Die ersten Tage sind immer sehr anstrengend, erstens müssen wir wieder alles erkunden, uns orientieren und organisieren. Abgesehen davon haben wir auf die Dame von der Immigration zwei Tage gewartet damit wir unseren Stempel in den Pass bekommen, der junge Mann vom Customs hat uns gar drei Tage schmoren lassen (andere haben bis zu sechs Tage gewartet) damit wir unsere Papiere bekommen. So lernen wir gleich das richtige Feeling für dieses Land kennen. Richards Bay ist keine gewachsene Stadt wie in Europa oder dem Rest der Welt, es ist eigentlich nur eine riesige Shopping-Mall, wo man zwar fast alles bekommt, die aber etwa 15 km vom Hafen entfernt ist. Verstreut gibt es einige Ansiedlungen mit sehr hohen Mauern und Stacheldraht rundherum. Um irgendwo hin zu kommen braucht man auf jeden Fall ein Auto oder Taxi.
An der Waterfront, wo wir liegen, gibt es nur ein paar Lokale, einen Bottle-Shop, einen Kiosk wo man Zeitungen und Brot bekommt, ein paar kleine Boutiquen und eine Wäscherei. Es ist so ganz anders als wir bisher gewachsene Hafenstädte mit mehr oder weniger Flair gewohnt sind. Wir haben zwar erst im Mai in den Salomonen/Liapari Island unser Antifouling am Rumpf neu gemacht, aber leider haben wir damals den falschen Primer zum Ausbessern bekommen und dieser löst sich jetzt am Wasserpass in großen Blasen ab und es beginnt langsam dort zu rosten – d.h. wieder ab in die Marina!
Nach einer Woche haben wir alles soweit vereinbart und vorbereitet und bekommen für Montag für 8 Uhr einen Krantermin und Landliegeplatz. Bereits am Sonntag verlegen wir uns in den Zululand-Yachtclub, da die Einfahrt dort versandet und sehr flach ist kann man nur bei Hochwasser zufahren und wir wollen rechtzeitig Montagfrüh da stehen. Wie wir schon geahnt haben dauert alles mal wieder viel länger, um 6 Uhr wäre Hochwasser, aber vor 9 Uhr ist noch niemand arbeitslustig. Dann muss zuerst noch ein anderes Schiff ins Wasser und sitzt natürlich auf, da das Wasser ja bereits wieder fällt. Bis wir dann endlich an der Reihe sind, geht es sich vom Wasserstand gerade noch so aus, dass wir nur 1x aufsitzen. Nach mehreren Stunden (die Pausen müssen ja schließlich eingehalten werden) stehen wir dann am späten Nachmittag endlich auf unserem Platz.
Jetzt ist es natürlich bereits Zeit zum Heimgehen und dass das Schiff eventuell von Muscheln, Algen und sonstigen Gewächsen gereinigt werden sollte bevor alles eintrocknet, ist hier den Leuten vollkommen egal. Es wundert einem auch nicht, denn die schwarzen Arbeiter bekommen pro Arbeitstag (nicht Stunde!) ganze 150 Rand = ca. 12 € und da würden wir auch keinen großen Arbeitseifer an den Tag legen. Da schnappen wir uns eben selbst die Lanze und putzen in Eigenregie. Am Dienstag und Mittwoch hat es geregnet und wir haben nur kleine Vorarbeiten machen können, denn zum Sandstrahlen brauchen wir möglichst trockenes Wetter. Donnerstag wäre ein perfekter Tag gewesen, aber da war die bestellte Farbe natürlich nicht da (obwohl wir vorher bestellt hatten und es geheißen hat das alles lagernd ist). Tja, da darf man eben den Mut nicht verlieren und muss doch mal den Leuten ein bisschen Zuckerbrot und Peitsche andienen lassen (ganz darf man es sich halt auch nicht verscherzen). Freitagabend war es dann soweit, Primer, Farbe, Korund, Sandstrahlgebläse und Kompressor stehen bereit und wir fangen frohen Mutes an.
Eigentlich wäre ja sogar ein Arbeiter beim Preis dabei, aber auf diesen “Service“ verzichten wir dankend, denn bei deren Arbeitsauffassung und –tempo würden wir die Nerven schmeißen und wenn man selbst Fehler macht, weiß man dann wenigstens auf wen man schimpfen darf. So sieht also unsere Vorweihnachtszeit aus, keine Maroni oder heißer Glühwein vor dem Ofen sondern selbst im Backofen braten bei staubiger Beschäftigung – FROHE WEIHNACHTEN!
sytaurus hat am Dezember 23rd, 2014 06:41 geantwortet:
so kann man es natürlich auch sehen, aber dafür strahlt unser Schifferl dann wieder wie neu – Bilder werden noch folgen. Eigntlich gibt es ja für Berufstouristen keine Feiertage und Wochenenden – für uns ist immer Montag!
Besinnliche Feiertage und ein rutschfestes 2015 wünschen
Christoph u. Babsi