Eigentlich hatte der gestrige Tag so gut begonnen mit Sonnenschein und fast blauem Himmel wie schon seit langem nicht mehr. Aber dann ging’s los, bereits in der Früh hat eine heimtückische Welle das volle Kaffeehäferl aus seiner (seit vier Jahren) sicheren Verankerung gehebelt und der ganze Inhalt hat sich gleichmäßig in der gesamten Messe verteilt. Als die Sauerei endlich beseitigt war, entdeckt Christoph, dass sich bei einer unserer Steuerbordwanten eine kleine listige Litze aus der Verquetschung gelöst hat. Ist im Prinzip kein großes Problem, da wir insgesamt 15 gut dimensionierte Wanten haben die unseren Mast halten und ein kleines Litzchen jetzt nicht wirklich gefährlich ist, aber wir werden diese Schwachstelle jetzt natürlich etwas genauer im Auge behalten und spätestens in Südafrika tauschen. Zwei Probleme hatten wir nun schon, aber bekanntlich sind es ja immer drei, die auf einmal kommen und da kam es auch schon.
Mitten in der Nacht läuft das Schiff plötzlich aus dem Ruder, kommt zwar vor, dann stellt man die Susi (Windsteueranlage) wieder neu ein, fixiert sie und die Sache ist erledigt. So aber nicht diesmal, denn der Hebel war ordentlich arretiert, nur das dazugehörige Ruderblatt war plötzlich viel tiefer als normal. Christoph ist sofort aus dem Gewand gesprungen und hat zum Glück gerade noch das Teil sichern können bevor es in der Tiefe versinken konnte. Mühsam haben wir nun die sperrige Windsteueranlage abgebaut und ohne Teile zu verlieren ins Cockpit gehievt, es ist schon an Land eine anstrengende und diffizile Knochenarbeit, aber in der Nacht bei Wellengang wird es erst richtig lustig.
Dann müssen wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass wir von nun an mit der Hand steuern dürfen, wenn wir unsere Susi nicht wieder kurieren können. Denn leider arbeitet auch unser elektrischer Autopilot über dieses Hilfsruder und nicht über das Hauptruder. Um das Maß dann ganz voll zu bekommen, hat auch noch der Wind laufend aufgrund der starken Gewitter gedreht und der Regen ist einem vom Kragen bis in die Unterhose gelaufen. Das machen wir nicht lange mit und drehen bei, also Segel auf ein Minimum verkleinern, Hauptruder fixieren und ab ins Bett. Was für eine Nacht! In der Früh haben wir uns die Misere erstmal genau angesehen. Der innere Ruderschaft war in der Mitte einfach durchgebrochen und wir hatten wirklich Glück, dass wir nichts verloren haben.
So packt Christoph vollmotiviert die Trennscheibe und das Schweißgerät aus und ich sitze inzwischen am Steuerrad und schaue das wir auf Kurs bleiben. Nach drei Stunden ist alles geschweißt, geschliffen und poliert und wir können die Windsteueranlage wieder montieren. An Land kein gröberes Problem, aber am Wasser ist das schon viel schwieriger, denn wir müssen das jetzt wieder dreieinhalb Meter lange und gut 25 kg schwere Rohr mitsamt dem Ruderblatt dran von unten einfädeln und dabei drauf achten, nichts zu verlieren. Aber auch dies schaffen wir mit vereinten Kräften. Es ist ja wirklich gut, dass wir so komplett ausgestattet sind an Bord und Christoph immer eine Lösung findet, denn bis Südafrika Tag und Nacht am Ruder sitzen hätte uns beiden keinen Spaß gemacht.
sytaurus hat am September 8th, 2014 11:53 geantwortet:
wir werden voraussichtlich in Richards Bay liegen bleiben, aber sicher ist das noch nicht – wir werden dich auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.