26.02.2012

Do. 23.02.2012 – Armee der Schutzengel

Tahanea Pass

Und wieder einmal haben wir uns erfolgreich eine Nacht um die Ohren geschlagen und kommen genau richtig zu Sonnenaufgang in Tahanea, einem relativ weitläufigen aber unbewohnten Atoll an. Eigentlich wäre ja laut unseren Unterlagen erst um 10 Uhr der Gezeitenwechsel und somit keine Strömung in der Riffeinfahrt, aber die See ist so ruhig, dass wir uns schon früher an die Passage ran tasten. Zu unserer Begrüßung tauchen sogar ein paar Delphine auf (die Ersten im Pazifik) und mit nur 2 kn Gegenströmung schieben wir uns gemächlich in die türkisgrüne Lagune. Da es hier keine Infrastruktur gibt, fahren viele Segler dran vorbei und gleich weiter nach Fakarava. Wir aber genießen die Einsamkeit und fast unberührte Natur. Hier sind die Fische so zutraulich, dass man sie fast anfassen kann und fangen sowieso.

Wegbegleiter

Ciguatera gibt es in diesem Atoll, da es unbewohnt und kaum bewirtschaftet ist, zum Glück nicht. Wir harpunieren ein paar schöne große Zackenbarsche und Papageifische, sind aber sehr vorsichtig, denn unter den vielen Riffhaien befinden sich auch ein paar größere Grauhaie die uns durch diese traumhafte Unterwasserwelt begleiten und die lieben Fischschaschlik wie wir wissen. Gegen Abend versuchen wir unser Glück auch noch mit der Angel – binnen 5 Minuten haben wir drei schöne Doktorfische an Bord gezogen, die gleich in der Bratpfanne landen. Es gibt hier zwar Kokospalmen, aber leider hängen derzeit keine frischen grünen Nüsse dran, denn so ein prickelndes Kokoswasser als Sundowner ist schon was Leckeres. Da der Wetterbericht immer leichter werdenden Wind aus NO prophezeit brechen wir bereits nach zwei wundervollen Tagen im Tahanea-Atoll am späten Nachmittag wieder auf. Es sind ja nur 50sm bis Fakarava und die sollten sich gemütlich bis in der Früh ausgehen. Der Wind spielt auch mit und so gleiten wir mit 5kn durch die sternenklare, aber absolut dunkle Neumondnacht dahin. Gegen 3 Uhr mache ich noch eine Positionsbestimmung und reffe die Segel, damit wir nicht zu früh ankommen. Schon bald sehe ich die ersten Leuchtfeuer, denn Fakarava ist eines der größten Atolle in den Tuamotus. Irgendetwas kommt mir komisch vor und immer wieder sehe ich auf unsere elektronische Seekarte und wundere mich merkwürdiger weise nicht, dass wir kaum näher kommen.

kleine Auswahl für`s Abendessen

Gegen 5 Uhr, gerade als die Morgendämmerung einsetzt und man seine Umgebung wahrnehmen kann, trifft mich fast der Schlag. Ich kann sogar schon die einzelnen Palmen auf der Insel vor uns erkennen, obwohl wir laut Karte noch 6,91sm entfernt sein sollten. Gerade kann ich noch Christoph aufwecken und da hören wir auch schon das Brandungstosen und der Tiefenmesser zeigt plötzlich nur mehr 7m an – Bullenstander auf, Motor gestartet, das Ruder rumgeworfen und möglichst schnell weg. Zu allem Überdruss verhängt sich auch noch unsere Schleppangel, aber reißt dann zum Glück ab. Wir hoffen nur, dass sie sich nicht um unsere Schraube gewickelt hat, sondern in den Korallen hängen geblieben ist. Nach diesem Adrenalinschock realisieren wir erst, wie knapp wir dem Totalverlust unseres Schiffes nahe gewesen waren. Nur mehr 150m oder 1 Minute hätten wir Zeit gehabt – da sind uns wirklich alle Schutzengerln, Meeresgötter und sonstigen guten Geister beigestanden. Das einzige Glück war, dass ich bereits vorher die Fahrt reduziert hatte und wir wirklich erst beim ersten Morgengrauen vor dem Motu gestanden sind (obwohl zugegebener Weise viel zu nah), denn etwa eineinhalb Stunden zuvor ist das Programm der elektronischen Karte abgestürzt und mir ist dies nicht aufgefallen (typisch Frau, kein technisches Verständnis, aber dafür gesunden Menschenverstand).

und den hätten wir fast nicht mehr miterlebt

So sind wir noch etwa eine Stunde vor dem Südpass Fakaravas gekreuzt, haben auf die richtige Strömung gewartet, uns von dem Schock erholt und versucht zu analysieren wie dieser Fehler passieren konnte. Eins weiß ich sicher, so ein Fehler darf nicht mehr passieren, auch wenn der Kopf noch so müde ist, denn der nächste Fehler kann vielleicht fataler ausgehen und nicht nur einen verlorenen Oktopus mit Haken kosten.

Kommentare

Hallo meine Lieben,
ich denke es war nicht Glück, Babsi, dass du die Fahrt reduziert hast. Das war gesunder Respekt.
Dieser wird jetzt nicht weniger, also macht es euch noch sicherer.
Alles Gute

sytaurus hat am März 1st, 2012 16:18 geantwortet:

in Zukunft habe ich sicher noch mehr Respekt, denn diesmal ist es sich ja noch knapp ausgegangen. Aber wie sieht es das nächste Mal aus? (hoffentlich müssen wir das nie herausfinden) Aber durch Fehler lernt man bekanntlich und so etwas passiert mir garantiert nicht mehr, abgesehen davon fahren wir ab jetzt in gefährlicheren Gebieten mit Backup-System.

Na Prost, das klingt gefährlich! Aber eure Schutzengel sind eben nicht überfordert, weil ihr ja wirklich sehr erfahren seid, deshalb haben sie euch auch gewarnt! Good Luck weiterhin!
Christine

Hallo!

Na da habt Ihr ja beide wirklich Glück gehabt. Hoffentlich passiert Euch so etwas nie wieder! Wir wünschen Euch weiterhin so tolle Schutzengeln und gute Fahrt! LG aus Wien, Barbara und Bosko

sytaurus hat am März 1st, 2012 16:18 geantwortet:

unsere Schutzengel sind jetzt noch ausser Atem, aber wir gönnen ihnen eine kleine Verschnaufpause und bleiben für die nächsten Tage innerhalb des Atolls liegen. Für die Zukunft haben wir auf jeden Fall etwas gelernt und ich schenke mehr Beachtung ob der Funktionalität der technischen Geräte bzw. vertraue ich mehr meinen Insitinkten.

Liebe Babsi, lieber Christoph, wir wünschen euch weiterhin so viel Können UND Glück. Herzliche Grüße, Werner und Familie

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