18.08.2013

Di. 30.07.2013 – Independence Day, 33 Jahre Unabhängigkeit

unser Bildband über Österreich findet immer sehr viel Interesse

unser Bildband über Österreich findet immer sehr viel Interesse …

Wie schon so oft kommen wir einfach nicht weg. Seit Christoph verraten hat, dass er ein goldenes  Händchen für technische Dinge hat, werden wir von Dorf zu Dorf weitergereicht. So repariert und lötet er sich durch Generatoren, Außenborder, Kettensägen, Solarpanels,… und wir kommen dadurch in den Genuss des wirklichen Dorflebens. Speziell bei Chief Roy, sein Dorf liegt etwas den Berg hoch, wo es bereits ein bisschen kühler und windiger ist, werden wir besonders herzlich aufgenommen. Wir werden jeden Tag mit frischem Obst und Gemüse als Dankeschön für die Arbeit verwöhnt und abends sitzen wir noch vor dem Nakamal zusammen und bekommen bei einem Schälchen Kava die alten Mythen und Traditionen erzählt.

alle schauen gebannt zu

… aber auch da schauen alle gebannt zu

Speziell für mich wird da eine Ausnahme gemacht, denn normalerweise sitzen Frauen nicht dabei und bekommen schon gar keine Kava serviert (aber wir sind ja mal wieder etwas Besonderes und mit Einverständnis des Chiefs ist so fast alles möglich).  Wir revanchieren uns mit Schoko-Bananenkuchen und steigen somit noch mehr im Ansehen (besonders bei den Kindern und Frauen, aber auch die Männer greifen heimlich gerne zu).  Aber nicht überall wird die getane Arbeit anerkannt, denn in der Südsee gibt es das Wort danke so gut wie nicht. Sie sehen es so, dass alles was von uns Seglern getan wird selbstverständlich und gerne getan wird.

die beiden Feuersäulen von Ambrym (von Wali Bay aus)

die beiden Feuersäulen von Ambrym (von Wali Bay aus)

In Ranbwe z.B., wo viele Segler hinkommen, arbeitet Christoph den ganzen Tag und wir bekommen nicht einmal ein Glas Wasser angeboten. Stolz erzählen sie uns, dass eine amerikanische Yacht ihnen vor einem halben Jahr ein komplettes Solarpanel geschenkt hat und auf meine Frage hin welches Schiff es war bekomme ich nur ein Schulterzucken. Man ist hier sehr willkommen, aber im Handumdrehen auch schon wieder vergessen, aber so ist eben hier die Kultur. Sie leben in den Tag hinein, denn morgen ist ein anderer Tag im Paradies.

das gibt lecker Sushi

das gibt lecker Sushi

Die meiste Anerkennung bekommen wir von Leuten die bereits in Neuseeland oder Australien zum Arbeiten (Obstpflücken) waren und daher verstehen, dass nicht alles selbstverständlich ist. Die Wertvorstellungen sind teilweise auch haarsträubend – für eine Harpune (ca. € 100,–) werden uns drei Grapefruit angeboten (ein Angebot das wir  abdoch dankend ausschlagen). Schweren Herzens verabschieden wir uns dann doch mal von Ambrym und fahren weiter nach Süd-Pentecost wo Dietmar, Suzanne und Vienna vom Kat Carinthia bereits seit Tagen, mit unserem Käse und den Salamis, die sie uns aus Luganville mitgenommen haben, auf uns warten (gelegentlich gönnen wir uns den Genuss europäischer Spezialitäten).

wird nun dem Verfall preisgegeben (ca. 25 m hoch)

wird nun dem Verfall preisgegeben (ca. 25 m hoch)

Kurz bevor  wir in Wali Bay ankommen spannt sich die Angelleine und ein kapitaler Yellowfin-Tuna zappelt am Haken. Ein gutes Einstandsgeschenk für unseren nächsten Ankerplatz, denn Hochseefische sind bei den Insulanern sehr beliebt (sie fangen selbst nur kleine Rifffische in der Lagune). Wir schneiden uns einen Teil heraus und am Abend schwelgen wir gemeinsam mit unseren Freunden von der Carinthia bei Unmengen an Sushi, Sashimi und Ceviche, sodass sich der Tisch biegt. Den Rest inklusive des Kopfes und der allseits beliebten Innereien bringen wir an Land zu Chief Luce Fago. Er ist es auch, der für den lokalen Landdiving-Tower zuständig ist, Inselrundfahrten organisiert oder auf Wunsch ein traditionelles Abendessen zubereitet. Leider ist ja die Saison für diese spektakulären Sprünge nur von April bis Juni, weil danach die Lianen nicht mehr elastisch genug sind, aber die Türme stehen noch immer bis sie langsam im Laufe des Jahres verrotten und für die nächste Saison an anderer Stelle wieder neu aufgebaut werden.

