30.11.2014

So. 23.11.2014 – Seglerbeine können doch wandern

Cirque de Mafate

Cirque de Mafate

Unsere Tage auf dieser imposanten Insel sind bereits gezählt, denn langsam brechen alle Schiffe Richtung Südafrika auf und wir sollten auch gelegentlich in die Gänge kommen. Noch immer geistert in unseren Hinterköpfen der Wunsch den unglaublich beeindruckenden Cirque de Mafate zu bewandern herum. Doch leider ist der leichteste der 2-Tage-Wanderwege in den Talkessel hinein über die Canalisation des Orangers für ein paar Tage wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Also haben wir unser Schiff so weit abfahrtbereit gemacht und nurmehr auf die Freigabe für den Weg gewartet. Am Samstag früh morgens um 5 Uhr (ja, wir sind schon fast wie die Hühner) geht es gemeinsam mit Ingolf und Susi (SY-Aspasia II) dann mit dem Bus nach Sans Souci wo wir zumindest schon mal auf halber Berghöhe sind.

der Wanderweg zieht sich in luftiger Höhe dahin

der Wanderweg zieht sich in luftiger Höhe dahin

Um in diesen beeindruckenden Talkessel zu kommen müssen wir noch 400 Höhenmeter den Berg hinauf wandern bis wir dann zu dem in schwindelerregender Höhe in den Fels geschlagenen, oft schmalen, Wanderweg zu kommen. Immer die Wasserleitung lang, tief unter uns der Rivière des Galets und über uns die senkrechte Felswand (für Menschen die nicht schwindelfrei sind, wie z.B. ich, eine echte Herausforderung). Ein Helikopter nach dem anderen fliegt die zahlungskräftigeren Kunden in den und durch den Talkessel, wir bevorzugen jedoch die anstrengendere Variante um diese beeindruckende Landschaft zu erkunden.

auch eine Pause muss sein

auch eine Pause muss sein

Gegen Nachmittag kommen wir dann total geschafft in Ilet des Lataniers an und gönnen uns erstmal ein kühles isotonisches Getränk (Bier) in der einzigen Bar des Ortes, denn den ganzen Tag in der Hitze über Stock und Stein zu stolpern und unzählige Stufen hinauf und hinunter zu steigen ist für untrainierte Seglerbeine schon eine große Herausforderung. Wir lassen erstmal Susi und Ingolf in der schattigen „Bar“ sitzen und machen uns auf Herbergssuche. Normalerweise muss man Betten in den Hütten vorab in St. Denis oder per Telefon reservieren, aber wir brauchen dies nicht und schon gar nicht am Wochenende. Insgesamt gibt es drei Hütten, die alle ausgebucht sind. Aber im letzten Haus haben wir Glück. Für „nur“ 40,– € pro Nase bekommen wir statt eines total überfüllten Schlafsaals ein ganzes Haus mit eigener Küche, WC und sogar einer heißen Dusche – was für eine Wohltat.

unser Häuschen in den Bergen

unser Häuschen in den Bergen

Abendessen und Frühstück sind auch noch inkludiert, was wir doch für Glückskinder sind. Total ausgehungert verputzen wir erst einen Großteil unseres Proviants und spülen ihn mit unserem mitgebrachten Wein und frischem Quellwasser runter und dann kommen auch schon unsere Gastgeber und servieren unser Abendessen. Es gibt gebratenes Hühnchen, Linseneintopf, Reis, einen leckeren Kraut-Karottensalat und zum Nachtisch kleine zuckersüße Bananen und eine Flasche selbstgemachten Rumpunsch. Wir vernichten alles! Wenn man bedenkt, dass alles hier auf dem Rücken raufgeschleppt werden muss bzw. mit dem Helikopter gebracht wird, schon ein ganz beachtlicher Luxus.

