11.09.2011

Fr. 09.09.2011 – das lange Warten

Wir hatten uns als Ziel gesetzt bis Ende August das Schiff soweit für die nächste Etappe fertig zu haben, das wir jederzeit wenn die Windrichtung passt aufbrechen können.

Freiluft-Kochen

So haben wir fleißigst geschraubt und montiert  und alle Dinge, die vorher nicht möglich waren oder aufgrund des Wetters verschoben werden mussten erledigt. Gemüse getrocknet und Fleisch in Gläser eingekocht (interessanter weise gibt es hier nämlich kaum Fleischkonserven oder gar Corned beef – wird scheinbar alles exportiert). Fast jeden Tag kommen wir wie die Packesel beladen von unserer Stadttour zurück und zwei Mal haben wir uns bereits ein Taxi genommen und bis zum letzten Winkel mit unseren Einkäufen vollgestopft.

wo bringen wir das nur unter?

Die Berge im Cockpit sind höher und höher geworden, aber irgendwie haben wir es dann doch immer wieder geschafft alles in den Schapps unterzubringen und natürlich vorher zu katalogisieren (wir wollen ja, das möglichst wenige “Überraschungseier“ nach mehreren Monaten und Jahren überall im Schiff auftauchen) – es ist schon ein großer logistischer Aufwand für mehrere Monate ca. 1.000 kg Lebensmittel und ebenso viel Getränke zu bunkern (und natürlich Platz dafür zu finden).

und es wird nicht weniger

Wir haben jetzt bereits das zweite Mal den Wasserpass höher gesetzt und schon wieder sind wir auf der Linie und es ist ja nicht so, dass das Schiff bisher leer war wie ein Lagerhaus.  Im Großen und Ganzen haben wir den uns selbst gesetzten Termin auch eingehalten, nur das sich seit zwei Wochen kein einziges geeignetes Wetterfenster gezeigt hat.  Eine Front jagt die andere und immer bläst der Wind maximal einen Tag aus Süden mit Sonnenschein und dann sofort wieder aus Westen oder Norden mit starken Böen und viel Regen.

auch der Seelöwe will seinen Anteil

Trotzdem wird uns nicht fad und so haben wir auch noch ein Segel für unser Bananaboot entworfen und genäht und sogar eine Alustange für den Mast gefunden. Wir sind deswegen viel herumgelaufen und jeder hat uns in den letzen beiden Monaten erklärt, dass es Aluminiumrohre  in Valdivia und Umgebung nicht gibt.  Jedoch in der Ferreteria Sur bei Señor Enrique Nuss ist alles möglich, er hatte uns bereits vorher schon mal vermittelnd geholfen, als wir eine kleine handliche Flasche mit Argon-Gas für unser Schweißgerät  gesucht haben und uns bei Indura (einziger hiesiger Anbieter für technische Gase) erklärt wurde, dass es so etwas hier nicht gibt (komisch ist nur, dass wir die Flasche dann genau von dieser Firma doch bekommen haben)

Fischmarkt von Valdivia

und auch diesmal hat er für uns das “Unmögliche“ möglich gemacht und uns ein 7m langes Alurohr besorgt. Seine Familie ist (wie so viele hier) deutschstämmig und sein Großvater war einer der Gründer Valdivias. Er spricht vorzüglich deutsch und hat aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrung unglaublich viele Kontakte (ein Glück für uns, dass wir ihn kennengelernt haben).  Nachdem Christoph das halbierte Rohr heimgeschleppt hatte, stand schon bald dem neuen Segelvergnügen nichts mehr im Wege.

