Noch fast eine Woche sind wir bei Sturm und Regen in Anatome festgehangen, bis sich ein passendes Wetterfenster für die Überfahrt ergeben hat, aber dann sind alle fünf Boote beim Morgengrauen schnell aus der Bucht geschlüpft und haben sich beeilt die 50 Meilen nach Tanna zu bewältigen. Wir hatten zwar dann fast keinen Wind, aber die Pazifikwelle war noch in voller Höhe da und hat das Ganze ein bisschen ungemütlich gemacht. Vor der Einfahrt von Port Resolution wurden wir noch einmal kräftig durchgeschüttelt und dann sind wir wie in Abrahams Schoß gelegen. Die Bucht ist zwar nicht rundum geschützt, aber wir hatten ja zum Glück SO-Wind und da ist es wunderbar ruhig.
Wie nicht anders erwartet sind gleich nach unserer Ankunft die Auslegerkanus gekommen und haben uns ins Dorf eingeladen, aber nicht bevor gecheckt wurde, was man mit den Yachties denn tauschen könnte. So hat sich Tom als besonders vifer Bursche hervorgetan, der gleich als erster zu jedem Schiff gepaddelt ist und nach Videofilmen, Musik, Batterien oder jemanden der seinen Generator reparieren kann gefragt hat. Praktischerweise hat er gleich seinen USB-Stick dabei (auch ein Geschenk von einem Segler), klettert umgehend an Bord und meint ungeniert ein Kaffee wäre jetzt nett, da er weiß das dieses “Luxusgut“ auf jedem Schiff vorhanden ist. Er ist es aber auch der uns die ganze Zeit mit frischen Früchten und Gemüse aus dem eigenen Garten verwöhnt. Nichts desto trotz fahren wir an Land und sehen uns den “Yachtclub“ an, es ist eine überdachte Terrasse mit angemoderten Couchen und Polstersesseln und unzähligen Flaggen aus der ganzen Welt, aber mit einem gigantischen Ausblick über die gesamte Bucht.
Anschließend suchen wir nach Stanley bzw. Johnson, die nämlich die einzigen Autos hier besitzen und den Transport auf den Vulkan Yasur durchführen. Ist jedoch kein Problem denn sobald man in die Nähe des Dorfes kommt hat man automatisch einen Führer neben sich, der einem alles zeigt und jedem vorstellt. Hier sind die Menschen zwar sehr freundlich und hilfsbereit, aber überhaupt nicht aufdringlich. Es ist immer nur ein “Guide“ der sich um unsere Wünsche und Fragen kümmert und nicht einmal die Kinder kommen um nach Zuckerln zu betteln (wenn man aber etwas mit hat ist man natürlich sofort umlagert, aber die Erwachsenen achten sehr darauf, dass die Kinder nicht übermütig werden).
So organisieren wir unseren Ausflug gleich für den Nachmittag und steigen mit Taschenlampen, festen Schuhen und einer großen Flasche Wasser bewaffnet auf den Track der uns über die dschungelartige Insel karren soll. Schon als wir ankommen sieht Stanley irgendwie unglücklich aus und wir wissen bald auch warum, denn die Radlager und die Kupplung sind vollkommen im Eimer, immer wenn eine Steigung kommt müssen wir alle Mann absteigen und zu Fuß weitergehen, ist natürlich keine gute Voraussetzung um den steilen und unwegsamen Weg auf den Vulkan zu bewältigen. Als Straße würde ich den Weg nicht bezeichnen, denn bei jedem Regenguss (und davon gab es die letzten Wochen genug) schwemmt es tiefe Rinnen in die Fahrbahn, die zwar laufend ausgebessert werden aber trotzdem permanent vorhanden sind.
Schon von der Weite hört man den ausgesprochen aktiven Vulkan grollen und sieht gelegentlich glühende Lavabrocken durch die Luft fliegen, aber als wir selbst am Kraterrand stehen und direkt vor uns die beiden Schlunde explodieren sind wir wirklich überwältigt. Wir waren zwar schon auf einigen Vulkanen, aber so aktiv wie dieser war noch keiner. Alle paar Minuten wackelt der Boden unter unseren Füßen, es grollt und donnert und dann spuckt der Berg das glühende Gestein nur so um sich und wir nur einen Steinwurf davon entfernt. Wir stehen natürlich auf der sicheren Seite, aber trotzdem haben wir immer ein halbes Auge nach oben ob nicht doch so ein Bröckerl seine Orientierung verliert und uns auf den Kopf fallen könnte.
Inzwischen ist es dunkel geworden und bei Nacht sieht das ganze Spektakel noch überwältigender aus, eigentlich hätten wir noch stundenlang dort sitzen können, aber leider irgendwann war Schluss und wir sind mit einem anderen Truck (unserer war endgültig hinüber) durch die sternenklare Nacht zurückgerumpelt. Leider kann man den Vulkan von unserer Ankerbucht aus nicht direkt sehen, aber die Aschewolke und in der Nacht auch der Feuerschein sind allgegenwärtig, genauso wie das permanente Grollen des Berges. Aus den Felsen schießen kochend heiße Wasserfontänen in natürliche Pools, die von den Einheimischen auch zum kochen verwendet werden und am Strand müssen wir bei Niederwasser aufpassen wo wir hintreten, denn manchmal ist der Boden hier verdammt heiß.
sytaurus hat am August 16th, 2013 01:48 geantwortet:
Wir haben schon gehört, dass das Wetter bei euch verrückt spielt. Auch bei uns ist es nicht normal, bis Ende Juli sind uns Schwimmhäute gewachsen, erst jetzt stellt sich die Trockenzeit ein und der Passat bläst halbwegs verlässlich. Aber wir machen das Beste draus. Wow, wie die Zeit vergeht, die kleine Joyce hat bereits die Matura – da gratulieren wir natürlich!! Bis wir zurück sind, sind Joyce und Jacqueline wahrscheinlich schon verheiratet oder zumindest ausgezogen. Tja, ist eben der Lauf der Zeit.