5.02.2011

Fr. 04.02.2011 – Der Weg nach Ushuaia

die glückliche Besatzung

Wie schnell man sich doch der Wackelei entwöhnt – es ist richtig ungewohnt wieder so durchgeschaukelt zu werden, aber uns hat der Abenteuerwahn gepackt und jetzt  ist es nur mehr 50 sm südlicher, unser Objekt der Begierde! Aber vorher müssen wir noch die 130 sm nach Ushuaia um dort ordnungsgemäß aus Argentinien auszureisen und unsere Vorräte aufzufüllen (sind seit einem Monat jenseits jeglicher Zivilisation). Dann erst können wir in Chile einreisen und um das „Zarpe“ (Fahrgenehmigung) fürs Kap Hoorn ansuchen.

Patagonien live

Alles nicht so einfach, aber beide Länder stehen noch immer sehr unter militärischem Einfluss. Genauso müssen wir jeden Tag unsere Position der Prefectura  melden und dazwischen rufen noch die verschiedenen Küstenkontrollstellen (Leuchttürme usw.) per Funk und wollen auch noch die Schiffsdaten wissen  – ich glaube die haben ihre eigene Art des Schifferl-versenken-Spiels gefunden. Eigentlich hatten wir gedacht, dass sich in der Le Maire-Straße auch die Strömung nach Gezeiten und Wind ändert, aber da dürften wir uns geirrt haben – uns steht sie nur auf die Schnauze und so kommen wir auch mit Motorunterstützung oft nur mit 1,5 kn vorwärts (ist schon mühselig).

das tut weh!

Vorgestern Abend hat uns dann der Wind so gebremst, dass wir uns entschlossen haben in die Ite San Martin de Tours  abzubiegen, um den starken Westwind abzuwarten. Diese Bucht ist zwar nicht sehr geschützt und in den Büchern und Karten nicht beschrieben, aber besser als gar nichts.  Gleich vor unserem Ankerplatz liegt ein zerborstener Schiffsrumpf einer 50ft-Yacht – nicht sehr vertrauenserweckend, aber für eine Nacht wird es schon gehen. Die Nacht war erwartungsgemäß sehr unruhig und wir sind sehr zeitig in der Früh wieder aufgebrochen, als wir ums Kap kamen hat draußen das Wasser gekocht – keine Chance, also wieder zurück auf unser Ankerplätzchen und warten. Da Christoph immer neugierig ist, hat er eine Expedition mit dem Dinghy zum Schiffswrack gestartet. Zuerst ging ja alles glatt, aber dann ist ihm das Beiboot ausgekommen und abgetrieben, todesmutig hat er sich in die 10°C kalten Fluten gestürzt und seinen schwimmenden Untersatz gerettet. Zurück an Bord wurde er mit heißen Tee und Suppe wieder aufgewärmt.

Einfahrt in den Beagle-Kanal (und überall Pinguine)

Nächster Aufbruchsversuch dann gegen Abend und dieser ist geglückt, wir fahren in die Nacht hinein und hoffen, erst beim Morgengrauen den mit Inselchen und Untiefen gespickten Beagle-Kanal zu erreichen. Diesmal war uns jedoch Rasmus gnädig und wir konnten bei Sonnenaufgang dann auch die atemberaubende Kulisse der Andenausläufer mit ihren grünen Berghängen und weißen Gipfeln sehen – einfach unglaublich beeindruckend!

Yachtclub Ushuaia

Am späten Nachmittag sind wir dann nach knapp 10.000 sm (18.520 km) in Ushuaia im AFASyN, dem hiesigen Yachtclub, eingelaufen und wurden dort freudig von der Crew der Kilico und der Simon de Danser empfangen – wir sind bereits alle wie eine große Familie.

Argentinier sind Patrioten

Selbstverständlich gab es nach dem obligatorischen Besuch der Hafenbehörde erst einmal ein ordentliches Stück tote Kuh auf dem Teller (und die Portionen sind hier wirklich riesig)

Kommentare

Kongratulieren Herzlich fur euer Abenteuer, Ihr seit in Ushuaia…hat die Taurus also fast die welt von Nord zu Süd kwer runter gesegelt.
Saludos von Buenos Aires,
Pedro & Familie

sytaurus hat am Februar 6th, 2011 03:56 geantwortet:

vielen Dank, Südamerika wäre der Länge nach geschafft, aber jetzt geht es noch viel weiter – mit dem Wind oder auch manchmal dagegen

Ganz liebe Grüße aus Wien: 10 Grad plus, starker Wind – aber ich sitze im geschützten Wohnzimmer und bewundere euch sehr.
Ich wünsch euch weiterhin alles Gute. Gabi K.

