die umwerfende Umgebung lässt sich dann erahnen. Langsam haben wir uns schon an diese Temperaturen gewöhnt und gehen kurzfristig sogar nur mit T-Shirt raus (aber wirklich nur sehr kurz). Da wir bisher doch mehr Diesel und Zeit gebraucht haben, als wir berechnet hatten, machen wir einen Abstecher in die Zivilisation nach Puerto Natales um Treibstoff und Frischwaren zu bunkern.

Flamingos

 Außerdem wollen wir einem Ausflug zum Glacier Perito Moreno in Argentinien machen. Dies hat den angenehmen Nebeneffekt, dass wir dadurch auch gleich wieder ein neues Visum für 3 Monate bekommen und uns nicht bis Puerto Montt hetzen müssen. Puerto Natales ist ein kleines nettes “Städtchen“ mit vielen bunten Häusern und Wellblechhütten. Durch den “nahe gelegenen“ Nationalpark Torres del Paine (130 km entfernt) geistern hier Unmengen an Travellern herum, wodurch aber die Infrastruktur belebt wird und man fast alles hier bekommt.

unser "Tanker"

Wir sind scheinbar der Zivilisation und speziell der südamerikanischen Lebenseinstellung schon wieder zu entrückt, denn für heute um 12 Uhr hatten wir einen Tankwagen geordert – nun ist es 16 Uhr und wir werden schon ungeduldig (für hiesige Verhältnisse ist dies noch keine Verspätung)

wir grüssen euch!!

Ist unser Aufbruch nun schon wirklich ein Jahr her?? Einerseits kommt es uns vor wie eine Woche,  andererseits wie eine Ewigkeit, dass wir zu unserem  Abenteuer gestartet sind. Heute sitzen wir am Steißbein Südamerikas in Patagonien, so weit südlich, dass es schon wieder kalt ist neben unserem kleinen Ofen in der warmen Messe und lassen das Jahr Revue passieren. Erst vor einem Jahr sind wir vom Ijsselmeer aus gestartet, haben die Nordsee, den englischen Kanal und die Biskaya bezwungen. Sind über die Atlantikinseln der Kanaren und Kap Verden über den Äquator gesprungen und auf dem südamerikanischen Kontinent gelandet.  Binnen eines halben Jahres haben wir die gesamte Küste bis zum südlichsten Punkt unserer gesamten Reise, dem berühmt berüchtigten Kap Hoorn abgesegelt (die Antarktis heben wir uns für`s nächste Mal auf).

traditionelle Kap Hoorn-Route

 Wir haben Einsamkeit und traumhafte Inseln, wie Ilha Grande, Staateninsel oder auch so manches patagonisches Eiland genossen und auch die Großstädte wie Rio de Janeiro oder Buenos Aires erlebt. In dieser Zeit haben wir sehr viel wunderbare Dinge gesehen und noch mehr nette Leute kennengelernt. Die kulturellen und auch sprachlichen Hürden haben wir bisher mit viel Humor und Geduld gemeistert.  Auch sind wir manchmal natürlich an unsere psychischen Grenzen gestoßen, aber mit unerschütterlichem Mut und noch mehr Vertrauen in unser Schiff und unser Können haben wir bisher alle Situationen meistern können. So manchem Sturm, Strömung oder sonstiger brenzliger Situation haben wir getrotzt. Besonders die Tsunamiwarnung hatte uns doch hergenommen, da man natürlich immer die Bilder aus Thailand im Kopf hatte und wir damals knapp einem Monat danach dort waren und die Zerstörungen noch mit eigenen Augen gesehen hatten, aber auch dies ist zum Glück schadlos an uns vorbei gegangen.

"Ofen"-Pizza Taurus

Auch haben wir das erste Jahr ohne Erkrankung oder Verletzung überstanden, nur Christoph hat zwei Plomben verloren und musste auf den Marterstuhl und bei jedem von uns ist eine Brille zu Bruch gegangen (zum Glück haben wir aber genug Ersatz mit). Tja, im Großen und Ganzen ist bisher alles gut gegangen, aber es kommt meistens doch alles ganz anders als man es sich vorgestellt hat. Am besten ist es wahrscheinlich möglichst wenig zu fixieren und einfach zu improvisieren. Bisher haben wir noch keine gröberen Schäden am Schiff, wir würden jedoch mit heutigen Erkenntnissen einiges anders machen bzw.  vieles vorher besorgen, denn außerhalb Europas ist alles viel schwieriger und langwieriger bzw. die Qualität geringer. Genauso der Schmäh mit zollfrei und Yacht in Transit, ist mehr ein Gerücht und die Post dauert generell eine knappe Ewigkeit. Man wartet zwar oft tagelang auf den richtigen Wind, aber nie gerne auf bestellte Ware. Tja, viel erlebt und viel gelernt, auch Toleranz und Geduld. Mal sehen was das nächste Jahr bringt!

ohne Worte

Um 7 Uhr hat heute der Wecker geläutet, müde haben wir einen Blick gewagt – noch immer dämmrig und der Kanal voll weißer Schaumkrönchen – na dann wieder ab ins warme Bett. Um 9 Uhr nach unserem täglichen Plausch mit Wolfgang vom Patagonia Cruisersnet haben wir es dann nach dem Motto „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ – zurückfahren können wir immer noch, die Anker gelichtet (war kein so leichtes Unterfangen, da wir uns in den letzten Tagen so oft um unsere Anker gedreht hatten, dass alles vertörnt und außerdem Tonnen an Kelb auf den Ankern waren).