immer wieder tolle Ausblicke

immer wieder tolle Ausblicke

Wir hören in einiger Entfernung die Geräuschkulisse der Massenquartiere und genießen so richtig unser ruhiges kleines Häuschen, die gackernden Hühnchen davor, den leuchtend roten Sonnenuntergang zwischen den schroffen Berggipfeln und die grandiose Aussicht in den Talkessel unter uns. Schon bald fallen wir jedoch alle todmüde ins Bett und träumen von den Eindrücken des heutigen Tages. Um sechs Uhr wird bereits unser Frühstück gebracht und wir sehen, wie bereits die ersten Wanderer vorbei eilen. Wir jedoch lassen uns noch ein bisschen Zeit und frühstücken in Ruhe, denn der Weg für heute ist nichtmehr so weit. „Nurmehr“ den Berg runter! – Wenn ich gewusst hätte, dass wir über schmale Felsgrate ohne Sicherung und steile Abhänge, wo es locker mehrere hundert Meter senkrecht runter geht, gehen müssen wäre ich sicher vorher umgekehrt. Irgendwie habe ich mich dann doch mit Christoph`s Hilfe den Berg runtergezittert. Dann ist es einfacher geworden, den Bach entlang mit einigen netten Badeplätzen bis nach Les deux Bras, wo wir mit einem Pick-Up den letzten Rest des Weges bis in die Zivilisation zurückgelegt haben. Was mich fasziniert hat, ist wie flott und leicht die Bewohner der Bergdörfer hier durch die Gegend laufen.

zurück am Bachbett entlang

zurück am Bachbett entlang

Sie überholen die total bepackten schwitzenden Wanderer im Laufschritt – na gut, sie machen es ja Tag täglich und sind es daher gewöhnt. Diese Wanderung war trotz seiner Strapazen und Zitterpartien unbeschreiblich schön und hat sich wirklich gelohnt. Es war auf jeden Fall ein krönender Abschluss unseres Aufenthaltes in Reunion. Ab morgen können wir unsere Blasen und Blessuren auf See auskurieren, denn wir stechen endgültig in See – Südafrika wir kommen!!!

Kommentare

Liebe Babsi, lieber Christoph, habt ihr für Südafrika schon einen ungefähren Zeitplan und eine Örtlichkeit ins Auge gefasst ? Vielleicht kann ich euch jemand zur Begrüßung schicken. LG Werner

sytaurus hat am Dezember 7th, 2014 22:02 geantwortet:

wir werden voraussichtlich am 7.12. in Richards Bay ankommen. Dort werden wir dann das Schiff herausnehmen und ihm einen neuen UW-Anstrich gönnen und einige Zeit mit einem Mietauto die Gegend unsicher machen – Safari, Weinverkostung,… uns wird da schon was einfallen. Dann werden wir gemächlich Richtung Kapstadt weitertingeln, natürlich immer mit einem Auge aufs Wetter. Wenn deine Bekannten uns besuchen wollen, sie sind jederzeit herzlich willkommen – ein kaltes Bier oder Glas Wein gibt es immer bei uns an Bord und einem kleinen Schwatz mit Insidern sind wir nie abgeneigt.

Hallo Ihr Helden,
Ja wir sehn es in der Karte, nur 500 meilen von Madagaskar!!!!. Ihr super segler, wenn auch mit blasen, Atlantik, dann Pasifik und jetzt auch den Indischen habt Ihr erobert, dieser letzter der unseren beruhment solitar segler Vito Dumas so viele kopfshmaerzen gebracht hat.
Uns geht es weiter guht. Mitte Januar besuche Ich Engel in Schwaertber fur ein par tagen.zur shulung. Davor haben wir Nj fest und werden an euch denken und zu einer erfolgreiche weiter fahrt tosten.
Saludos aus Buenos Aires.
Pedro & Familie

sytaurus hat am Dezember 7th, 2014 22:03 geantwortet:

wir hatten bisher Glück mit dem Wetter, nur zwei stürmische Tage, die restliche Zeit war es sehr angenehm zu segeln und die Strömung hat uns gut mitgenommen. Wir werden voraussichtlich am Wochenende Südafrikas Küste erreichen. In Richards Bay bekommt unsere Taurus dann ein bisschen Pflege und wir werden danach Elefanten und Löwen gucken fahren. Anfang nächsten Jahres fahren wir dann ums Kap und weiter über St.Helena Richtung Südamerika /Brasilien, leider geht sich Argentinien nicht mehr aus. Von dort geht es dann nordwärts über die Karibik, Cuba, die amerikanische Küste bis voraussichtlich Kanada hinauf.
Wir erinnern uns auch gerne an die rauschende Neujahrsparty bei euch und speziell an unseren fidelen Kakadu-Corinna. Viel Spass in Österreich bei der Schulung und trink mit Wolfgang und Birgit ein Glaserl auf uns. Schöne Gruesse an die ganze Familie, Christoph u. Babsi

