18.01.2015

Sa. 17.01.2015 – Von allem “Tand“ befreit

Eigentlich sollte ja jetzt hier ein Bericht über die Schönheit und Artenvielfalt Südafrikas (die es zweifellos gibt) stehen. Er war auch schon vor einer Woche mit vielen wunderbaren Bildern von den verschiedenen Nationalparks fertig um in die Homepage zu kommen, aber leider war ich bzw. das Internet zu langsam und nun ist er mit allen Daten verloren. Im Augenblick ist mir sowieso mehr danach von unseren aktuellen Erlebnissen und Eindrücken zu berichten. Gemeinsam mit Ingolf und Susi haben wir uns binnen einer Woche bis nach Hazyview („nebelige Aussicht“) durch die Game Parks und National Reserves hochgearbeitet bis wir am eigenen Leib erfahren mussten, wie gefährlich Südafrika wirklich ist und selbst Gitter und dicke Schlösser hier nichts nützen. Nach einem sehr eindrucksvollen ersten Tag im Krüger-NP mit unglaublich vielen Tieren und einem leckeren abendlichen Braai (Grill) auf unserer Terrasse sind wir gegen 23 Uhr ins Bett gefallen, da wir am nächsten Morgen ja bereits in aller Herrgottsfrühe wieder auf Wildpirsch gehen wollten. Einquartiert hatten wir uns auf Lories Farm in einer gemütlichen kleinen Wohneinheit mit Gittern vor den Fenstern und Türen und dicken Schlössern und haben uns ziemlich geschützt gefühlt. In der Früh werde ich munter und wundere mich etwas, dass es schon hell ist und unsere Zimmertüre offen steht, aber das mein Handy (dient als Wecker) nicht geläutet und die Handtasche nicht auf dem Nachttisch neben meinem Kopf liegen macht mich doch stutzig. Als ich aus dem Zimmer gehe sehe ich die ganze Misere – in der Nacht wurde bei uns eingebrochen und alles gestohlen. Nicht nur das Handy ist weg, sondern natürlich auch Geld, Kreditkarten, all unsere Kameras, der Laptop, der E-Book-Reader (als Reiseführer), das Tablet (hatte Christoph erst zu Weihnachten bekommen). Nur unsere Pässe haben sie uns da gelassen und fein säuberlich auf den Tisch gelegt. Sogar einiges an Gewand wie Gürtel, Shorts, ein BH, Flip-Flops und der gesamte Inhalt des Kühlschrankes und der Küche haben sie mitgehen lassen sowie alle elektrischen Geräte und den Fernseher. Normalerweise habe ich einen sehr leichten Schlaf, aber in dieser Nacht haben wir alle wie tot geschlafen (war aber nicht das Bier oder der Wein). Scheinbar müssen die Diebe uns vorher betäubt haben, denn sogar die Kakerlaken in der Küche sind in der Früh am Rücken gelegen (kein Scherz!!), bevor sie das Wohnzimmerfenster eingeschlagen und mit roher Gewalt die Fenstergitter herausgerissen haben. Dann haben sie scheinbar in aller Ruhe das Haus nach brauchbaren Dingen durchsucht, waren in unseren Zimmern und haben die Nachttische geplündert und die Taschen durchwühlt, dann die Haustüre von innen aufgesperrt und sind vollbepackt einfach hinausmarschiert. Wir können nur von Glück sagen, dass sie uns nichts getan haben, denn wie wir von der Polizei gehört haben, ist der Nachbar erst letztes Jahr von Einbrechern erschossen worden. Unser Tag war erst mal gelaufen, denn zuerst wurde von den ersten Beamten das Protokoll aufgenommen und alles am Tatort angetatscht. Christoph und ich sind dann losgezogen um unsere abhanden gekommene Kreditkarte zu sperren. Eine Stunde später ist die Spurensicherung vier