Diese nur 108 km² kleine Insel wurde erstmals 1528 vom portugiesischen Seefahrer Diego Rodrigues entdeckt und blieb lange unbewohnt. Erst 1725 ließen sich einige französische Siedler mit ihren Sklaven hier nieder. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und hat neben hohen Bergen und schroffen tiefen Tälern auch einige recht beeindruckende Tropfsteinhöhlen und wunderschöne Strände zu bieten. Alles ist von einer weitläufigen Lagune umgeben, die so die Küste recht gut schützt.
Die Menschen leben vom Fischfang und Viehzucht, der Tourismus spielt noch eine untergeordnete Rolle. Wir müssen uns erst wieder daran gewöhnen, dass hier die Leute einfach nur nett sind, wenn sie lächeln und freundlich grüßen, ohne etwas zu erwarten. Ganz im Gegensatz zu den letzten pazifischen Inseln, wo man immer um verschiedenste Dinge gebeten wurde. Moment mal, das ist ja jetzt schon wieder fast drei Monate her – so lange waren wir fern von jeglicher richtiger Zivilisation! Endlich mal an einer richtigen Mole liegen, einfach nur vom Schiff an Land steigen und in den nächsten Supermarkt oder zum Bäcker gehen.
Supermärkte wo man mit Einkaufswägen durch die Reihen spazieren kann und in den Kühlregalen bei richtigem Käse, nicht diesen geschmacklosen australischen Cheddar sondern richtig gutem französischen Camembert, Brie,…, Salami gustieren kann und frisches Jogurt bekommt und das noch dazu zu annehmbaren Preisen. Wir fühlen uns wie im Schlaraffenland. Anfangs können wir unsere Gier gar nicht bezwingen und kaufen immer viel zu viel ein, es geht uns nicht gleich in den Kopf, dass wir jetzt jederzeit etwas bekommen, wenn wir wollen sogar mehrmals am Tag.
Genauso verhält es sich mit dem Obst- und Gemüsemarkt, wir decken uns ein, als würde die nächste Hungersnot drohen. Zum Glück liegen noch ein paar andere Schiffe hier und treffen uns immer wieder mal zu einem sogenannten Potluck, wo jeder etwas kocht und mitbringt oder wir stellen die Griller auf und lassen ein bisschen Fleisch bräunen. Da es jedoch viele, sehr gute und günstige Lokale, die natürlich auch von etwas leben wollen gibt, bleibt unsere Küche öfters kalt und wir genießen das lokale Essen.
Damit dies alles nicht so anschlägt, fahren wir immer wieder mit den Bussen auf irgendeine Seite der Insel und wandern über die Berge oder an den Klippen und Stränden entlang zurück zum Hafen (dauert meist einen halben Tag). Einmal besuchen wir auch das Francois Leguat Reserve (www.tortoisescavereserve-rodrigues.com/en) mit seinen Aldabra-Landschildkröten in einem Canyon, der aussieht wie aus Jurassic Park und einer schönen Tropfsteinhöhle. Die tausenden Schildkröten sind vor gut 300 Jahren binnen kürzester Zeit von der Insel verschwunden, weil die frühen Seefahrern sie als Lebendproviat mitgenommen und so komplett ausgerottet haben.
Jetzt werden sie seit einigen Jahren wieder gezüchtet, jedoch nicht in in die Freiheit entlassen, da befürchtet wird, das sie wieder in irgendwelchen Kochtöpfen landen könnten. Oder wir treffen uns mit Birgit, einer urigen Berlinerin, die hier in einer Werkstätte mit behinderten Menschen arbeitet. Bei CareCo (http://gplslc.webs.com) werden aus Kokosnussschalen kleine Schmuckstücke oder Tiere hergestellt und es wird Honig produziert. Wir haben leider keinen verkosten können, weil die Bienen sich nach dem letzten Zyklon noch nicht erholt hatten, aber das wird schon wieder werden.
Alle 7-10 Tage kommt das Versorgungsschiff aus Mauritius und da müssen alle Schiffe den kleinen Hafen verlassen. Um 5 Uhr morgens werden wir geweckt und fahren dann schön brav im Gänsemarsch in die vorgelagerte Bucht und dürfen dann einen Tag später, wenn das riesige Schiff den Hafen verlassen hat wieder ankern bzw. an den Pier legen. Eine lästige Sache, aber was will man tun, es ist halt einfach zu wenig Platz. Wie immer checken wir unser Schiff durch und bei der Kontrolle des Riggs sehen wir, dass noch weitere Kardeelen der Steuerbord-Want gebrochen sind.
Da wir so nicht bis Südafrika segeln wollen und können und es hier auf der Insel keinen Rigger gibt, müssen wir doch noch nach Mauritius fahren. Zwar könnten wir die Want ausbauen und Gilbert, der Hafenkommandant, würde uns eine Neue in Mauritius bestellen, aber wenn dann etwas nicht passt, hätten wir den Scherm auf. Viel zu schnell vergeht mal wieder die Zeit und bevor das nächste Versorgungsschiff kommt und wir den Hafen verlassen müssen, trennen wir uns mal wieder schweren Herzens von dieser ganz besonders lieblichen und gastfreundlichen Insel und fahren die 340 sm bis nach Mauritius.
sytaurus hat am Oktober 1st, 2014 21:25 geantwortet:
Mauritius ist nicht so teuer wie es scheint, speziell wenn man noch die Preise von der Südsee im Kopf hat. Vielleicht die Hotels, aber in den Supermärkten sind die Preise wie zu Hause.
Das mit Josef ist natürlich schlimm, aber wie du schon bemerkt hast bleibt ja keiner von uns verschont und er hat zumindest nicht jahrelang leiden müssen.