Im Endspurt waren wir letztendlich dann fast zu schnell, die letzten Meilen sind nur so dahin geflogen. Wir hatten ja genug Zeit, während wir in der Marina auf ein Wetterfenster gewartet haben, die Wetterkarten sehr genau zu studieren und heraus zu finden, dass in der Nähe der kroatischen Küste scheinbar weniger Schiffsverkehr,
keine unmotiviert herumstehenden Bohrtürme und eindeutig besserer Wind sind. Todesmutig haben wir uns bereits im Morgengrauen, nach den letzten Sturmböen aus dem kalten Norden, auf den Weg gemacht. Natürlich waren die Wellen noch sehr hoch und die Wetterlage noch nicht sehr stabil, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und irgendwann mussten wir uns ja schließlich aufraffen (auch wenn wir uns innerlich gesträubt haben). Zwei Ausläufer einer vorwinterlichen Bora (starker NO-Wind) haben uns aber doch auf unserem Weg erwischt, aber das war kein Problem und so sind wir zumindest rasch weitergekommen.
Zum Glück haben wir ja unsere Kuchenbude und so haben uns auch der eisig kalte Wind und die überkommenden Wellen nicht gestört – wir sitzen trocken und windgeschützt in unserem Cockpit und lassen die Naturgewalten draußen toben. Letztendlich waren wir drei Tage vor unserem finalen Zieleinlauf bereits in Porto Buso, der Einfahrt in das Kanalnetz zwischen Venedig und Grado. Direkt nach der Einfahrt haben wir uns eine ausreichend tiefe Stelle gesucht und geankert.
Eigentlich ein schönes Plätzchen, wenn das Wetter halbwegs mitspielt. Am Mittwoch etwas Sonnenschein und ein leichtes Lüfterl, aber schon in der Nacht sind die nächsten Gewitter durchgezogen und es ist wirklich ungemütlich geworden. Nicht dass wir mit dem Anker Probleme bekommen hätten, aber wenn es wackelt und eisig kalt pfeift, macht das Ganze auch keinen Spaß mehr. So haben wir beschlossen unseren Zieleinlauf etwas vorzuverlegen und sind schon früher die letzten 15 Sm bis nach Cervignano motort. Wir können ja Samstagfrüh wieder ein Stück rausfahren und mit allem Brimborium erneut einlaufen.
Das Land ist hier sehr flach, ausgedehnte Felder oder Baumplantagen und in den Seitenarmen überall kleine Stege und Marinen. Wir fahren bis zum letzten Ende (besser gesagt hält uns die Brücke auf) und machen uns am Steg fest. Und gut war es, denn das Wetter ist immer schlechter und feuchter geworden. Die Nordadria ist ja auch nicht unbedingt als ein gutes Wintersegelrevier bekannt.
Wir verständigen unsere Familien, dass wir bereits da sind und haben unser erstes großes Hallo am Freitagabend. Die beiden Mütter sowie Alexander, Helmut und Louise stehen Fahnen schwenkend an Land und entern todesmutig das schwankende Schiff. Den Höhepunkt des schlechten Wetters haben wir dann am Samstag. Es ist saukalt und schüttet wie aus Eimern, aber trotz des nass-kalten Wetters haben sich doch Hans und Gabi (Globalsail/ehem. Kat September) sowie Karl zu unserer Begrüßung auf den weiten Weg bis nach Italien gemacht.
Wir hätten ja gar nicht damit gerechnet, dass bei diesem Wetter überhaupt jemand kommt. Umso mehr freuen wir uns natürlich. Dicht gedrängt sitzen wir an Bord und es gibt soooo…. viel zu erzählen. Jetzt merken wir erst wie klein doch unsere Messe ist, es wird innerhalb kürzester Zeit unerträglich eng und warm. Normalerweise sind auch größere Gruppen bei uns an Bord kein Problem, aber da sitzt man auch bei angenehmeren Temperaturen an Deck bzw. im Cockpit zusammen und hat natürlich viel mehr Platz.
So verlegen wir die ganze “Party“ nach einiger Zeit in die nächste Pizzeria. Hans und Gabi, von der Seglerplattform Globalsail (www.Globalsail.info) verleihen uns hochoffiziell den 1.Weltumseglerpreis – wir fühlen uns echt geehrt! Nach zwei Tagen feiern, werfen sich am Sonntag alle wieder in ihre Autos, um am Montag wieder in neuer Frische an die Arbeit zu gehen (sofern sie keine Penisonisten sind, denn die haben noch mehr Stress).
Aber nicht bevor wir nicht alle Fahrzeuge mit ein bisschen unserer Sachen aufgefüllt haben. Denn zum Transportieren gibt es immer mehr als genug. Auch wir machen uns an die Arbeit, denn jetzt heißt es das Schiff an Land kranen, Segel abschlagen, ausräumen, putzen und alles winterfest machen. Es ist unglaublich wie viele Sachen sich so im Laufe der Zeit ansammeln. Wir müssen sicher noch einige Male herkommen.
Tja, und wie geht es uns? Eine schwierige Frage, einerseits freuen wir uns schon auf künftig neue Herausforderungen, aber andererseits vermissen wir jetzt schon das ungebundene, (fast) zeitlose Vagabundenleben.
Wir haben keinen Tag die Entscheidung bereut aufzubrechen, fragen uns aber jetzt schon warum wir (jetzt schon) wieder zurück gekommen sind. Ob es ein Fehler war wird sich noch herausstellen, aber noch haben wir ja unser schwimmendes Heim. Wenn alle Stricke reissen, setzen wir eben einfach wieder Segel.
Wir werden somit jetzt unser Logbuch schließen, werden jedoch noch gelegentlich über neue Projekte bzw. Termine für die Diavorträge berichten. Auf jeden Fall danken wir all unseren Freunden und Bloglesern für ihre Treue, Hilfe, Unterstützung, …. in all den Jahren!
Mast- und Schotbruch und jederzeit eine Handbreit Wasser unterm Kiel,
Christoph und Barbara
sytaurus hat am November 24th, 2016 12:44 geantwortet:
klar doch, wir haben fast keine Luft mehr bekommen und die Rippen haben geknackst! Wir freuen uns schon auch dich mal wieder in die Arme zu schließen – see you!