Da Flaute und Regen angesagt waren, mussten wir einen Großteil der Strecke zu den Gesellschaftsinseln motoren. Zum Glück sind hier die Gewitter nur sehr kurz, aber dafür umso heftiger. Innerhalb von Minuten waren die aufgestellten Eimer voll und der Wassertank ist bald übergegangen (ein Eimerchen war dann mein persönlicher Swimmingpool). Für Andi und mich sind die Nachtwachen mal etwas ganz besonderes, denn wir können in diesen wirklich warmen Nächten im Cockpit liegen und den grenzenlosen Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre genießen. Hier wird einem erst bewusst, wie schnell eigentlich der Mond abnimmt und die Sterne am Himmel wandern. Zu Hause unter der Dunst- und Lichterglocke merkt man so etwas kaum. Die ganze Nacht auf Samstag sind wir bereits in Sichtweite von Tahiti gesegelt und im Morgengrauen hat sich dann die hohe Silhouette von Moorea gegen den orange-roten Himmel abgezeichnet. Wir konnten kaum genug staunen und fotografieren, so sehr hat uns die Einfahrt zur Cook Bay fasziniert (nicht umsonst ist diese Ansicht auf fast allen Prospekten und Ansichtskarten der Südsee abgebildet). Zu unserer Überraschung war außer uns, nur mehr ein weiteres französisches Schiff vor Anker. Schnell war das Dinghy aufgebaut, der Motor montiert und schon waren wir an Land. In der Rezeption vom Club Bali Hai haben wir die ersten Informationen über die Insel und Mietwägen bekommen und haben uns genüsslich einen kühlen Schluck an der Bar gegönnt (bisher gab es keinerlei (offene) Lokale auf den Inseln).
Den ganzen Tag war bereits Partystimmung in der Nähe der Schule und am Nachmittag plötzlich sehen wir unzählige Kanus und Motorboote auf uns zufahren. Wir hatten schon einen Überfall befürchtet und uns bewaffnet (mit Fotoapparaten), als wir die Anfeuerungsrufe für die Kanuten hören. Schnell sind wir wieder an Land gefahren und haben gerade noch die Siegerehrung miterleben dürfen. Es war nämlich die letzte und entscheidende Wettfahrt der polynesischen Schülermeisterschaft der 6er-Auslegerboote rund um Moorea (Strecke ca. 70km).
Zu unserer Überraschung waren bei den über dreißig Teams sogar zwei Teams aus Neuseeland, ein Team aus Hawaii sowie zwei Mannschaften von den Osterinseln dabei. Die Neuseeländer haben, wie es sich gehört, zum Abschluss noch ihren traditionellen Haka (Kriegstanz) aufgeführt. Da wir bei der anschließenden Party den Altersschnitt doch erheblich erhöht hätten, haben wir dann doch, unserem Alter entsprechend, den Abend an Bord ausklingen lassen. Den ganzen Tag über hatten wir schon starken ablandigen Wind (eher ungewöhnlich) und kurz vor dem Schlafengehen als wir unser Beiboot an Deck heben wollten – oh Schreck – es ist nichtmehr da! Einsam ist die Vorleine ins Wasser gebaumelt (abgerissen oder abgeschnitten – das ist hier die Frage). Leider war es bereits zu dunkel um eine Suchaktion zu starten und außerdem ist der Wind direkt aus der Riffausfahrt gestanden. So sind wir missmutig ins Bett gegangen und bereits beim Morgengrauen zu einer Suchaktion an die umliegenden Küsten und der Riffkante gestartet. Große Hoffnung hatten wir sowieso nicht und leider haben wir auch nichts gefunden. Zum Glück haben wir ja noch ein Notdinghy, es ist zwar sehr klein, aber besser als gar nichts. So ist uns nur der Weg zur Gendarmerie geblieben um dort ein Bild abzugeben und eine Verlustanzeige zu machen. Danach haben wir doch noch unsere Inselrundfahrt mit dem Auto gestartet, denn was bringt es Trübsal zu blasen und außerdem sollten wir heute fröhlich sein, denn es ist Andi`s Geburtstag. (Wir hatten aber immer einen Blick auf die Küste, ob nicht doch noch unser Bananaboot irgendwo gestrandet ist). Moorea ist eine herzförmige Insel mit majestätischen Vulkangipfeln, die bis zu 1207m aufragen. Haupteinnahmequelle ist hauptsächlich Tourismus (es gibt an der gesamten Küste Resorts mit Überwasserbungalows) und der Anbau von Ananas. Auf dem Weg zum Belvedere, wo man einen unglaublichen Blick über die Cook Bay und die Opunohu Bay mit ihren vorgelagerten Riffen und dem kitschig türkisen Wasser hat, sind wir auch beim Lycée Agricole stehen geblieben und über eine Stunde auf dem Naturlehrpfund gewandelt.
Wir haben zwar schon einige der Pflanzen gekannt, aber es gibt hier so viele Sachen die man in Europa kaum kennt, dass die Erklärungen sehr lehrreich sind. Weiter ist es dann über einige Marae (alte Kultstätten) an der Küste entlang gegangen. Immer wieder sind wir stehen geblieben um den Kitesurfern oder Wellenreitern bei ihren halsbrecherischen Stunts zu zusehen. Am Nachmittag sind wir durch den Dschungel zu einem Wasserfall gewandert und haben uns dort bei einem kühlen Bad erfrischt. Allzu lange durften wir aber nicht trödeln, denn die Sonne ist dem Horizont schon wieder sehr nah gekommen. Und wieder war ein Tag im Paradies zu Ende.
Alles Liebe, euer Crispy Duck
sytaurus hat am März 27th, 2012 17:59 geantwortet:
ob es gestohlen oder abgerissen ist, wissen wir nicht genau. Auf jeden Fall ist es bitter, wenn man gerade hier in einer der teuersten Gegenden der Welt so etwas nachkaufen muss. Die Einheimischen fahren nicht so kleine Boote (Minimum 250 PS), wenn war es sicher ein anderer Segler oder ein blöder Streich von Jugendlichen.