todesmutige Männer (Foto v. SV Alumni)

todesmutige Männer (Foto v. SV Alumni)

Eigentlich hätten wir 1.000,– Vatu p.P. für die Besichtigung zahlen sollen, da wir jedoch so ein schönes Einstandsgeschenk mitgebracht haben, war es für uns natürlich frei. Scheinbar dürften die Tam Tam`s (oder waren es Handys?!?) aus Ambrym schon unsere Ankunft prophezeit haben, denn sehr schnell hatte Christoph  sein Werkzeug wieder bei der Hand und ist von Haus zu Haus gezogen. In den nächsten Tagen haben wir unsere Freundschaft mit Luce und James beim abendlichen Kavatrinken oder gemeinsamen Abendessen bei uns an Bord vertieft und so wurden wir auch zur 100-Tage-Totenfeier des verstorbenen Chiefs mitgenommen. Dort sind wir dann im Haus seines ältesten Sohnes, Chief Reginald, mit allen höheren Dorfältesten von Süd- und Zental-Pentecost zusammen gesessen, was natürlich eine sehr große Ehre war.  Zur Feier des Tages wurde ein Rind geschlachtet und mit Unmengen an Yamswurzeln im Erdofen zubereitet.

der 100-Tage-Totenschmaus

der 100-Tage-Totenschmaus

Da wir spezielle Gäste vom Chief waren und mal wieder nicht ins Schema passten, hatten wir die große “Ehre“ uns noch vor allen Anderen unsere Portionen nehmen zu müssen (es war uns echt peinlich) danach war wieder großes Kavatrinken angesagt. Da dies jedoch ein Customvillage ist, war mir der Eintritt ins Nakamal und der “Genuss“ von Kava nicht erlaubt und so haben wir eben mit James gemeinsam unsere eigene Kava bei ihm im Haus gebraut.

Christoph bei der Arbeit

Christoph bei der Arbeit

Erst wenn man die ganze Prozedur mal selbst gemacht hat, vom putzen des Wurzelstammes übers schälen, schneiden, stampfen, wringen durch Tücher bis es dann endlich fertig in der Kokosnussschale ist, weiß man es erst richtig zu schätzen. Heute ist Independence-Day und wir sind bereits früh morgens gemeinsam mit Luce und seiner Familie nach Wanuru gefahren, wo bei der großen Jahresfeier auch das Finale der Volleyball- und Fußballmeisterschaft zwischen Pentecost und Ambrym stattfinden soll. Wir beide sind die einzigen Weißen auf der gesamten Festwiese, aber da wir mit Luce und James hier sind und sie uns unter ihre Fittiche genommen haben, werden wir akzeptiert und können uns im Dorf frei bewegen.

Custom-Dance ....

Custom-Dance ….

Um 9 Uhr sollte die Eröffnung sein, aber erst um 9:30 wird der Festplatz mit Blumen und Luftballons geschmückt. Der Minister für Agrikultur kommt zwei Stunden zu spät und hat dann seine Unterlagen für die Rede vergessen und so geht es weiter. Den ganzen Tag wird rumgesessen, gegessen und mit Freunden und Verwandten getratscht – dies ist der Hauptgrund für diese Feier. Gegen Abend hat sich außer einer kleinen morgendlichen Parade von zehn Damen und einer langen Rede des Ministers nicht viel getan.

... und Vanuatu`s Cheerleader

… und Vanuatu`s Cheerleader

Den Spielern war es zu heiß und sie haben das Finale auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Customdances waren sehr nett, wurden jedoch in normaler Bekleidung (Shorts u. T-Shirt) getanzt (war eben keine Touristenveranstaltung). Trotzdem war es ein sehr angenehmer und unterhaltsamer Tag – wir haben uns eben schon ganz dem Tempo der Ni-Vanuatus angepasst.

Kommentare

Liebe Babsi, lieber Christoph, vielen Dank für die spannenden Berichte und die beindruckenden Bilder.
Der Thunfisch kommt mir noch fotogener vor als Christoph, jedenfalls „guten Appetit“.
Nach der Hitzewelle kündigt sich hier schon der Herbst an.
Herzliche Grüße, Werner und Familie

sytaurus hat am August 21st, 2013 10:34 geantwortet:

Herbst was ist das? – ach ja, Sturm und Nüsse! Euer Sommer war ja dieses Jahr sehr heftig, warst du wenigstes ein paar Mal draussen am See mit deiner Amiga? Wir tun unser Bestes um euch daheim ein bisschen an unserem Leben teilhaben zu lassen und scheinbar gelingt und dies gelegentlich – gut so!

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