Probefahrt

Bei der Probefahrt war es witzig, denn der Wind war genauso stark wie die Strömung und so ist er in seiner Badewanne gesessen und kaum vom Platz gekommen.  Die Zeit vergeht hier wie im Fluge, denn in der Zwischenzeit sind viele vom Heimaturlaub auf ihre Schiffe zurückgekehrt und bereiten sich ebenso auf die Abfahrt vor – der gute Nebeneffekt: viele neue und alte Bekannte und reges soziales Leben. Alle zusammen scharren wir jedoch ungeduldig in den Startlöchern und hoffen, dass das Wetter bald stabiler wird.

in der Salzburg-Brauerei mit Per / SY-Freydis u. Vibeke + Poul / SY-Pi

Kommentare

Wow, das klingt jetzt nach dem baldigen Beginn des GANZ GROSSEN Abenteuers – wir verfolgen weiterhin jeden Bericht und sind Euch sehr dankbar, dass wir ein bißchen mitleben können – auch wenn ich leider etwas schreibfaul bin (bitte entschuldigt ich schieb das jetzt auf den täglichen Arbeitsstress). Weiterhin alles Gute und ich blas mal in Eure richtung – unter dem Motto „ein Flügelschlag des Schmetterlings (= eine kleine Puste aus der Heimat) bewirkt bei Euch einen guten Wind !!

sytaurus hat am September 13th, 2011 13:25 geantwortet:

Hallo Schmetterling,
ist sehr lieb gemeint, aber bitte nicht blasen – ist die falsche Richtung – wir brauchen S oder SO-Wind! Jetzt wissen wir auch endlich warum wir hier nicht wegkommen ;-)) Wir scharren schon Löcher in den Boden, denn das Warten wird langsam langweilig.

Hallo Ihr Weltumsegler !

Wir melden uns jetzt auch aus dem Urlaub zurück, der uns allerdings nur rund um den Neusiedlersee geführt hat – immerhin sind wir im August 279,2 M am See gesegelt und haben einmal einen 10-tägigen Törn gemacht. Das Wetter war eher seltsam: entweder Sturm oder totale Flaute, und erst Ende August eine Hitzewelle mit fast 40 Grad im Schatten (Cockpittemp im Schatten 46 Grad (!)).
Katharina geht es gut, sie geht halbtags in den Kindergarten und ist unsere Prinzessin – Ausspruch einmal an Bord: „Meine Kabine nicht gut !“ – wir haben ihr vorgeschlagen, Beschwerde bei der Reiseleitung einzureichen !…
Sie ist jedenfalls unser Sonnenschein und schwimmt mit Kinderswimsuit (wie ein Minitaucheranzug mit Auftrieb) im Wasser herum.
Wir wünschen Euch viel Glück für die lange Passage in die Südsee !!
Eure 3 Langers

sytaurus hat am September 13th, 2011 13:48 geantwortet:

wow, das waren ja dann einige Runden und Passagen – wird einem da nicht schwindlig? Es ist schon gut, dass ihr eure Prinzessin langsam eingewöhnt, denn was macht ihr (zB. in Griechenland) wenn es ihr nicht gefällt und sie euch plötzlich erkärt, dass sie nach Hause will. Nein, der See hat auch seine Tücken und ist nicht so ungefährlich (Hitzschlag, im Schlamm stecken und nicht zu vergessen die täglichen Gelsenattacken). Irgendwie hat sich das weltweite Wetterverhalten total verändert – wir kämpfen auch mit den Extremen – selten das man einen angenehmen leichten Segelwind zum Entspannen und genießen hat. Bei uns auch – ein Tag Sonne mit 18°C und am nächsten Regen und Sturm mit 5°C – das kann doch nicht normal sein!

Also dann, bald geht es loos in den weiten Pazifik, wir sind gespant auf eure zukunftigen ozean berichten. Wer weiss, wenn unser Martin weiter so entusiastich mit sein segeln unterricht ist shicken wir ihm in die Polinesien zu ein treffen mit dem Taurus…!, fur seine Segeln thesis, mit Christoph als Hoch See Proffessor…!

Grusse aus Buenos Aires,
Pedro & Familie

sytaurus hat am September 14th, 2011 06:32 geantwortet:

Hallo Pedro,
selbstverständlich könnt ihr uns in der Südsee besuchen – wir würden uns sogar freuen wenn ihr kommt und ein bisschen Praxis bei uns übt (Kokosnüsse aufschlagen, Hängematten aufhängen und wie man richtig in dieses abscheulich warme Wasser eintaucht), aber zuerst müssen wir uns noch durch die kalte Zone kämpfen bevor wir diesen Genüssen nachgehen können – aber bis dahin überlegt es euch!

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