Mann hoch eingerückt, die zwar wichtigtuerisch auf die kaputte Scheibe gestarrt haben, jedoch keine Fingerabdrücke abgenommen haben, das verbogene Gitter und die herausgebrochene Stange nicht beachtenswert fanden und scheinbar Tatortfotos für neumodischen Unsinn halten. Die Vermieterin war auch kurz da, hat uns ein “sicheres“ Zimmer mit Alarmanlage und Securitymann für die nächsten Nächte zugesichert und sich aber relativ schnell wieder verdrückt (wir haben den schwer bewaffneten Mann zwar am Abend kommen sehen, aber die Nacht über hat er mehr ihr Haus bewacht als Unseres). Wir standen nun alleine da in unserer Misere. Um unsere Unruhe zu besänftigen, haben wir uns eben selbst als Detektive betätigt. In der Wiese vor dem Haus haben wir noch ein paar verlorene Habseligkeiten und Reifenspuren gefunden, aber das hat niemanden interessiert. Am Nachmittag sind wir dann zur Polizeistation gefahren um eine Bestätigung für den geklauten Führerschein und eine Abschrift des Vernehmungsprotokolls zu bekommen. Zufälligerweise treffen wir dort den “Oberkommissar“ und ich frage ihn ob er nicht eine Beschreibung der gestohlenen Dinge von uns braucht, so wie es in Europa und dem Rest der Welt üblich ist. Er hat ganz verwundert meine Liste angestarrt und auch die Anzeigenbestätigung mussten wir uns daraufhin selbst ausfüllen (vielleicht ist Schreibkenntnis hier kein Einstellungskriterium?!?). So ganz ohne Fotoapparat kann man ja in den Nationalparks nicht herumfahren und so haben Susi und Ingolf versucht sich eine kleine Kamera zu kaufen (wir haben noch eine Ersatzkamera an Bord). Der Krüger Nationalpark ist das älteste Reservat in Südafrika und Hazyview das Eingangstor dorthin. Jährlich kommen mehrere hunderttausend Touristen hier her, aber es gibt keinen Elektronikladen oder Fotohändler. Angeblich erst in Nelspruit, das ist aber 60 km entfernt. Es gibt jedoch ein paar “Pakistani-Läden“ die alles verkaufen, u.a. auch Geräte ohne Beschreibung, Garantie und Überkarton – wo sie die bloß herhaben? Wir fahren so ein bisschen herum, denn ein paar Tage müssen und wollen wir noch warten ob sich doch etwas tut, aber so rechte Lust und Laune kommt bei uns vieren nicht mehr auf. Bevor wir dann nach vier Tagen Richtung “Heimat“ aufbrechen statten wir der Polizei noch einen letzten Besuch ab und fragen ob zumindest Christophs Führerschein gefunden wurde (wir sind eben Optimisten – nein, das ist nicht richtig, aber es ist unmöglich an eine neue Fahrerlaubnis im Ausland zu kommen). Eine Beamtin bringt uns daraufhin einen zerfetzten Karton in dem zirka 150 Ausweise, Führerscheine und Reisepässe liegen, aber leider keiner von uns. Hier findet es keiner wert, offensichtliche Dinge seinen Eigentümern zurückzugeben oder es dem Anzeigenfall zuzuordnen. Auch eine Protokollabschrift war bis heute nicht erhältlich und wird es wahrscheinlich auch nicht werden. Es war uns schon vorher klar, dass unsere Chancen sehr gering sind, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zu letzt. Am meisten tut natürlich der Verlust der zirka 2000 genialen Fotos der letzten Tage weh und der Verlust des Führerscheines, der Rest ist fast zu verschmerzen. Eines ist jedoch ganz gewiss – Südafrika ist und wird nicht unser Lieblings(urlaubs)land!!!!

