21.08.2013

Sa. 10.08.2013 – wir bauen ein Haus in Pentecost

Oh Gott, Vorwahnstufe, Hungersnot –  die Trockenhefe geht uns aus! – sofort machen wir uns auf den Weg zur  “Hauptstadt“  von Pentecost nach Loltong. Sie liegt fast am nördlichsten Zipfel der Insel und hat unglaubliche 312 Einwohner und 52 Häuser. Mit einkaufen war es dann aber nichts, aber der örtliche Store hat zumindest leckeres Brot und dies den ganzen Tag, sonst sehen die Regale eher aus wie nach einem Hurrikan.

der magere Rest des Flugzeuges

der magere Rest des Flugzeuges

Na macht nichts, wir kommen wir ja bald nach Luganville  und da gibt  es bestimmt alles. Auf unserem Weg in den Norden der Insel haben wir noch einen Zwischenstopp beim Captain Cook Rock gemacht und das Flugzeugwrack betaucht. Gefunden haben wir nurmehr den Motorblock mit Propeller, den Rest hat scheinbar bereits der Sand verschluckt, aber die bunten Korallenköpfe rundum haben alles wieder wett gemacht. Unser Mittagessen – mal wieder Sushi, weil ein selbstmörderischer Mahi Mahi sich am Haken verfangen hat – genießen wir mit tollem Blick auf die Kaskaden in der Waterfall Bay.

Waterfall Bay (Melsisi)

Waterfall Bay (Melsisi)

Den Wasserfall selbst geben wir uns nicht, da uns die dafür verlangten Gebühren einfach zu unverschämt sind (Touristenfalle!). Am frühen Nachmittag laufen wir dann bei guter Sicht in die von hohen Felswänden umrahmte Bucht von Loltong ein. Ausnahmsweise gibt es hier sogar mal Richtmarkierungen, die sind aber auch notwendig, denn die Einfahrt durch die Korallenköpfe ist bei Gott nicht sehr breit. In der Lagune liegen wir dann auf perfektem Sandgrund und schaukeln gemütlich vor uns hin. Aufpassen müssen wir nur mit unserem großen Sonnensegel, denn von der Bergkette kommen immer wieder mal unvermutet starke Fallböen herunter.

gegrillte Papaya

gegrillte Papaya

Direkt vor uns lockt uns ein Schild “Yachtclub“ und als wir an Land kommen warten Mathew und Mary schon in er offenen Türe. Mathew nimmt uns gleich unter seine Fittische und führt uns durchs Dorf, stellt uns seinem Vater Chief Richard und den anderen Persönlichkeiten vor und zeigt uns die wichtigsten Dinge (Store, Nakamal, Govermentgebäude, Markt,…). Eigentlich will er ja Ausflugstouren bzw. ein Abendessen in seinem Yachtclub verkaufen, aber da winken wir dankend ab. Auf dem Markt zahlen wir für ein Mittagessen 150-200,– Vatu, im letzten Hotel fürs Abendessen 500,– Vatu und er will doch glatt 1.500,– Vatu haben – nicht mit uns! Da essen wir lieber unseren eigenen frischen Fisch und außerdem wird langsam unser lokales Bargeld knapp (nächste Bank oder Bankomat erst in Luganville in Sicht).

und immer schauen, ...

und immer schauen, …

Sie sind uns jedoch nicht böse und so kochen wir eben gemeinsam – wir bringen Reis, Fisch und Corned Beef mit und sie stellen das Gemüse aus dem eigenen Garten. So machen wir das die nächsten Tage und es funktioniert tadellos. Als wir anbieten ihnen in ihrem Garten am Berg zu helfen sind sie ganz verwundert – dies hatte ihnen bisher noch nie jemand angeboten. Also machen wir uns schon früh morgens (da ist es noch kühler) mit Wasser, Proviant und einer Machete bewaffnet auf den Weg.

