15.08.2011

Mo. 08.08.2011 – Salar de Uyuni

tanken auf bolivanische Art

Welcher Wahnsinn uns auch immer befallen hatte, aber wir haben unseren Flug von La Paz zurück an Chiles Küste nach Iquique sausen lassen und haben stattdessen lieber noch einen Abstecher in die größte Salzwüste der Welt gemacht. Natürlich kann man in einer Reiseagentur alles im Gesamtpaket buchen, aber da haben wir ja bereits schlechte Erfahrungen gemacht und außerdem ist es um vieles teurer. Also ab in den Busterminal von La Paz – da gab es drei Anbieter für die Fahrt nach Uyuni, einer hatte geschlossen, einer keine Plätze mehr frei so blieb nur mehr  ein Unternehmen.

sogar die Möwen finden es zum Schreien

Dieses hat recht passabel ausgesehen und auch der Bus am Bild recht komfortabel. Wir hatten Glück, denn wir haben die beiden vordersten Plätze im Nachtbus ergattern können. Am Abend fahren fast alle Busse gleichzeitig ab und so ist ein entsprechendes Chaos im Terminal, das richtige Betätigungsfeld für Kleinkriminelle. Obwohl viel Security und Polizei herumsteht, ist es doch einem Langfinger gelungen sich eine Kamera von einem Reisenden “auszuborgen“  – manche sind auch wirklich unvorsichtig und lassen ihre Sachen einfach auf der Bank rumliegen oder haben so viele Taschen und Packeln, dass sie den Überblick verlieren. Nach und nach haben die Busse das Terminal verlassen und wir haben noch immer gewartet. Mit einer halben Stunde Verspätung wurden auch die Passagiere von unserem Bus aufgerufen, aber wir hatten keinen direkten Zugang, sondern mussten quer durch den ganzen Bahnhof hinten hinaus wo dann unser Bus gewartet hat (die hatten gewusst warum – denn das Bild an der Wand musste bereits einige Jahre alt sein). Wir hatten jedoch Glück, obwohl der Bus ziemlich voll war, sind die beiden Sitze neben uns frei geblieben und so haben wir diese auch gleich belegt und die Decken okkupiert. Mit ein paar kurzen Zwischenstopps sind wir 11 Stunden durch die Nacht gebrettert, die ersten paar Stunden war ja noch eine normal geteerte Straße, aber dann kam der Hammer.

Hauptstraße von Uyuni

Sechs Stunden über wellige unbefestigte Sand- und Schotterpisten, durch Flussläufe und kleine Dörfer, aber das Schlimmste der Bus hatte keine Heizung! Bereits nach kurzer Zeit waren die Scheiben innen vereist und wir haben uns alles übergezogen was wir noch hatten und uns in alle Decken fest eingewickelt – trotzdem war uns noch eisig kalt. Durchgeschüttelt und -gefroren sind wir um 6 Uhr morgens in Uyuni angekommen. Der erste Eindruck war schockierend – im Reiseführer ist zwar gestanden, dass es ein kleines Dorf mitten in der Wüste ist, aber so trostlos hätten wir es uns nicht vorgestellt. Wir erst einmal ins Hostel und eine heiße entspannende Dusche genommen, danach gleich wieder auf die Hauptstraße zu den Reiseagenturen, damit nicht alle Touren für den nächsten Tag bereits ausgebucht sind und wir länger in diesem teuren und öden Kaff bleiben müssen. 

Lokfriedhof

Wir wollen auf jeden Fall eine 3-Tagestour durch die Salzwüste und Hochebenen machen und gleich mit Transfer über die Grenze nach San Pedro de Atacama in Chile. Bei den Agenturen gibt es gravierende Unterschiede, zwar ist der Reiseverlauf nahezu gleich, aber einige erklären dir, dass der Grenzübergang und Pass aufgrund von Schnee gesperrt ist und andere Anbieter meinen, dass dies überhaupt kein Problem ist. So verunsichert hocken dann die Traveller in den umliegenden Cafes und diskutieren über die Möglichkeiten. Dazu kommen noch einige, die Schauergeschichten über betrunkene Fahrer und kaputte Fahrzeuge verbreiten – sehr aufmunternd.

Salzstrukturen

Hier kann man nicht viel machen außer in einem der Lokale zu hocken, denn das einzige Museum hat derzeit geschlossen und der Lokfriedhof außerhalb der “Stadt“ wird im Rahmen der Besichtigungstour sowieso morgen angefahren. So sind wir am Abend zum Minuteman auf wahrscheinlich die beste Pizza in Südamerika gegangen und haben uns dort mit ein paar anderen Travellern angefreundet. Inzwischen haben wir schon gelernt, dass man nicht immer das billigste Reiseangebot oder Hotel nehmen soll, wenn man ein bisschen Komfort haben will und so haben wir diese Nacht angenehm warm, sauber und bequem geschlafen. Nachdem wir das reichhaltige Frühstücksbuffet geplündert haben, sind wir mit unserem Gepäck zum vereinbarten Treffpunkt gewandert und siehe da: Sigrid uns Jens, die wir gestern schon kennengelernt hatten, sind auch schon dort gestanden.

