Unsere Tage auf dieser imposanten Insel sind bereits gezählt, denn langsam brechen alle Schiffe Richtung Südafrika auf und wir sollten auch gelegentlich in die Gänge kommen. Noch immer geistert in unseren Hinterköpfen der Wunsch den unglaublich beeindruckenden Cirque de Mafate zu bewandern herum. Doch leider ist der leichteste der 2-Tage-Wanderwege in den Talkessel hinein über die Canalisation des Orangers für ein paar Tage wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Also haben wir unser Schiff so weit abfahrtbereit gemacht und nurmehr auf die Freigabe für den Weg gewartet. Am Samstag früh morgens um 5 Uhr (ja, wir sind schon fast wie die Hühner) geht es gemeinsam mit Ingolf und Susi (SY-Aspasia II) dann mit dem Bus nach Sans Souci wo wir zumindest schon mal auf halber Berghöhe sind.
Um in diesen beeindruckenden Talkessel zu kommen müssen wir noch 400 Höhenmeter den Berg hinauf wandern bis wir dann zu dem in schwindelerregender Höhe in den Fels geschlagenen, oft schmalen, Wanderweg zu kommen. Immer die Wasserleitung lang, tief unter uns der Rivière des Galets und über uns die senkrechte Felswand (für Menschen die nicht schwindelfrei sind, wie z.B. ich, eine echte Herausforderung). Ein Helikopter nach dem anderen fliegt die zahlungskräftigeren Kunden in den und durch den Talkessel, wir bevorzugen jedoch die anstrengendere Variante um diese beeindruckende Landschaft zu erkunden.
Gegen Nachmittag kommen wir dann total geschafft in Ilet des Lataniers an und gönnen uns erstmal ein kühles isotonisches Getränk (Bier) in der einzigen Bar des Ortes, denn den ganzen Tag in der Hitze über Stock und Stein zu stolpern und unzählige Stufen hinauf und hinunter zu steigen ist für untrainierte Seglerbeine schon eine große Herausforderung. Wir lassen erstmal Susi und Ingolf in der schattigen „Bar“ sitzen und machen uns auf Herbergssuche. Normalerweise muss man Betten in den Hütten vorab in St. Denis oder per Telefon reservieren, aber wir brauchen dies nicht und schon gar nicht am Wochenende. Insgesamt gibt es drei Hütten, die alle ausgebucht sind. Aber im letzten Haus haben wir Glück. Für „nur“ 40,– € pro Nase bekommen wir statt eines total überfüllten Schlafsaals ein ganzes Haus mit eigener Küche, WC und sogar einer heißen Dusche – was für eine Wohltat.
Abendessen und Frühstück sind auch noch inkludiert, was wir doch für Glückskinder sind. Total ausgehungert verputzen wir erst einen Großteil unseres Proviants und spülen ihn mit unserem mitgebrachten Wein und frischem Quellwasser runter und dann kommen auch schon unsere Gastgeber und servieren unser Abendessen. Es gibt gebratenes Hühnchen, Linseneintopf, Reis, einen leckeren Kraut-Karottensalat und zum Nachtisch kleine zuckersüße Bananen und eine Flasche selbstgemachten Rumpunsch. Wir vernichten alles! Wenn man bedenkt, dass alles hier auf dem Rücken raufgeschleppt werden muss bzw. mit dem Helikopter gebracht wird, schon ein ganz beachtlicher Luxus.
Wir hören in einiger Entfernung die Geräuschkulisse der Massenquartiere und genießen so richtig unser ruhiges kleines Häuschen, die gackernden Hühnchen davor, den leuchtend roten Sonnenuntergang zwischen den schroffen Berggipfeln und die grandiose Aussicht in den Talkessel unter uns. Schon bald fallen wir jedoch alle todmüde ins Bett und träumen von den Eindrücken des heutigen Tages. Um sechs Uhr wird bereits unser Frühstück gebracht und wir sehen, wie bereits die ersten Wanderer vorbei eilen. Wir jedoch lassen uns noch ein bisschen Zeit und frühstücken in Ruhe, denn der Weg für heute ist nichtmehr so weit. „Nurmehr“ den Berg runter! – Wenn ich gewusst hätte, dass wir über schmale Felsgrate ohne Sicherung und steile Abhänge, wo es locker mehrere hundert Meter senkrecht runter geht, gehen müssen wäre ich sicher vorher umgekehrt. Irgendwie habe ich mich dann doch mit Christoph`s Hilfe den Berg runtergezittert. Dann ist es einfacher geworden, den Bach entlang mit einigen netten Badeplätzen bis nach Les deux Bras, wo wir mit einem Pick-Up den letzten Rest des Weges bis in die Zivilisation zurückgelegt haben. Was mich fasziniert hat, ist wie flott und leicht die Bewohner der Bergdörfer hier durch die Gegend laufen.
Sie überholen die total bepackten schwitzenden Wanderer im Laufschritt – na gut, sie machen es ja Tag täglich und sind es daher gewöhnt. Diese Wanderung war trotz seiner Strapazen und Zitterpartien unbeschreiblich schön und hat sich wirklich gelohnt. Es war auf jeden Fall ein krönender Abschluss unseres Aufenthaltes in Reunion. Ab morgen können wir unsere Blasen und Blessuren auf See auskurieren, denn wir stechen endgültig in See – Südafrika wir kommen!!!
sytaurus hat am Dezember 7th, 2014 22:02 geantwortet:
wir werden voraussichtlich am 7.12. in Richards Bay ankommen. Dort werden wir dann das Schiff herausnehmen und ihm einen neuen UW-Anstrich gönnen und einige Zeit mit einem Mietauto die Gegend unsicher machen – Safari, Weinverkostung,… uns wird da schon was einfallen. Dann werden wir gemächlich Richtung Kapstadt weitertingeln, natürlich immer mit einem Auge aufs Wetter. Wenn deine Bekannten uns besuchen wollen, sie sind jederzeit herzlich willkommen – ein kaltes Bier oder Glas Wein gibt es immer bei uns an Bord und einem kleinen Schwatz mit Insidern sind wir nie abgeneigt.