Info, wer ich bin: Wir haben uns das letzte Mal bei der Taufe von Katharina L. unterhalten.

sytaurus hat am Februar 6th, 2011 18:05 geantwortet:

selbstverständlich können wir uns noch an dich erinnern und es ist toll, dass auch du uns trockenen und warmen Fusses folgst. Bei uns hat es jetzt auch ungefähr das gleiche Wetter (30kn Wind = 54 km/h)

Herzlichen Glückwunsch für die gut gemeisterten Passagen im stürmischsten Seegebiet der Erde.
Gewaltig was ihr da macht.

Wünschen euch weiterhin alles Gute – die KP-Crew

sytaurus hat am Februar 8th, 2011 12:49 geantwortet:

Das war wirklich ein Meilenstein für uns, einer von zwei Achttausendern der Segelei. Aber mit der heutigen Technik hat das nichts mehr mit der Kapumrundung der großen Rahseglern zu tun – Gott sei Dank – es ist hart genug! Schön wieder von euch zu hören!

Hallo ihr beiden ! Da sitzt ma gemütlich beim Selitsch mit der Irzl-Runde, denkt nix böses, trinkt ein Bier – und erfährt so nebenbei – also quasi zwischen Erdäpfelsalat aus dem 10kg Kübel und dem Schweinswiener – dass ihr beiden euch grad in Patagonien herumtreibt. Einfach so. Nach dem zweiten Bier hab ich das dann realisiert, nach dem dritten dann an die Alte Donau gedacht und beim vierten den Beschluss gefasst, dass ich wieder aufs Wasser muss 🙂 Viel Spaß, genießt die tote Kuh – und passt auf euren Radiergummi auf, Life is a Beach aus Wien, Xandl

sytaurus hat am Februar 8th, 2011 13:00 geantwortet:

Haben wir gut verheimlicht, nicht! – Leider haben wir uns schon so lange nicht mehr gesehen, dass das einfach unterging. Wie du uns kennst gestalten wir die Fahrt natürlich sehr kulinarisch, aber auf ein Wiener mit Kübelerdäpfelsalat hätten wir auch schon ziemlich Gusto – muss noch einige Jahre warten! Wir hoffen, jetzt wo du es trotz stärkster Geheimhaltung herausgefunden hast, schreibst du uns öfters!

Restauranttipp von MaGu, falls die Crewkassa noch was zulässt. Das Volver ist ein wunderschönes Restaurant in Hafennähe, Av Maipú 37. Hier gibt es guten Fisch und natürlich die Königskrabben (Cinzano). Wir hatten einen freundlichen Service und unser Essen war sehr lecker.
Die Inneneinrichtung des Restaurants ist besonders und hat uns gut gefallen. Alles Gute weiterhin. Viele Bussal aus Altenberg.

sytaurus hat am Februar 8th, 2011 13:03 geantwortet:

für gute Tipps findet sich immer noch etwas in der Bordkasse – wir werden es auch mal testen und euch unser Urteil zukommen lassen. Habt ihr eigentlich Skype?

Hallo ihr Zwei, wirklich beeindruckend wie ihr das so macht. Habe mir wiedermal euren Blog angesehen und wo ihr euch gerade herumtreibt. Da bekommt man wirklich Fernweh! Sind gerade beim Skifahren und kämpfen Alle mit einer Verkühlung. Wie hat Christoph die 10°C im Wasser bloß überstanden? Wir wünschen Euch weiterhin alles Gute! lg Hermann

sytaurus hat am Februar 10th, 2011 02:44 geantwortet:

wir sind langsam beide abgehärtet, aber Christoph habe ich mit einer kräftigen Suppe und viel heißem Rum mit Tee aufgepäppelt. Er musste zum Glück nicht lange im Wasser bleiben und hatte sein Segelgewand an (schützt schon ganz gut). Viel Spass noch beim Wedeln, hier kann man übrigens auch auf den Gipfeln noch schi fahren.

Servus,

wie schön, von Euch zu lesen und sehen! Guillaume hat es leider nicht geschafft und wird es nicht mehr versuchen. Radha ist in Puerto Madryn, und er kommt heute abend in Ushuaia mit dem Flieger und mit seinen Eltern an. Vielleicht seht ihr euch!
Alles Gute und bis zum nächsten Bericht.

Liebe Grüße,
Christelle aus München

sytaurus hat am Februar 13th, 2011 04:14 geantwortet:

schade, dass er es nicht geschafft hat, aber wir würden uns freuen wenn er und seine Eltern auf ein Glas Wein vorbeikommen würden.

Liebe Babsi, lieber Christoph, ihr könnt ja schon jetzt einen interessanten Bildband herausgeben – mit oder ohne all die Kommentare.
Hier gibt es nach einem kurzen Vorgeschmack auf den Frühling wieder winterliche Verhältnisse, zwar kaum Schnee, aber Kälte. Ich hoffe, dass ihr gesund, wohlauf und wieder erholt seid.
Herzliche Grüße und gute Weiterfahrt. Werner

sytaurus hat am Februar 15th, 2011 11:20 geantwortet:

wir haben noch ein paar Schätze in unseren Archiven! Bei uns wechselt es auch zwischen Badetemperatur und Eiskasten, aber das ist hier normal.

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