... dass alles dicht ist

… dass alles dicht ist

Die Plantagen hier sind kaum als dieses zu erkennen, erstens mitten im Busch und zweitens wachsen die Nutzpflanzen (Kava, Yams, Taro, Kohl, Tomaten, …) wild durcheinander.  Wir buddeln jedoch nicht in der Erde sondern bauen ein Häuschen, damit man hier auch was unterbringen oder sogar übernachten kann. Die Grundpfeiler stehen bereits und Christoph und Mathew machen sich daran die Giebelstangen aus Bambusrohren zu fixieren, während wir Frauen am Boden sitzen und die Dachplatten aus Palmwedeln knüpfen. Es ist gar nicht so einfach wie es aussieht und am Abend tun mir die Finger ganz schön weh. In dem ganzen Haus ist kein Nagel verarbeitet, alles wird aus natürlichen Produkten der Umgebung gewonnen. Die Auswahl des Materials ist dabei unglaublich wichtig, denn nicht jedes Holz oder jede Rinde ist dafür geeignet, genauso wie nicht jedes Holz für das Küchenfeuer gesammelt wird. Wir lernen die verschiedenen Bäume zu unterscheiden (obwohl wir dies alleine nie schaffen würden).

nimmt schon die richtige Form an

nimmt schon die richtige Form an

Zu Mittag verzehren wir die mitgebrachten Rotis (ähnlich wie  Wraps) und Mathew macht am offenen Feuer Laplap aus Kochbananen im Bambusrohr (genial gut – speziell wenn man richtig Hunger hat). Zur  anschließenden Mittagsrast führt er uns auf ein idyllisches Plätzen mitten im Wald, macht jedoch den Fehler  Christoph zu zeigen aus welchem Holz man einen guten Bogen schnitzen kann und welche Rinde als Sehne geeignet ist. Gleich ist er mit seiner Machete dabei und das Ergebnis kann sich sehen lassen (zum Schlafen ist da natürlich niemand mehr gekommen).  Nach getaner Arbeit buddeln wir noch eine Kavawurzel  für den Abend aus und machen uns am Heimweg. Zufälligerweise findet gerade eine Taufe statt und im Nakamal ist der große Erdofen für das dafür geschlachtete Rind und die Yamswurzeln angeheizt. Da dürfen die Frauen noch im Versammlungshaus sitzen, dann jedoch müssen sie gehen und die Männer bereiten ihre Kava zu.

Bananen-Laplap - lecker, schmecker!

Bananen-Laplap – lecker, schmecker!

Für mich ein bisschen öd, da alle Damen in ihre eigenen Häuser gehen und ich nutze die Gelegenheit um mich aufs Schiff  zu verdrücken. Erst später hole ich einen schwer angeschlagenen Christoph ab, der aber nun um viele Kontakte reicher ist. Da er länger mit dem Customchief  Patrick Bulu zusammen gesessen ist, bekommen wir sogar ein Fresspaket von dem Festmahl mit aufs Schiff (normalerweise bekommen dies nur die Obersten des Dorfes). Meinen Unmut, dass ich nicht im Nakamal bleiben durfte und auch keine Kava bekommen habe, hat Mathew sehr wohl mitbekommen.

Probefahrt mit unserem neuen Dinghy

Probefahrt mit unserem neuen Dinghy

Am nächsten Abend als ich mit Mary gemeinsam ein Huhn rupfe und er mit Christoph im Nakamal sitzt, schickt er heimlich einen der Jungs rüber zu uns in die Küche mit einer großen Tasse Kava für mich (war ja wirklich sehr lieb gemeint, aber alleine schmeckt das Zeug noch scheußlicher und es geht ja schließlich um die Gesellschaft dabei).  Also Fische und auch Schweine ausnehmen geht ja, aber ein Huhn rupfen ist für mich einfach ekelig (da bevorzuge ich dann doch die fertige Variante aus dem Supermarkt oder ich gewöhne mich noch dran).

wo ist Österreich?

wo ist Österreich?

Die nächsten Tage verbringen wir meist am Berg und das Haus nimmt langsam richtgehend Form an. Wir packen halt mit unserer europäischen Art richtig an und arbeiten schnell und effektiv – das ist hier normalerweise kaum so und so folgen Mathew oft mitleidige Blicke, weil er mit uns Tuturani (=weißer Mann) so gar nicht zur verdienten Ruhe kommt. Als Christoph mit drei Anderen das Nakamal säubert, kehrt er alleine mehr als die Hälfte des Raumes und gleich kommt der Aufschrei der Anderen – nicht so schnell wir haben doch genug Zeit!

Kommentare

Hi!
Ich hoffe ihr habt euch gemerkt, wie man ein dieses Haus baut und stellt uns einmal so eine Werkzeughütte auf.
Liebe Grüße
Marianne und Alex

sytaurus hat am September 23rd, 2013 02:07 geantwortet:

wir wissen jetzt zwar wie es funktioniert, aber das Problem in Europa ist die richtigen Materialien zu bekommen. Abgesehen davon sind diese Hütten nicht sehr winterfest!

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