19.09.2014

Fr. 04.09.2014 – Wettlauf gegen die Zeit

Wir haben ja bereits bei der Abfahrt von Chagos gewusst, dass uns das nächste Tief im Nacken sitzt, aber voraussichtlich erst in vier Tagen einholt bzw. überholen sollte. Da wir Mauritius bereits kennen und von der kleinen Schwester Rodrigues so viel Gutes gehört haben, war eigentlich unser Ziel diese kleine feine, vom Tourismus noch fast unberührte Insel.

Landeanflug

Landeanflug

Die ersten Tage war gerademal der Kurs auf Mauritius zu halten, aber da der Wind dann immer weiter östlich gedreht hat, konnten wir in einer langgezogenen S-Kurve doch unser Wunschziel ansteuern. Es ist schon unangenehm, wenn man jeden Tag in der Wetterprognose die schwarzen Regenwolken und die kleinen roten Windfähnchen sieht, die immer näher rücken und man ist nicht schnell genug ist um ihnen zu entkommen. Einen Tag vor der erwarteten Sturmfront war dann noch die große Flaute und wir haben, ganz gegen unsere normale Gewohnheit, die Maschine angeworfen um wenigstens eine geringe Chance zu haben die bereits erkämpfte Höhe halten zu können und in die Nähe der Insel zu kommen. Einen Tag vor Ankunft haben wir dann so richtig noch eine auf die Mütze bekommen.

Abend vor dem Sturm

Abend vor dem Sturm

Es war gar nicht mal so sehr der Wind, der in den Böenspitzen schon mal 45 kn erreicht, sondern die unangenehm kurzen und brechenden Wellen, die uns kräftig durchschütteln und über das Deck schwappen. Die Kraft des Wassers ist schon gewaltig, ohne Probleme hat so eine Welle mal die Ösen aus der Relingsabdeckung gerissen oder das Relingsnetz zerfetzt. Wir wundern uns die ganze Zeit, warum wir so langsam sind und sehen, dass unsere vordere Leinentasche für die Ankertrosse des Zweitankers weg ist und wir bereits seit Stunden die 150m lange Leine wie einen Treibanker nachschleppen. Christoph klettert todesmutig nach vorne und holt, von Brechern überspült, mühsam die lange Leine ein. Natürlich ist unser letzter Ankerhaken und die anderen Ankerleinen ein Opfer der See geworden – aber Hauptsache sonst ist nichts passiert.

Port Mathurin

Port Mathurin

Um Mitternacht kommen wir dann endlich in die erhoffte Inselabdeckung, aber so ruhig wie wir es uns vorstellt hatten war es dann doch nicht. Eigentlich sollten wir in der Bucht vor der Einfahrt bis zum Morgen ankern, denn die Hafeneinfahrt ist in der Nacht gesperrt. Es ist jedoch draußen so unruhig, dass wir uns über dieses Verbot hinwegsetzen und uns still und leise hinein tasten. Mit den elektronischen Seekarten und konvertierten Google-Earth-Maps geht es vorsichtig durch die schmale Schneise in das geschützte Hafenbecken, wo dann um drei Uhr morgens unser Anker fällt. Noch eine heiße Schokolade mit Schuss zum Aufwärmen und endlich liegen wir im Bett. Kein wackeln und schlagen, kein krachen und quietschen mehr, aber pünktlich um sechs Uhr klopft dafür der Hafenkommandant bei uns an die Bordwand.

wie lecker - das erste Käsebagutte

wie lecker – das erste Käsebagutte

Ich hätte ihn am liebsten umgebracht, aber wir müssen höflich bleiben, schließlich haben wir ja letzte Nacht etwas Verbotenes getan. Danach stellen sich die Offiziellen der Reihe nach ein. Erst die Immigration, dann Zoll, anschließend die Gesundheitsbehörde. Alle sehr nett und freundlich, aber immer mit einem dicken Packen Formularen bewaffnet – und wir doch noch so hundemüde und geschafft von der Überfahrt, aber da gibt es keine Gnade. Es fällt mir manchmal sehr schwer da noch eine freundliche Miene zu machen. Endlich dürfen wir an Land und werden dort schon von unseren Freunden mit frischen Baguettes und Eclairs erwartet. So ist das Leben schön!

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