Eigentlich sind vier Tage für Cusco gerade ausreichend, wenn man noch einige der alten Festungen und Ausgrabungen in der Nähe besuchen möchte. Wir haben wieder einmal Riesenglück, denn wir haben mit Juliana und ihrer Mutter Judith, die auch hier im Hostel wohnen, Freundschaft geschlossen. Sehr praktisch, da sie aus Lima kommen und sich in der Gegend hervorragend auskennen – eine bessere Reiseführerin als Juliana hätten wir kaum finden können und außerdem fahren sie idealerweise zur gleichen Zeit wie wir nach Machu Picchu. So sind wir vier losgezogen um die letzten Inkas in ihren verlassenen Ruinen zu suchen.
Über steile unregelmäßige Stufen sind wir zur nie fertig gestellten Anlage Sacsayhuamán (bedeutet: zufriedener Falke) aufgestiegen. Der Inkakönig Pachachutec hatte sich diese Anlage als Puma vorgestellt, die Festung als Kopf mit 22 zickzackförmigen Mauern als Zähne und der Stadt Cusco als Körper, noch heute werden dort oben die Inti-Raymi-Zeremonien abgehalten. Leider ist dies eine der wenigen Anlagen, die von den spanischen Eroberern als Steinbruch für ihre Häuser und Baumaterial für die vielen Kirchen verwendet wurde. Trotzdem ist die Aussicht von dort atemberaubend – ein Stückchen weiter steht, wie fast überall in Südamerika, eine große weiße Christusstatue, die schützend ihre Arme über die Stadt hält.
Am Sonntag sind wir gemeinsam mit dem Bus in das 33km entfernte Pisaq zum Sonntagsmarkt gefahren, dort wird noch die alte Tradition der Tauschgeschäfte praktiziert (natürlich nicht für Touristen). Leider ist der traditionelle Markt nur mehr sehr klein, der Hauptteil wird bereits von Touristennepp dominiert. Hoch über der Stadt thront auf einem Bergplateau zwischen tiefen Schluchten eine gigantische Inkafestung, zu der wir mit dem Taxi gefahren sind. Über unzählige Stufen und enge Felstunnel haben wir die schwindelerregenden Terrassen bis zum Gipfel erstiegen.
Ganz oben liegt das spirituelle Zentrum mit gut erhaltenen Häusern und Bewässerungsgräben – viele Esoteriker finden sich dort ein um auf den energiegeladenen Steinen Kraft zu tanken oder ihre Yogaübungen abzuhalten. An der Felswand gegenüber kann man noch unzählige Inkagräber mit Mumien sehen, die aber leider bereits von huaqueros (Grabräubern) wegen der unschätzbaren Gold- und Silberschätze geplündert wurden. Am Abend sind wir dann mit dem Taxi nach Cusco zurück gefahren, denn die Busse waren nach dem Ende des Markttages unheilvoll überfüllt.
Hier kann man sich ans Taxifahren gewöhnen, denn eine Fahrt von gut einer Stunde kostet nur 40,– Sol (ca. € 10,–) jedoch ohne Touristenzuschlag, da wir ja mit unseren beiden peruanischen Damen unterwegs sind. Heute haben wir auf dem Weg nach Ollantaytambo noch die Inkafestung in Chinchero besucht. An der Straße hinauf zur reichgeschmückten Kirche und der Inkaanlage reiht sich eine Stoff- und Webmanufaktur an die andere. Selbst auf der Straße stehen die traditionell gekleideten Frauen mit ihren Spinnwirteln und zeigen gerne ihre Handfertigkeiten her. In Inkazeiten wurden in dieser Anlage hauptsächlich die weitläufigen Anbauflächen genutzt, da es hier durch die vielen Quellen sehr fruchtbar ist.
Etwas abseits hätten Wasserfälle sein sollen, wir sind über eine Stunde über Felsstufen und umgeschnittene Eukalyptusbäume gestolpert ohne sie zu finden (möglicherweise sind sie derzeit ausgetrocknet). Gegen Mittag sind wir dann nach Ollantaytambo aufgebrochen um am Nachmittag den Zug nach Aguas Calientes zu erreichen – ha, morgen sind wir dann bereits in Machu Picchu!
sytaurus hat am Juli 31st, 2011 03:46 geantwortet:
nette Freunde findet man nur, wenn man offen auf die Menschen zu geht und das tun wir eigentlich immer – abgesehen davon sind wir einfach Glückskinder!