Kommentare

So schön SA war 1972 bis 75, doch auch damals wurde recht munter gestolen.
Ihr seid, wie auch ich, sicher nicht die Einzigen.
Liebe Grüße
Heinz

sytaurus hat am Januar 18th, 2015 18:20 geantwortet:

stimmt egal mit wem wir reden, es wird hier immer schlimmer. Aber Hauptsache uns ist nichts passiert. Den „Tand“ kann man wieder ersetzen, das Leben nicht.

Hallo Babsi
das ist ja ein Horror, was ihr da erlebt habt. Nachdem ich deinem Bericht gelesen habe, wurde mir schon ein bisschen schwummelig. Karli und ich planen nämlich eine Südafrikareise für nächstes Jahr. Mit Besichtigung des Krüger NP und Haitauchen. Jetzt hab ich ein wenig Angst (Karli sicher noch viel mehr), dass auch uns so etwas passieren könnte. Das wäre schrecklich, wir sind ja nicht so reiseerprobt wie ihr.
Gott sei Dank, seid ihr bei dem Einbruch wenigstens gesund davon gekommen.
Freu mich schon auf euren nächsten Bericht und bleibt’s g’sund.
LG Susi

sytaurus hat am Januar 20th, 2015 13:21 geantwortet:

5 Jahre ist uns nichts passiert und wir sind ja zum Glück lebendig davon gekommen, aber hier ist es scheinbar an der Tagesordnung. Jeder Südafrikaner mit dem wir reden meint nur „Welcome to South Africa“ und die Polizei pfeift sich solange man noch lebt auch nichts (nachher bringt es einem aber auch nicht mehr viel, oder !?!?). Wenn man in den großen teuren Resorts bleibt, wo Haufenweise schwerbewaffnetes Sicherheitspersonal rumrennt und alles mit Stacheldraht, hohen Mauern, Kameras und Elekrozaun gesichert ist gehts, aber auf den Strassen beschützt euch niemand. Nicht umsonst gehen die Touristenzahlen von Jahr zu Jahr zurück. Das Land und die Tierwelt sind jedoch grandios (aber wie lange noch?).

Liebe Babsi, lieber Christoph.

Zum Glück ist Euch nichts passiert – ihr habt sicher wen da oben, der immer auf Euch schaut (oder eher, da ich nicht daran glaube, immer das Glück auf Eurer Seite) – und so solls auch bleiben!

Alles liebe,
Boris und Michi.

sytaurus hat am Januar 20th, 2015 13:38 geantwortet:

wir hoffen auch sehr stark das unsere „Schutzengel“ uns nicht verlassen haben, obwohl uns dieses Ereignis gezeigt hat wie verletzlich und ungeschützt man ist. Trotz allem ist es ja zum Glück gut ausgegangen.

Servus Ihr Zwei,
mir san die Zwei, die Ihr kurz beim Skypen mit den Seezigeunern im Bild hattet. Wenns Eng nimmer erinnert http://www.frati.stommel.de da könnts uns anschaun. Es ist sehr schlimm, was Euch passiert ist, aber dankt einer übergeordneten Macht, dass Ihr nicht aufgewacht seid. Ein Menschenleben ist in Südafrika nicht viel wert…hier in Kambodscha, wo mir gerade san, auch nicht. Aber ein Bisserl Glück gehört zum Leben und zum Reisen.
Einen lieben Gruß
Tina und Frank, zur Zeit ohne FraTi

sytaurus hat am Februar 14th, 2015 09:16 geantwortet:

natürlich können wir uns an euch erinnern, wie ihr als Geister im Hintergrund herumgeschwirrt seid. Und wann geht es wieder auf`s Schifferl? Wir stehen gerade in Durban in den Startlöchern und wollen uns dann ans Sturmtief hinten anhängen und uns ums Kap schwappen lassen. Na hoffentlich klappt´s. Ihr habt recht, die materiellen Verluste sind zu verkraften und zum Glück ist uns sonst nicht mehr passiert. Kambodscha ist da aber auch nicht viel besser, wenn man nicht auf den normalen Touristenpfaden bleibt – also Augen auf und pflegt eure Schutzgeister gut!

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