27.01.2016

So. 24.01.2016 – Bequia – 13. Mount Gay Music Festival

Admirality Bay

Admirality Bay

Vor knappen 20 Jahren waren wir das letzte Mal auf dieser netten kleinen Insel in Mitten der Grenadinen. Damals war es noch ein kleines verschlafenes Nest mit einer Handvoll Bars, einem Mini-Supermarkt und der Immigration/Custom in einer kleinen palmgedeckten Hütte. Die Dame dort (sie war ebenso groß wie breit) ist auf einem wackeligen Stockerl hinter einem schiefen Brett gesessen und hat gemeint, als sie unsere Pässe gestempelt hat „I think you have political problems in your country“ – es war genau die Zeit als Jörg Haider in der Regierung für etwas Unruhe gesorgt hatte. Wir waren echt erstaunt wie gut die Leute auf so einer kleinen Insel weit weg von Europa über das weltpolitische Geschehen informiert waren. Wir haben nicht einmal genau gewusst was für eine Regierungsform in St. Vincent und den Grenadinen herrscht (echt eine Schande für uns ignoranten Europäer). Heute boomt hier der Tourismus und ist Haupterwerbszweig der Bevölkerung.

sie geben sich denAnkerhaken in die Hand

sie geben sich den Ankerhaken regelrecht in die Hand

Alleine in der Admirality Bay stehen an die 150 Schiffe und alle paar Tage ankern Kreuzfahrtschiffe in der Bucht. Schon weit vor der Bucht lauern die Boatboys in ihren übermotorisierten Booten, um ihre meist illegalen Moorings an unerfahrene Segler zu verscherbeln. Sie machen aber sehr wohl einen Unterschied zwischen Langzeitseglern und Chartercrews, denn bei uns deuten sie nur von der Entfernung an, ob wir eine Boje haben wollen und wenn wir abwinken ziehen sie umgehend von dannen und lauern dem nächsten (hoffentlich Charter)Boot auf. Speziell bei größeren Charterbooten hängt dann manchmal buchstäblich eine ganze Traube an hoffnungsvollen Verkäufern zu jeder Tageszeit an der Bordwand. Bei uns kommen sie maximal einmal vorbei und fragen wegen frischem Lobster, Fisch, Wasser, Eis,… und behelligen uns dann nichtmehr. Manchmal fühlen wir uns richtig missachtet und diskriminiert – aber gut so, denn in den alten Tagen waren sie oft sehr lästig und zahlreich wie die Fliegen.

und alle wollen auf ihre Kosten kommen

alle wollen auf ihre Kosten kommen …

Heute sind sie zwar genauso zahlreich, jedoch bereits viel besser organisiert. Damals wie heute sind es meist robust gezimmerte Holzboote und da kann schon mal der eine oder andere Nagel raus stehen. Früher gab`s dann immer nach einem markerschütternden Kratzen an der Bordwand den Spruch „No problem, skip“, heute sind die Meisten sehr vorsichtig und haben fast immer Fender an der Bordwand hängen. Abgesehen von der Infrastruktur und den Preisen (die sogar um einiges höher sind als in der Südsee) hat sich eigentlich nicht viel verändert. Unsere südlichste Karibikinsel war Tobago, von dort sind wir nach Grenada, wo wir die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel mit vielen Freunden verbracht haben.

... aber es gibt auch noch traditonelle Fischer

… aber es gibt auch noch traditonelle Fischer

Danach haben wir Carriacou und Union Island einen Besuch abgestattet, bevor wir uns in die südseeähnlichen Tobago Cays verabschiedet haben. Da uns Petit Tabac, etwas außerhalb des geschützten Horseshoe Reefs, noch in guter Erinnerung war, sind wir dort über Nacht geblieben. Leider hatten wir relativ viel Wind und dadurch hat es auch die Wellen über die Riffkante gedrückt. Mit vollem Vertrauen in unsere langjährige Erfahrung, sind uns Knut und Susi von der SY-Shogun gefolgt. In der Früh hatten sie jedoch dunkle Augenränder durch den fehlenden Schlaf, denn es war doch um einiges wackeliger als wir angenommen hatten. Nichts desto trotz haben wir auch die nächsten Tage noch gemeinsam (jedoch dann auf einem ruhigeren Ankerplatz zwischen den schützenden Inseln) mit schnorcheln, wandern und viel quatschen verbracht, bis sich dann leider unsere Wege getrennt haben.

immer schön den Takt halten ....

immer schön den Takt halten ….