Jens, Sigrid, Tom, Hanna, Christoph u. Babsi das Abenteurerteam

Schnell waren das gesamte Gepäck und auch die Vorräte für die nächsten drei Tage in großen Plastikplanen am Autodach oder im Kofferraum verstaut und wir haben uns zu sechst im Fond gestapelt. Mit von der Partie waren Sigrid u. Jens (Deutschland) und Hanna u. Tom (Belgien) sowie unser Fahrer Jimmy. Schon ging die rasante Fahrt erst einmal ab zum Cementerio de Trenes (Lokomotivfriedhof) ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, wo hunderte Züge teilweise seit Jahrzehnten vor sich hin rosten. In der Ferne hat uns aber bereits das blendende Weiß der 12.000 km² großen Salzwüste angezogen und so sind wir rasch wieder in die Kiste gesprungen um noch als eines der ersten Fahrzeuge über die fast unendlichen Weiten der Salzebenen zu brettern.

unendliche Salzwüste

Recht souverän hat uns Jimmy durch die großen Lacken manövriert bis zum Salzhotel, welches heute nur mehr ein Museum beherbergt. Dort haben wir ein paar von den witzigen Fotos gemacht, denn man hat aufgrund der Leere keine Bezugspunkte und somit keine Größenwahrnehmung. Weiter ist es dann zu der auf 3.822m gelegenen Isla Incahuasi (Quechua: „Haus des Inka“) zum Mittagspicknick gegangen und anschließendem Verdauungsspaziergang über die Koralleninsel mit ihren bis zu 1.200 Jahre alten Kakteen (ragt in Wirklichkeit nur 169m über den Salzsee hinaus).  

mein winzig kleiner Ehemann

Am Abend haben wir dann am Rand des Salzsees in Colchani unser Salzhotel erreicht. Es ist witzig, wenn man sich das Salz für seine Suppe direkt von der Wand kratzen kann, denn alles hier ist aus Salz sogar das Bettgestell. Nach viel Spaß und einigen Flaschen Wein haben wir in unsere vier Alpakadecken gemummelt (denn hier gibt es keine Heizung) und herrlich geschlafen. Bereits bei Sonnenaufgang ist es weitergegangen, denn der Weg zu den Hochebenen und Lagunen ist lang und steinig (wort-wörtlich). Immer wieder sind wir stehen geblieben um Lamaherden zu fotografieren oder einfach die Landschaft zu genießen (tiefe Canyons, hohe Felsen, sanfte Hochebenen in allen Braun- und Rotschattierungen und dazwischen spitze schneebedeckte Vulkane – einfach extrem). Eigentlich waren wir darauf vorbereitet, dass wir in der Laguna Colorada fast keine Flamingos sehen werden, aber zu unserer Überraschung sind doch einige hundert in dem ziegelroten Wasser gestanden.

im Salzhotel

Knapp vor der Dunkelheit sind in unserer nächsten Unterkunft (Hotel wäre zu viel gesagt) angekommen, es war mit 40 Leuten komplett voll und wir wurden zu sechst in einem Dormitory untergebracht (war recht lustig, da wir uns ja jetzt doch schon recht gut kennen und auch wieder ein paar Flaschen Wein gegen die Kälte geleert haben). Durch die klare Luft, erscheinen die Farben noch intensiver aber auch die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind hier viel extremer (Tag: +20°C und stechende Sonne – Nacht: eisige -20°C und ein sagenhafter Sternenhimmel). Hier oben gibt es keine Heizung und so sind wir mit allem was wir mithatten in unsere Schlafsäcke geschlüpft – da war es dann halbwegs erträglich. Um 5 Uhr morgens ist es bereits weitergegangen, damit wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang bei den Solar de Manaña Geysiren und blubbernden Schlammpfützen (4.850m Höhe) sind.

innen warm - außen kalt

Das Highlight des Tages waren jedoch in der Früh die Termas de Polques – es ist schon etwas besonderes wenn man auf 4.400m Seehöhe in 32°C warmen Wasser liegt, speziell nach einer so kalten Nacht! (es war viel Überzeugungsarbeit nötig mich wieder aus dem Wasser zu bekommen). Durch Schneeverwehungen und über gefrorenen Boden sind wir an der Laguna Verde vorbei zur chilenischen Grenze geholpert. Dort haben wir uns dann von Hanna und Tom verabschiedet und sind in den bereits wartenden Bus umgestiegen – jetzt geht es in die nächste Wüste nämlich nach San Pedro de Atacama.

Flamingos in der Laguna Colorada

 

unglaublicher Sternenhimmel

Kommentare

Hallo!
Ihr seid ja echte Abenteurer! Ich lese mit Spannung und habe das Gefühl mit euch zu reisen! Alles Gute für die vielen tollen Erlebnisse! :)))

sytaurus hat am August 17th, 2011 13:59 geantwortet:

du bist eine sehr angenehme Reisebegleiterin, immer dabei und das so unauffällig. Vielleicht bekommst du Lust und folgst unseren Spuren.

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