Wie schnell man sich doch der Wackelei entwöhnt – es ist richtig ungewohnt wieder so durchgeschaukelt zu werden, aber uns hat der Abenteuerwahn gepackt und jetzt ist es nur mehr 50 sm südlicher, unser Objekt der Begierde! Aber vorher müssen wir noch die 130 sm nach Ushuaia um dort ordnungsgemäß aus Argentinien auszureisen und unsere Vorräte aufzufüllen (sind seit einem Monat jenseits jeglicher Zivilisation). Dann erst können wir in Chile einreisen und um das „Zarpe“ (Fahrgenehmigung) fürs Kap Hoorn ansuchen.
Alles nicht so einfach, aber beide Länder stehen noch immer sehr unter militärischem Einfluss. Genauso müssen wir jeden Tag unsere Position der Prefectura melden und dazwischen rufen noch die verschiedenen Küstenkontrollstellen (Leuchttürme usw.) per Funk und wollen auch noch die Schiffsdaten wissen – ich glaube die haben ihre eigene Art des Schifferl-versenken-Spiels gefunden. Eigentlich hatten wir gedacht, dass sich in der Le Maire-Straße auch die Strömung nach Gezeiten und Wind ändert, aber da dürften wir uns geirrt haben – uns steht sie nur auf die Schnauze und so kommen wir auch mit Motorunterstützung oft nur mit 1,5 kn vorwärts (ist schon mühselig).
Vorgestern Abend hat uns dann der Wind so gebremst, dass wir uns entschlossen haben in die Ite San Martin de Tours abzubiegen, um den starken Westwind abzuwarten. Diese Bucht ist zwar nicht sehr geschützt und in den Büchern und Karten nicht beschrieben, aber besser als gar nichts. Gleich vor unserem Ankerplatz liegt ein zerborstener Schiffsrumpf einer 50ft-Yacht – nicht sehr vertrauenserweckend, aber für eine Nacht wird es schon gehen. Die Nacht war erwartungsgemäß sehr unruhig und wir sind sehr zeitig in der Früh wieder aufgebrochen, als wir ums Kap kamen hat draußen das Wasser gekocht – keine Chance, also wieder zurück auf unser Ankerplätzchen und warten. Da Christoph immer neugierig ist, hat er eine Expedition mit dem Dinghy zum Schiffswrack gestartet. Zuerst ging ja alles glatt, aber dann ist ihm das Beiboot ausgekommen und abgetrieben, todesmutig hat er sich in die 10°C kalten Fluten gestürzt und seinen schwimmenden Untersatz gerettet. Zurück an Bord wurde er mit heißen Tee und Suppe wieder aufgewärmt.
Nächster Aufbruchsversuch dann gegen Abend und dieser ist geglückt, wir fahren in die Nacht hinein und hoffen, erst beim Morgengrauen den mit Inselchen und Untiefen gespickten Beagle-Kanal zu erreichen. Diesmal war uns jedoch Rasmus gnädig und wir konnten bei Sonnenaufgang dann auch die atemberaubende Kulisse der Andenausläufer mit ihren grünen Berghängen und weißen Gipfeln sehen – einfach unglaublich beeindruckend!
Am späten Nachmittag sind wir dann nach knapp 10.000 sm (18.520 km) in Ushuaia im AFASyN, dem hiesigen Yachtclub, eingelaufen und wurden dort freudig von der Crew der Kilico und der Simon de Danser empfangen – wir sind bereits alle wie eine große Familie.
Selbstverständlich gab es nach dem obligatorischen Besuch der Hafenbehörde erst einmal ein ordentliches Stück tote Kuh auf dem Teller (und die Portionen sind hier wirklich riesig)
sytaurus hat am Februar 6th, 2011 03:56 geantwortet:
vielen Dank, Südamerika wäre der Länge nach geschafft, aber jetzt geht es noch viel weiter – mit dem Wind oder auch manchmal dagegen