21.11.2012

Fr. 09.11.2012 – die Hochzeit des Priesters

Muanaicake Beach

Wie war es denn anders zu erwarten, natürlich sind wir bei diesem Fest auch eingeladen. Wir kennen Schiffe, die bereits seit vielen Jahren zwischen Fiji, Tonga und Neuseeland hin und herfahren, aber bei einer Hochzeit waren sie noch nie und wir sind jetzt bereits bei unserer Zweiten. Da das letzte Versorgungsschiff vor 6 Wochen da war, neigen sind inzwischen die Vorräte im Dorf zur Neige und so bringen wir unser restliches Mehl, Zucker, Reis,…  ins Dorf um auch etwas für das Hochzeitsmahl zu spenden.

Frühstück vor der Hochzeit

Die Menschen hier sind wirklich dankbar für alles, man muss aufpassen was man wem gibt. Kindern eine Tüte Süßigkeiten hinhalten damit sie sich ein Stück rausnehmen ist ein Fehler, denn die grapschen sich gleich alles, also immer nur stückchenweise geben. Genauso ist es mit Zigaretten, denn derjenige der sie zum Schluss verteilt ist der Gute, nicht der vom dem sie stammen (obwohl jeder weiß von wo sie kommen).

passendes Hemd zur Kavazeremonie

Der anfängliche Eindruck, dass immer alles gerecht geteilt wird täuscht, denn unter der Oberfläche gibt es auch hier viel Neid und Misstrauen untereinander (wo nicht?!?).  Trotzdem uns gegenüber sind die Leute immer sehr freundlich und großzügig, da bei ihnen die Gastfreundschaft sehr hoch geschätzt wird. Umso wichtiger ist natürlich, dies nicht über Gebühr zu strapazieren und sich immer erkenntlich zu zeigen (was wir natürlich auch tun). So hat Christoph bereits zwei Außenborder repariert und so manches Ersatzteil improvisiert oder ersetzt aus unseren Beständen (ist aber nicht so einfach, da jedes Fabrikat andere Teile braucht).  Über solche Hilfe sind die Männer besonders glücklich, denn es fehlen ihnen immer die nötigen Werkzeuge (zu teuer) und das technische Wissen – guter Wille wäre ja genug da!

Hochzeitstafel

Zuerst glauben wir nicht zur Hochzeit kommen zu können, denn in den letzten Tagen sind die ersten Vorboten der regenreichen Hurricansaison  über die Insel gezogen, aber da wir uns gut hinter einem Felseninselchen verankert haben wackeln wir nur ein bisschen mehr (Tassen bleiben halt nicht am Tisch stehen). So bringen wir heute sicherheitshalber einen Zweitanker aus und verpacken unser schönes Gewand und das  Geschenk wasserdicht, denn bereits um 8 Uhr werden wir zum gemeinschaftlichen Frühstück erwartet.  

kleine Auswahl gefällig?

Wie unterschiedlich auch  die Traditionen von einer zur nächsten Insel sind, eines bleibt immer gleich – Kavatrinken wird von den Männern ab den frühen Morgenstunden ausgiebig zelebriert.  Daneben wird bereits fleißig gekocht, geschnipselt und geschuppt denn  um die 250 Leute werden erwartet und sollen natürlich auch verköstigt werden.  

das glückliche Brautpaar

So kommen aus den anderen beiden Dörfern der Insel sowie von den benachbarten Inseln Ongea und Tokalau die Gäste. Jedes Dorf zieht gesammelt ein und überreicht dem Dorfchef in einer zeremoniellen Ansprache sein Sevusevu in Form von dicken Büscheln Kavawurzeln, lebenden oder bereits gebratenen Schweinen, Palmkörben voller Knollenfrüchte (Cassavawurzeln, Süßkartoffeln,…) sowie riesigen Töpfen voller bereits gegarter Speisen.

der Trauzeuge wird in kostbare Tapas gewickelt

Die Männer bleiben gleich  unter dem schattigen Dach vor der Kavaschüssel sitzen und die Frauen ziehen sich in das Haus des Chiefs zurück um den neuesten Dorftratsch und Familiengeschichten auszutauschen. Wie wir jetzt schon öfters gesehen haben sitzen Männer und Frauen nie zusammen, nicht einmal beim Essen. Gegen Mittag findet dann die Trauung statt, die diesmal ganz anders als die Letzte ist. Viel mehr Gesang und sogar die Schüler bekommen eine Stunde frei um den Brautpaar ein Ständchen zu bringen. Da der Bräutigam der Priester Fulagas ist musste sogar extra ein anderer Geistlicher aus Ongea Levu anreisen (Methodisten dürfen nämlich heiraten) alles in allem eine richtig schöne Zeremonie. Bei der Tafel sitzen wir relativ nah am Brautpaar, da wir mal wieder als Ehrengäste gelten. Jeder stürzt sich zuerst auf das Schweinefleisch, nur wir auf den fangfrischen Fisch (ist aber verständlich, da Fleisch hier eher selten auf dem Speiseplan steht und Fisch jeden Tag).

Tanzdarbietung

Auf jeden Fall schmeckt es mal wieder ganz vorzüglich und diesmal ist es sogar schön scharf.  Nach dem Essen kommt das Showprogramm wo die Musik- und Tanzgruppen ihre Performance zeigen und von den Zuhöreren geneckt werden z.B. Puder auf den Kopf, werden mit dem Besen gejagt oder müssen eine ganze Schüssel Kavadazwischen trinken. Hier sitzen sie jedoch bei den meisten Gesangs- und Tanzdarbietungen. 

fast so schön wie das Brautpaar

Christoph und ich bekommen am Nachmittag die betörend duftenden Blumenketten des Brautpaares umgehängt (die nun bei uns an Bord trocknen). Man glaubt ja gar nicht wie schwer die sind. Wir haben uns dann am frühen Abend verabschiedet um noch zum Schiff zurück zu finden, aber gefeiert wurde noch bis in die Morgenstunden.  Für Sonntag werden wir dann ein paar der Bilder ausdrucken und dem Brautpaar nach der Kirche überreichen.

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