6. Tag auf See und 880sm hinter uns – bisher hat der Pazifik uns eigentlich nur wenig an Lebensformen gezeigt, weder Wale noch Delphine und auch die Seevögel haben sich bisher rar gemacht, nicht mal die allgegenwärtigen portugiesischen Galeeren sind über die Wogen gesegelt. Mutterseelen alleine durchpflügen wir seit der Osterinsel die Wellen, aber dafür die ganze Zeit mit einer schönen starken Brise aus Südost. Die Pitcairn-Gruppe besteht aus vier Inseln, das sind die unbewohnten Korallenatolle Ducie Island und Oeno sowie die Felsinseln Henderson Island und nicht zuletzt das als einziges bewohnte Pitcairn selbst.
Das erste Atoll haben wir heute Nachmittag in Sicht bekommen, es ist auch zugleich unser erstes Motu (Koralleninsel mit Saumriff). Da es so flach ist, sieht man es erst 1-2 sm davor und da eigentlich nur an den sich dort brechenden Wellen. Da diese „Untiefe“ unbeleuchtet ist, kann es bei Nacht natürlich schon fatal sein wie 1881 das Schiff Acadia erkennen musste. Wir beschließen, da der Wind es zulässt, auf der Westseite des Inselchens zu ankern und über Nacht zu bleiben.
Nicht oft ist dies hier möglich, aber wir sind ja bekanntlich Glückskinder (oder einfach nur verrückt). So fällt unser Anker auf der windabgewandten Leeseite auf 17m in glasklares Wasser. Jedes Detail der Korallen unter Wasser kann man mit freiem Auge von oben erkennen und ganze Fischschwärme tummeln sich sofort ums Schiff. Auch Vögel gibt es hier wieder zur Genüge, so werden wir neugierig von Fregattvögeln, Seeschwalben und Sturmtauchern umflogen und so mancher beäugt uns ganz aus der Nähe. Leider ist ein Landgang aufgrund der brechenden Wellen nicht möglich und eine Dinghypassage haben wir nicht gefunden, aber von einem Sprung in die türkisen Fluten kann uns nichts mehr abhalten (Luft und Wasser haben jetzt bereits angenehme 23°C).
Mich hat beim Schnorcheln die ganze Zeit ein dicker Nasen-Doktorfisch begleitet, er war nicht loszukriegen und ganz verliebt in meine gelbe Flossen – er wollte sie immer anknabbern, haben ihm aber dann scheinbar doch nicht so geschmeckt. Es ist schon einzigartig, wenn man bei Vollmond sein Glas Wein auf einem sanft schaukelnden Schiff mit Sicht auf die brechenden Wellen eines Riffsaums und zu den Klängen des Neujahrskonzertes (danke Papa!) genießt – das Leben kann ja so hart sein. Nun sind es nur mehr 300sm bis Pitcairn – mal sehen ob wir wieder Glück haben und uns ein Landgang möglich ist.
sytaurus hat am November 22nd, 2011 19:14 geantwortet:
bei soviel heimatlichen Dingen könnten ja bei euch direkt weihnachtliche Gefühle aufkommen, wenn es dazu nicht so warm wäre. Wir bekommen erst im März unsere Mannerschnitten frei Schiff geliefert – die werden dann aber richtig zelebriert (tja, man weiss solche Sachen erst richtig zu schätzen wenn sie rar werden). Ihr könnt ja den einfacheren Weg über Panama nehmen und den Milky-Way befahren, ist zwar mehr bevölkert aber sicher auch wunderschön.