26.03.2012

Mo. 19.03.2012 – Crispy Duck in Cook Bay / Moorea

Einfahrt in Cook Bay

Da Flaute und Regen angesagt waren, mussten wir einen Großteil der Strecke zu den Gesellschaftsinseln motoren. Zum Glück sind hier die Gewitter nur sehr kurz, aber dafür umso heftiger. Innerhalb von Minuten waren die aufgestellten Eimer voll und der Wassertank ist bald übergegangen (ein Eimerchen war dann mein persönlicher Swimmingpool). Für Andi und mich sind die Nachtwachen mal etwas ganz besonderes, denn wir können in diesen wirklich warmen Nächten im Cockpit liegen und den grenzenlosen Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre genießen. Hier wird einem erst bewusst, wie schnell eigentlich der Mond abnimmt und die Sterne am Himmel wandern. Zu Hause unter der Dunst- und Lichterglocke merkt man so etwas kaum. Die ganze Nacht auf Samstag sind wir bereits in Sichtweite von Tahiti gesegelt und im Morgengrauen hat sich dann die hohe Silhouette von Moorea gegen den orange-roten Himmel abgezeichnet. Wir konnten kaum genug staunen und fotografieren, so sehr hat uns die Einfahrt zur Cook Bay fasziniert (nicht umsonst ist diese Ansicht auf fast allen Prospekten und Ansichtskarten der  Südsee abgebildet). Zu unserer Überraschung war außer uns, nur mehr ein weiteres französisches Schiff vor Anker. Schnell war das Dinghy aufgebaut, der Motor montiert und schon waren wir an Land. In der Rezeption vom Club Bali Hai haben wir die ersten Informationen über die Insel und Mietwägen bekommen und haben uns genüsslich einen kühlen Schluck an der Bar gegönnt (bisher gab es keinerlei (offene) Lokale auf den Inseln).  

Überfall?!?

Den ganzen Tag war bereits Partystimmung in der Nähe der Schule und am Nachmittag plötzlich sehen wir unzählige Kanus und Motorboote auf uns zufahren. Wir hatten schon einen Überfall befürchtet und uns bewaffnet (mit Fotoapparaten), als wir die Anfeuerungsrufe für die Kanuten hören. Schnell sind wir wieder an Land gefahren und haben gerade noch die Siegerehrung miterleben dürfen. Es war nämlich die letzte und entscheidende Wettfahrt der polynesischen Schülermeisterschaft der 6er-Auslegerboote rund um Moorea (Strecke ca. 70km).

neuseeländischer "Haka"

Zu unserer Überraschung waren bei den über dreißig Teams sogar zwei Teams aus Neuseeland, ein Team aus Hawaii sowie zwei Mannschaften von den Osterinseln dabei. Die Neuseeländer haben, wie es sich gehört, zum Abschluss noch ihren traditionellen Haka (Kriegstanz) aufgeführt. Da wir bei der anschließenden Party den Altersschnitt doch erheblich erhöht hätten, haben wir dann doch, unserem Alter entsprechend, den Abend an Bord ausklingen lassen. Den ganzen Tag über hatten wir schon starken ablandigen Wind (eher ungewöhnlich) und kurz vor dem Schlafengehen als wir unser Beiboot an Deck heben wollten – oh Schreck – es ist nichtmehr da!  Einsam ist die Vorleine ins Wasser gebaumelt (abgerissen oder abgeschnitten – das ist hier die Frage). Leider war es bereits zu dunkel um eine Suchaktion zu starten und außerdem ist der Wind direkt aus der Riffausfahrt gestanden. So sind wir missmutig ins Bett gegangen und bereits beim Morgengrauen zu einer Suchaktion an die umliegenden Küsten und der Riffkante gestartet. Große Hoffnung hatten wir sowieso nicht und leider haben wir auch nichts gefunden. Zum Glück haben wir ja noch ein Notdinghy, es ist zwar sehr klein, aber besser als gar nichts. So ist uns nur der Weg zur Gendarmerie geblieben um dort ein Bild abzugeben und eine Verlustanzeige zu machen. Danach haben wir doch noch unsere Inselrundfahrt mit dem Auto gestartet, denn was bringt es Trübsal zu blasen und außerdem sollten wir heute fröhlich sein, denn es ist Andi`s Geburtstag. (Wir hatten aber immer einen Blick auf die Küste, ob nicht doch noch unser Bananaboot irgendwo gestrandet ist). Moorea ist eine herzförmige Insel mit majestätischen Vulkangipfeln, die bis zu 1207m aufragen. Haupteinnahmequelle ist hauptsächlich Tourismus (es gibt  an der gesamten Küste Resorts mit Überwasserbungalows) und der Anbau von Ananas. Auf dem Weg zum Belvedere, wo man einen unglaublichen Blick über die Cook Bay und die Opunohu Bay mit ihren vorgelagerten Riffen und dem kitschig türkisen Wasser hat, sind wir auch beim Lycée Agricole stehen geblieben und über eine Stunde auf dem Naturlehrpfund gewandelt.

erfrischendes Bad

Wir haben zwar schon einige der Pflanzen gekannt, aber es gibt hier so viele Sachen die man in Europa kaum kennt, dass die Erklärungen sehr lehrreich sind. Weiter ist es dann über einige Marae (alte Kultstätten) an der Küste entlang gegangen. Immer wieder sind wir stehen geblieben um den Kitesurfern oder Wellenreitern bei ihren halsbrecherischen Stunts  zu zusehen. Am Nachmittag sind wir durch den Dschungel zu einem Wasserfall gewandert und haben uns dort bei einem kühlen Bad erfrischt. Allzu lange durften wir aber nicht trödeln, denn die Sonne ist dem Horizont schon wieder sehr nah gekommen. Und wieder war ein Tag im Paradies zu Ende.