Liebe Babsi, lieber Christoph,
unsere Reisepläne haben diesmal zeitlich leider überhaupt nicht zusammen gepasst, ewig schade, ich hätte Euch so gern mal wieder in die Arme genommen! Wir sind nicht nur bereits in Südafrika (Ankunft am 1. November in Durban), sondern sogar schon wieder zu Hause in Deutschland. Aus familiären Gründen (labiler Gesundheitszustand unserer Mütter) sind wir entgegen unserer sonstigen Gepflogenheiten „auf Tempo“ gesegelt. Start war Mitte September in Singapur, zunächst ging es gegen den Monsun; das muss man nicht unbedingt haben, war aber im Grunde kein Problem. Sobald wir durch die Sundastraße hindurch waren, hatten wir schönes Segeln bis Cocos Keeling. Hier machten wir ein paar Tage Pause, fanden Eure „Taurus-Tafel“ am Strand und trafen Susi und Ingolf, mit denen wir zwei nette Abende verbrachten. Solltet Ihr die beiden nochmals treffen, so richtet doch bitte liebe Grüße von uns aus! Wir haben versucht, Ihnen für die Strecke nach Reunion den jeweils aktuellen Wetterbericht via Kurzwelle zu übermitteln, leider hat es mit der Verbindung jedoch nicht geklappt. Rodrigues mussten wir aus Zeitgründen „rechts“ liegen lassen, Mauritius kannten wir schon, also nahmen wir direkten Kurs auf Reunion – und erlebten einfach nur herrliches Segeln. Reunion fanden wir landschaftlich traumhaft schön und haben es – ähnlich wie Ihr – auf Schusters Rappen erkundet. Am 23. Oktober sind wir dann von Le Port vor Ankunft der World ARC geflüchtet, das Wetter war allerdings auch gerade ganz passabel. Vor der Südspitze Madagaskars haben wir dennoch knapp drei Tage kräftig was auf die Mütze bekommen, allerdings ohne ernsthafte Schäden, die Querung des Agulhas-Stroms war danach eher harmlos. Mittlerweile liegt Alumni in ihrer Box in der Durban Marina und wartet auf unsere Rückkehr Anfang Februar nächsten Jahres. Dann geht es weiter ums Kap mit Ziel Südamerika. Auch durch Eure Berichte motiviert, wollen wir u.a. nach Patagonien und durch den Beagle Kanal – natürlich mit ausgedehnten Landtouren – zurück in den Pazifik, wo es noch unendlich viel zu entdecken gibt. Muss ich für die obligatorischen Meldungen bei der chilenischen „Armada“ eigentlich kurzfristig noch Spanisch lernen, oder kommt man dort auch mit Englisch zurecht?
So, das wär’s für heute von uns. Wir wünschen Euch eine problemlose Überfahrt nach Südafrika, hoffen auf ein Wiedersehen entweder in der Region Kapstadt, Namibia oder St. Helena, bevor sich unsere Routen vermutlich wieder trennen. Wie sehen Eure Pläne aus?
Viele liebe Grüße und bleibt gesund!
Sylvia und Hansgeorg (Org)
(www.sy-alumni.de)

sytaurus hat am Dezember 7th, 2014 22:04 geantwortet:

wir hatten schon an euren Postionsmeldungen gesehen, dass ihr in Eile wart. Aber es ist ja nicht aller Tage Abend, wenn ihr im Februar retour kommt sind wir wahrscheinlich auch noch in SA. Dann ist immer noch Zeit für Drückerorgien und anschliessende Trinkgelage. Dann hoffen wir mal den Müttern geht es bis dahin besser und ihr könnt wie geplant die Reise fortsetzen. Das ihr nun nach Südamerika wollt freut uns ganz besonders, ihr werdet es genauso lieben wie wir. Leider haben wir nicht die Zeit und das Geld nochmal dort hinzufahren, aber es gibt ja noch so viel zu sehen. Die Armada-Leute sind sehr gut ausgebildet und jeder spricht englisch, wenn es auch ganz gut ist ein bisschen spanisch zu verstehen und zu sprechen. Ebenso die Locals, jeder versucht sein Bestes und einige sprechen sogar ein paar Brocken deutsch! Wir werden voraussichtlich bis Anfang März in Südafrika sein, dann ein bisschen Namibia, St. Helena, Brasilien und dann rauf über die Karibik, Kuba, die amerikanische Küste über den Intracostal-Waterway bis Kanada – und da dürft ihr uns dann Tipps geben! Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen!!! Christoph u. Babsi
PS.: im Augenblick versorgen wir die Aspasia mit Wetter und werden sie heute gleich von euch grüssen!

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