Na gut, im ersten Schritt sind wir grad mal vom westlichsten Sizilienzipfel bis zur östlichsten sizilianischen Insel Vulcano gekommen. Kurz davor hat sich bereits das nächste große Tief aus Nordosten angekündigt. Wir haben uns in Porto di Ponente, einer relativ gut geschützten Ankerbucht vor einem tiefschwarzen Sandstrand, in Deckung gelegt. Durch unsere langjährige Erfahrung und unserem schweren Anker hatten wir keinerlei Probleme, im Gegensatz zu so manch Anderem.
Da sind tagsüber und vor allem in der Nacht nur so die Schiffe mit zu schleißigem Ankermanöver, zu kurzer Ankerkette oder leichtem Anker gedriftet. Christoph hat einer neuseeländischen Familie, die nach der Strandung absolut hilflos waren, wieder in tieferes Wasser geholfen.Dafür hatten wir nicht nur ihren Dank, sondern auch noch eine gute Flasche Captain Morgan. Langsam geht unsere Bar über bei den vielen Hilfeleistungen die wir bisher im Mittelmeer gemacht haben und die meistens mittels Schnaps vergolten wurden. Nach zwei ruppigen Tagen war auch hier wieder schönstes Wetter, aber leider noch nicht südlich der Straße von Messina und der Stiefelsohle.
Wir stehen auf 4m Wassertiefe, aber das Wasser hier ist so unglaublich klar, sodass man sogar beim Reinspringen glaubt gleich am Grund aufzuschlagen.Aber auch in Porto di Levante gehen wir ins Meer. Es ist dort zwar nicht so klar, aber dafür um einiges wärmer, da hier auch ein paar heiße Schwefelquellen im Badebereich blubbern. Das Einzige wozu wir uns nicht durchringen können sind die schwefeligen Schlammpools. Erstens stinken sie erbärmlich nach faulen Eiern und zweitens sind wir nicht gewillt dafür auch noch 5,– Euronen zu löhnen und uns und unser Badezeug auf ewig zu verstinkern. Der Schlamm mag ja ganz gesund sein, aber von allem müssen wir doch auch nicht haben.
Es reicht schon der Geruch, der regelmäßig vom Krater zu uns herunter zieht. Natürlich war auch ein Ausflug zu dem vor uns aufragenden rauchenden Schlot angesagt. Schon alleine der Ausblick von dort oben entschädigt für den anstrengenden Aufstieg. Und wenn man früh genug unterwegs ist, entgeht man auch den Menschenmassen, die jeden Tag mit den Taxibooten von anderen Inseln herangekarrt werden und auch dort hinauf wandern.Viel kann man ja auf dieser doch sehr kleinen Insel außerhalb der Saison nicht unternehmen. Trotzdem haben wir uns für einen Tag einen Scooter gegönnt und sind auf zwei Rädern herum gedüst. Nach einem köstlichen Frühstück mit Aussicht beim Cabo Grillo sind wir rund um den Vulcano Piano zur “Metropole“ Gelso gedüst.
Ok, der Ausblick von oben auf die Insel Sizilien mit seinem rauchenden Ätna und die Strasse von Messina, und die Fahrt die Serpentinen nach unten entlang der Weingärten ist schon sehr schön, aber wir hatten uns zumindest dort eine kleine Taverne zum befeuchten der trockenen Kehlen erhofft, aber weit gefehlt.Diese Ortschaft besteht aus vier Häusern, einem schönen schwarzen Schotterstrand und einem verfallenen Leuchtturmhäuschen. Mehr ist dort nicht! Etwas enttäuscht sind wir zurückgefahren und haben uns mit mehr Hoffnung auf nach Lentia und Vulcanello gemacht. Aber alles nur abgesperrte Hotelkomplexe und bereits im tiefen Winterschlaf. Tja, im Oktober sind hier eben schon die Gehsteige hochgeklappt und die Einheimischen und Angestellten erholen sich irgendwo vom anstrengenden und langen Sommer.
Im Valle di Mostri am nördlichen Ende der Insel mit seinen interessanten Lava-Strukturen treffen wir dann auch Mathew unseren korsischen Schiffsnachbarn und suchen uns eine einfache Trattoria für einen kleinen Lunch. Auf der ganzen Insel, mit seinen unzähligen Hotels, Restaurants und Bars, hat doch wirklich nur mehr eine Handvoll in Porto Levante offen, obwohl noch relativ viele Besucher jeden Tag hier herum taumeln. Wir sehen endlich ein schönes Wetterfenster und setzen Segel Richtung Messina.
Jeder warnt uns vor der starken Strömung und dem regen Schiffsverkehr in dieser Seestraße und daher warten wir lieber auf den morgendlichen Sog durch die Meerenge und ankern noch über Nacht vor dem nördlichen Leuchtturm der Einfahrt. Uns ist schon von Vulcano aus der Schiffsverkehr gar nicht so rege vorgekommen und auch jetzt fahren hier nur vereinzelt Containerfrachter in die Straße ein, aber was wissen wir schon. Abgesehen davon ist es sowieso viel schöner bei Tageslicht alles zu sehen.
So melden wir uns ordnungsgemäß bei der Traffic-Controll an und lichten den Anker am Morgen rechtzeitig zum Gezeitenwechsel. Es wird eine wunderschöne und flotte Durchfahrt, vorbei an kleineren und größeren, typisch italienischen Ortschaften. In Paradiso wollten wir eigentlich noch sicherheitshalber etwas Diesel auf der Schiffstankstelle nachbunkern, aber der Landungssteg war uns durch den auflandigen Wind und Schwell doch etwas zu gefährlich und so sind wir unverrichteter Dinge weitergefahren.
Von wegen viele Schiffe und von der Scilla, kann man trockenen Fußes vom Festland nach Sizilien übersteigen. Wir hatten in den drei Stunden unserer Durchfahrt genau vier Frachter und einige Fähren, jedoch nichts im Vergleich zu dem was wir dann in der Straße von Otranto hatten und das noch dazu bei Nacht und Nebel. Da wird einem schon manchmal Angst und Bange, wenn das AIS rund um uns gleichzeitig bis zu 15 Schiffe anzeigt und man einen nur drei Seemeilen entfernten dicken Pott auf sich zurasen sieht, das Schiff jedoch mit bloßem Auge nicht ausmachen kann.
Im Großen und Ganzen haben wir die italienische Stiefelspitze bis zum Absatz relativ rasch und mit gutem Wind gemeistert. Es sind nur mehr läppische 260 Seemeilen bis zu unserem Ziel, aber das nächste größere Unwetter zieht schon wieder auf. Also mal kurz nach Vieste abbiegen und wieder in Deckung gehen. Das letzte Ende zieht sich echt wie ein Strudelteig!