Wir haben dann noch einen Stopp in Canouan gemacht, bevor wir zum viertägigen 13. Mount Gay Music Festival in Bequia gefahren sind. Es war einfach nur toll, am Donnerstag die Eröffnung durch ein 13-köpfiges Steel Orchestra. Die Jungs und Mädels brauchen echt keinen Verstärker, denn diese Trommeln gehen durch Mark und Bein. Als dann der Strom im ganzen Ort ausgefallen ist (kommt öfters vor) haben sie einfach unbeirrt weitergespielt – so etwas ist eben richtige Begeisterung. Am nächsten Tag sind dann einige doch recht bekannte Musiker vom Mustique Blues Festival gekommen und haben so richtig Stimmung gemacht. Uns war jedoch der Eintrittspreis zu hoch und so haben wir unser Dinghy mit unserem kleinen Anker einfach genau vor der Bühne geparkt und haben es uns gemütlich gemacht.

... aber es ist anstrengend

… aber es ist anstrengend …

Wir sind auf den weichen Schläuchen gelegen, hatten in unserer Kühltasche genug kaltes Bier und einen leckeren Salat mit frischem Baguette und haben es so richtig genossen, wo die anderen in der Menschenmenge gedrängt gestanden sind. So viel Platz und so bequem hatte es sonst niemand in der ganzen Festivalzone. Da für Samstag dem Wind eine leichte Südkomponente prognostiziert war und wir langsam nach Martinique kommen sollten, haben wir leider die beiden letzten Tage des Musikfestivals verpassen müssen – man kann eben nicht immer alles haben. Aber gut war es, denn wir haben für die knapp 100 sm nur 20 Stunden gebraucht. Ach ja, ich hätte schon wieder fast unser Schiff versenkt. Auf der Höhe St. Lucia kommt um drei Uhr Nachts von steuerbord-achtern ein vollbeleuchteter Schlepper mit 12 Knoten Fahrt und überholt uns ganz knapp. Dies wäre ja noch kein Problem, nur etwas ärgerlich wegen der unnötigen Wellen.

... mit viel Feingefühl

… und braucht viel Feingefühl

Jedoch hatte dieser Schlepper an einem 500m langen Stahlseil einen unbeleuchteten Schleppverband, den ich buchstäblich erst in letzter Sekunde realisiert habe und wir gerade noch die Maschine starten konnten, um diesem Ungetüm ausweichen zu können. Warum dieser Kapitän so rücksichtslos fährt, nicht den Funk abhört und kein AIS-Signal aussendet wird uns wahrscheinlich immer ein Rätsel bleiben, wir sind jedoch froh das unsere Schutzengel so gut auf uns aufpassen und uns nichts passiert ist.

und so etwas in der stockdunklen Nacht

und so etwas in der stockdunklen Nacht

Kommentare

Hallo Barbara,

vielen Dank für die netten Reiseberichte.
Wir sind gerade auf dem Weg von Martinique nach Domenica und kommen in ca. 14 Tagen wieder Richtung Süden.
In Grenada haben wir Euch leider verpasst.
Wir hoffen auf dem Weg nach Süden Euch mal pers. kennen zu lernen.

Rainer u. Eva von der Kinka

sytaurus hat am Januar 30th, 2016 20:26 geantwortet:

knapp vorbei ist auch daneben – dass ist echt schade, denn wir pendeln jetzt gerade zwischen Martinique und St. Lucia, aber vielleicht wird es ja noch etwas. Meldet euch auf jeden Fall!!!

Hallo Barbara und Christoph, Euch würde ich auch soooo was von gerne nachreisen, aber ich hab ja kein Boot, etc. Hellmuth und ich sind nun seit etwa drei Wochen wieder zurück von Western Australien. Es war super schön, aber 5 Wochen leider zu kurz, ist schon blöd, wenn man noch arbeiten „muss“. Ich verfolge jedenfalls immer wieder sehr gerne diese aufschlussreichen und super getexteten Reiseberichte. Bis bald mal, liebe Grüße aus Bonn von Ute

sytaurus hat am Februar 2nd, 2016 20:36 geantwortet:

Fünf Wochen Australien ist für so ein riesiges Land wirklich zu wenig, aber wenn es halt derzeit noch nicht anders geht – ist es besser-als nichts. Hat Hellmut nun beide Probleme in Down Under lösen können? Er schreibt ja echt witzig – Gratulation!

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