Schwerarbeit für Christoph

Nahe an der Küste, aber weit genug von den heimtückischen Unterwasserfelsen entfernt haben wir es endlich geschafft um dieses blöde Kap zu kommen, die Magellanstraße zu verlassen und in den Kanal Smyth einzufahren. Heute war mal wieder so ein typisch patagonischer Tag – Regen und Sonne im Wechselspiel, wunderschön zum Ansehen, vor allem die unglaublich intensiven Regenbögen. Gemütlich warm und trocken in unserer Kuchenbude liegend habe ich dann mal wieder im Handbuch über unseren weiteren Weg nachgelesen, da sind mir so gemeine Piktogramme für Strom entgegen gesprungen – na bravo, streckenweise 5 bis 14 kn Strom kommen auf uns zu und dies nicht unbedingt immer nur von hinten. Na ja, scheinbar wollten wir es nicht anders – warum haben wir bloß nicht den Panamakanal genommen?!?

Drei Meilen vor Kap Tomar, der nächsten Herausforderung auf unserem Weg nach Norden, stehen wir jetzt schon den dritten Tag und warten auf die langersehnte Wetterbesserung. Wir haben zwar die 90sm der Magellanstraße dank des halbwegs guten Windes relativ rasch zurückgelegt, aber jetzt hängen wir leider in Puerto Tomar fest.

ideale Bedingungen

Im Stundentakt wechselt Sonnenschein mit Hagelgewittern und Böen bis zu 60kn. Kap Tomar kennzeichnet das Ende der Magellanstraße und zwingt uns wieder raus in die ungestüme Welle und Strömung des Pazifiks bis zum Canal Smyth. Obwohl nur ca. 15Nm breit, ist es bei ungünstigem Wetter für uns nahezu unmöglich die Straße zu überqueren.

täglicher (Merluza)Fang

Wir liegen hier sehr sicher mit zwei Ankern in der weitläufigen Bucht, trotzdem wagen wir uns kaum an Land, da man bei diesen unberechenbaren starken Winden mit dem Beiboot nur zu leicht abgetrieben werden kann (Bananaboot mit 4PS gegen 50-60kn Wind – schlechte Karten). Die Zeit vertreiben wir uns mit diversen kleinen Arbeiten, Fische „fangen“ (hier beißen sie am besten auf Zigaretten oder Bierdosen – auch die lokalen Fischer müssen nämlich diesen Weg nehmen und liefern frei Schiff) und relaxen. Meistens sehen wir uns am Abend noch einen Film an, gestern war es „Das Boot“ und passend zur Kameraführung hat sich unser Schiff in den starken Böen mit reingelegt – „da“ wird man dann fast seekrank!

Skyline

In der Caleta Brecknock sind wir dann noch einen Tag stehen geblieben und haben uns erst mal richtig ausgeschlafen – hat uns doch mehr geschlaucht als wir uns eingestanden hatten. Dann jedoch haben wir geschaut relativ zügig durch den Canal Cockburn zu kommen, da bereits die nächste Front im Anmarsch war. Mit Wind auf die Schnauze und hohen Wellen (diesmal zum Glück von schräg-hinten) sind wir unter Motor durch die Meeresbucht gestampft und haben in der malerischen Caleta Cluedo direkt in einem Flusslauf geankert. Am nächsten Morgen sind wir bei strömenden Regen kurz nach Sonnenaufgang aufgebrochen und haben gehofft, dass die Küstenwache bei diesem Wetter nicht rausfährt, denn wir haben uns durch den verbotenen Canal Acwalisnan geschummelt (wenn man dort erwischt wird kann es echt teuer werden und man muss alles wieder zurückfahren – wie beim Mensch-ärger-dich-nicht-Spiel).

und täglich grüßt der Delphin

Im Prinzip ist dieser Kanal kein Problem, nur in der felsgespickten Engstelle Paso O`Ryan muss man verdammt aufpassen, denn sie ist enger als ein Nadelöhr, nur 4m tief und hatte bei uns eine mitlaufende Strömung von 6 kn – dort durchzufahren ist wie Wildwasserpaddeln mit Gegenströmungen, Wasserwirbeln und wandernden Schotterbänken – also richtig spaßig! Wir haben uns jedoch mit diesem Abkürzer ganze 50 sm auf unserem Weg zur Magellanstraße erspart. Am nächsten Morgen endlich wieder Sonne – das tut richtig gut nach über einer Woche mit Dauerregen und Schneegraupeln. Wärmer ist es zwar noch nicht geworden, aber wir fühlen uns trotzdem besser.

Buckelwale

Kurz vor der Isla Carlos III (Naturschutzgebiet) sehen wir doch glatt (leider in der Ferne) zwei Buckelwale springen – ein gigantischer Anblick! Nun tuckern wir (bei fast Flaute) die Magellanstraße lang und versuchen Tag täglich gegen die immerwährende Strömung von bis zu 3 kn anzukommen.

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