Die Wetterberichte sind im Mittelmeer wahr wie Märchen und kurzlebig wie Zeitungsberichte. Jeden Tag ändert sich alles komplett und wir liegen hinter diesem verd… Felsen und bekommen rein gar nichts vom Wind draußen im Kanal mit. Da gibt`s nur eins – Augen zu und ab durch die Mitte. Genauso haben wir es dann auch gemacht.
Wir sind recht gut bis in die Nähe vom Cabo Gato gekommen bis uns dort der Wind komplett auf die Nase gestanden ist. Na gut, so sind wir eben eineinhalb Tage vor dem langen Sandstrand, mit seiner eindrucksvollen Bergkulisse dahinter, vor Anker gelegen, um dann mit dem nächsten halbwegs stabilen Wetterfenster weiter westwärts zu halten. Der Schiffsverkehr ist im Mittelmeer einfach ein Wahnsinn.So viele Containerfrachter, Tankschiffe und Fischerboote haben wir in all den Jahren zusammen nicht gesehen. Mehrmals täglich meldet die spanische Küstenwache verschiedene Flüchtlingsschiffe die von der afrikanischen Küste kommen.
Uns ist jedoch nicht ganz klar warum sie immer genau wissen wie viele Personen an Bord sind, jedoch nie die genaue Position. Wahrscheinlich werden die Boote von den Schleppern gemeldet sobald sie in europäischen Gewässern sind und dann “gerettet“ werden sollen. Untertags sehen wir auch immer wieder Coastguard- und Navi-Schiffe, die die Küstenlinie hier überwachen.
Eines Nachts liegt Christoph gerade bei seiner Nachtwache gemütlich im Cockpit, als er plötzlich von einem taghellen Spotlight geblendet wird.Unbemerkt hat sich ein Überwachungsschiff von hinten angepirscht und schon ertönt über Funk –„Here Spanish Warship – please identify yourself!“ Dies haut mich natürlich auch aus dem Bett. Nachdem wir all unsere Daten bekannt gegeben haben, wird auch der starke Scheinwerfer endlich wieder abgedreht und sie verschwinden unauffällig in der Dunkelheit der Nacht. Wie wir auch schon im Indik mitbekommen haben, führen Militärschiffe weder Lichter noch senden sie ein AIS-Signal. Sie tauchen fast unbemerkt auf und verschwinden ebenso wieder – echt wie Gespenster!
Wir haben ja keine blinden Passagiere an Bord und somit auch nichts zu befürchten, aber erschrecken tut`s einem doch. Das ist jedoch nicht ganz richtig, denn immer wieder landen Vögel an Bord und genießen eine kleine Rast bevor sie weiterziehen und gelegentlich schauen auch mal Delphine oder kleinere Wale bei uns vorbei. Jedoch mit Angeln haben wir nicht so viel Glück. Es beißen in der ganzen Zeit nur zwei Goldmakrelen an. Sie sind jedoch so klein, dass wir ihnen wieder die Freiheit schenken, damit sie wenigstens noch geschlechtsreif werden können um ihre eh schon sehr dezimierte Population aufrecht erhalten zu können. Nachdem zwei aufeinanderfolgende Wetterberichte starke Gewitter und dann Wind aus Nordost voraussagen, entschließen wir uns einen Zwischenstopp in Maó (Mahon)/Menorca einzulegen.
Leider waren wir jedoch nicht schnell genug und bekommen noch so richtig schön eins auf die Mütze. Aufgrund der starken Gewitterböen und hohen Wellen bleiben wir lieber noch über Nacht auf See und fahren erst beim Morgengrauen in den sicheren Hafen. Da war aber der ganze Spuk auch schon wieder vorbei, aber der Wind würde uns wirklich jetzt direkt auf die Nase blasen.
Na ein paar Tage Ruhe sind doch auch nicht zu verachten und Menorca ist wirklich eine wunderschöne Insel (viel zu schade um einfach vorbeizufahren).