Alles Liebe,  euer Crispy Duck

Kommentare

Liebe Babsi, lieber Christof,

Traurig zu hören, dass es auch im Paradies offensichtlich böse Menschen gibt, die Euch beklauen – aber zum Glück habt ihr ja noch Euer Segelschiff.

Bei uns hat endlich der Frühling Einzug gehalten und überall sprießen die Blüten heraus – da kann man es auch hier aushalten.
Alles Gute Weiterhin!

Boris

sytaurus hat am März 27th, 2012 17:59 geantwortet:

ob es gestohlen oder abgerissen ist, wissen wir nicht genau. Auf jeden Fall ist es bitter, wenn man gerade hier in einer der teuersten Gegenden der Welt so etwas nachkaufen muss. Die Einheimischen fahren nicht so kleine Boote (Minimum 250 PS), wenn war es sicher ein anderer Segler oder ein blöder Streich von Jugendlichen.

Ach ja –
und auch noch Alles Gute zum 2. Geburtstag!

hallo ihr 2 – vielen dank für eure antwort. – ja es war das 2. (zweite) klassentreffen in 50 jahren. arg was. dabei waren marianne und ich wirklich gute schulfreundinnen und haben uns leider ganz aus den augen verloren.
blöd die geschichte mit dem boot – was kann man halt alles brauchen – wenn man wahrscheinlich so wie die leute dort – nix hat. jetzt haben sie ein schönes boot – wer weiss was sie alles damit anfangen können. vielleicht dient es auch zum lebensunterhalt.
ja bei uns ists frühling – einfach herrlich – die zeit ist auch schon umgestellt und könnte auch so bleiben.
ich wünsch euch eine gute fahrt – bis bald eva

sytaurus hat am März 27th, 2012 17:54 geantwortet:

na ja, genug Geld haben die Leute hier (werden gut von Frankreich subventioniert) und unser kleines Bananaboot eignet sich sicher nicht zum Fischfang. Wir sind hier in einer der höchstpreisigen Gegenden der Welt und da tut es doppelt weh wenn man soetwas wie ein Beiboot verliert.

musste leider ganz schnell schliessen, weil mein bildschöner gescheiter hund , der gerade mit dem herrli unten war – einen „gassigehknall“ hat. d.h. 5 minuten nachdem er zurück ist, muss ich die gleiche runde nochmal machen, damit der herr sein geschäft erledigen kann.
ich freu mich auf eure berichte – glg eva

tut mir leid mit eurem boot – vielleicht bekommt ihr es doch wieder. ich hoffe es. man hat ja als festländer keine ahnung, wie wichtig manche dinge sind – in unserer heiligen zivilisation vergisst man wahrscheinlich das wichtigste . ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ihr euch jemals in dieser enge einer stadt wieder wohlfühlen könnt. nach meinen kurzen urlauben in der karibik hatt ich schon probleme, mich wieder zu hause zurecht zu finden. vor allen mit all den unsinnigen dingen die angeblich so wichtig sind. trotzdem denke ich, einiges wird euch schon fehlen – vielleicht berichtet ihr auch darüber mal. es ist auch interessant neben all den reiseberichten (ich hab aber noch nicht alle gelesen) zu hören – wie man sich so fühlt – so alleine auf hoher see – und so lange zeit. glg eva

sytaurus hat am März 29th, 2012 23:45 geantwortet:

unser Bananaboot haben wir schon abgeschrieben, denn wenn sich trotz intensiver Suche und Nachfrage bei allen uns bekannten Schiffen kein Feedback kommt, ist es fort (schnüff, hat uns so brav begleitet bisher und war unverwüstlich). Die Sichtweise auf die „Wichtigen Dinge“ im Leben verschieben sich natürlich ein bisschen, aber trotzdem ist es uns bewusst irgendwann mal wieder in der normalen Tretmühle zu landen. Man lernt auf jeden Fall Toleranz und gewisse Dinge nicht so eng zu sehen – es gibt immer mehrere Wege ein Ziel zu erreichen (manchmal muss man einfach nur warten). Längere Zeit alleine auf hoher See ist kein Problem wenn man nur genug Lesestoff hat.

Liebe Babsi, lieber Christoph, in der Zwischenzeit werdet ihr den Verlust eures Bananabootes hoffentlich verschmerzt haben. Leider gibt es überall miese Figuren.
Das Ersatzboot sollte euch aber bis ans Ende eurer Reise treu begleiten.
Hier macht der Frühling eine Pause. Es ist kalt und sehr windig. Der Osterhase braucht sicher ein warmes Unterfell oder einen Wintermantel.
Liebe Grüße, Werner und Familie

sytaurus hat am April 1st, 2012 04:21 geantwortet:

in der Zwischenzeit haben wir ein großes Loch im Geldbeutel, aber dafür ein schönes neues Beiboot mit Motor – größer und schneller, aber trotzdem tut es uns um unser Bananaboot leid, denn es war sehr praktisch und fast unverwüstlich. Hier braucht der Osterhase eher eine Klimaanlage als ein wollenes Unterhemd.

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