16.08.2013

Mi. 24.07.2013 – Rom Dance und Lavaseen

Romdance05Eigentlich wollten wir uns um 7 Uhr morgens treffen um gemeinsam nach Fanla zu wandern, wo das Rom Festival um 9 Uhr beginnen sollte. Fanla liegt hoch in den Bergen mitten im Busch und da es die letzten Tage stark geregnet hat rechnen wir mit einer ziemlichen Schlammschlacht. Unser Nachbar kommt jedoch in letzter Minute noch auf die Idee umzuankern und so kommen wir erst kurz vor 8 Uhr los. Sechs Segler und sieben normale Touristen wandern den steilen, rutschigen Fußpfad hoch, so pünktlich müssen wir ja nicht sein, da man ohne uns sicher nicht beginnen wird. Und richtig, oben angekommen tut sich noch gar nichts und wir warten noch rund eine Stunde bis alles beginnt (ist eben Island-time). Plötzlich füllt sich der Platz vor dem Nakamal – wie hier das Versammlungshaus heißt – mit traditionell gekleideten Dorfbewohnern. Romdance02Die Kleidung der Männer besteht aus einem breiten schwarzen Rindenstück welches mit einem dünnen kunstvoll geflochtenen Gürtel an der Hüfte fixiert ist und natürlich dem Namba – einem geflochtenen Penisköcher. Die Frauen tragen traditionell nur einen Rock aus Kokosfasern. Der Schmuck besteht aus diversen frischen Blüten und Blättern und meistens farbenfroher Körperbemalung. Nur die Chiefs tragen einen Tusker, den gebogenen Eckzahn eines Ebers. Die Tänze, welche vor allem aus dem Stampfen der Füße auf dem Boden und aus einem Sprechgesang bestehen, muten anfangs etwas seltsam an. Rom-Tanz-01Jedoch bald kann man eine Geschichte heraus erkennen (speziell wenn man von einem wohlmeinenden Ni-Vanuatu eine Erklärung bekommt). Während der erste Tag aus diversen traditionellen Tänzen verschiedener Häuptlinge der Insel und zu einer Circumcision (Beschneidung) besteht, stellt der zweite Tag des Festivals etwas ganz besonders dar, nämlich den Rom-Dance. Diese Zeremonie ist ein  Fruchtbarkeitstanz, für die in Vanuatu mehr als wichtige Yams-Wurzel. Romdance01Dabei sind die Tänzer mit prachtvollen Masken und Kostümen aus Kokosblättern geschmückt. Wie in Trance stampfen, laufen und singen die Tänzer über eine Stunde vor dem Nakamal von Holztrommeln begleitet. Alleine vom Zuschauen rinnt uns schon der Schweiß von der Stirn. Vanuatu ist eine Gesellschaft, die zwischen alten Traditionen und modernen Leben steht. Einerseits werden die traditionellen Zeremonien nach wie vor zelebriert, jedoch hat man mittlerweile auch festgestellt, dass man sich damit auch ein schönes Zubrot verdienen kann. So werden diese Zeremonien immer häufiger den Touristen zugänglich gemacht. Natürlich versuchen sie auch ihre lokalen Stein- und Holzschnitzereien an den Mann (Frau) zu bringen, aber sie sind dabei keinesfalls aufdringlich. So kann man alles begutachten und anfassen, ohne das einem der Verkäufer im Nacken sitzt. SchnitzereienDie Bewohner von Ambrym zählen zu den besten Schnitzern im melanesischen Raum und so haben auch die meisten Besucher etwas gekauft (wie auch wir). Wir haben uns auf diesem Festival mit vier Norwegern angefreundet, die gerade drei Wochen in der Inselwelt Vanuatu`s  verbringen. Wir laden sie auf unser Schiff ein und erfahren von ihnen, dass sie morgen auf den Vulkan gehen wollen. Diese Chance muss man natürlich nutzen, da der Truck sowie der Führer eine Pauschale verlangen und es dadurch für alle günstiger kommt. Früh am Morgen starten wir mit dem Alllradfahrzeug, aber nur bis zum Fuß des Vulkans, von dort aus müssen wir wandern. Vulk.01Erst geht es durch den dichten Regenwald  zu den Ashplanes. Diese flache, schwarze und zum Großteil kahle Aschelandschaft hat es aber in sich, denn die Sonne brennt unbarmherzig auf uns nieder und die scharfkantigen kleinen Steinchen bohren sich durch jede Ritze der Schuhe und Socken. Die letzte Stunde klettern wir den steilen, rutschigen Aschekegel bergauf bis zum Kraterrand. Kaum angekommen erwartet uns ein phantastischer Blick in ein riesiges Becken brodelnder Lava einige hundert Meter unter uns. Vulk.02Kurz drauf kommt etwas Wind auf und verbläst die restlichen Wolken und die Aschewolke des Vulkans, erst jetzt zeigt sich das ganze Ausmaß dieser riesigen Caldera mit ihren zwei aktiven Lavaseen. Eingerahmt von vertikalen Wänden, welche in leuchtenden Schattierungen von Gelb, Grün und Blau schillern. Wir drängen uns dicht an den brüchigen, fast vertikalen Abhängen über der Lava bis Sam, unser Guide, plötzlich schreit wir sollen alles stehen und liegen lassen und schnell den Hang runter laufen. Sofort sehen auch wir die Trombe, welche den Kraterrand entlang auf uns zuzieht. Vulk.04Sie schluckt den Sand und bildet einen mächtigen, schwarzen Rüssel mit einigen Metern Durchmesser. Wir sind schnell genug, jedoch trifft uns der scharfkantige Sand noch wie ein Sandstrahlgebläse, aber auch unsere Rucksäcke haben Glück, nur einer wird einige Meter weiter verblasen und kann noch gerettet werden. Nach circa anderthalb Stunden treten wir beeindruckt den Rückweg an, dass geht natürlich relativ schnell und noch lange vor der Dämmerung erreichen wir unseren Truck und schaukeln den ausgewaschenen Weg zurück an die Küste. Am Abend liegen wir rechtschaffend erschöpft im Cockpit und betrachten noch lange die von der Lava rot angestrahlte Wolke über dem Vulkan – die wir nun mit ganz anderen Augen sehen.

Kommentare

Hello!
Ich habe immer schon gerne Forscherberichte gelesen und gesehen, aber, dass ihr das alles Live sehen könnt, freut mich ganz besonders.
Liebe Grüße
Alex und Marianne

sytaurus hat am September 23rd, 2013 02:10 geantwortet:

das Problem ist, dass sich in den letzten Jahren viel verändert hat und Berichte von Harrer, Schenk und Konsorten nicht mehr aktuell sind. Auch hier kommt das „moderne“ Leben langsam zum Durchbruch.

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