Ums Mal gleich zu sagen, längere Überfahrten sind nie erholsam, denn spätestens nach ein paar Tagen schmerzen einem alle Muskeln vom sitzen, liegen, abstützen, festhalten,… und wer einmal zur Entspannung Tai Chi oder Yoga auf einem wackeligen Schiff probiert hat wird verstehen das man da nicht seine Mitte finden kann.
Also sehnen wir immer den Tag herbei, wann wir endlich wieder festen Boden unter die Füße bekommen. Die Wellen sind nämlich heimtückisch, die ganze Zeit ist nichts, aber wenn man gerade keinen richtig festen Stand hat oder die dritte Hand zum Festhalten fehlt, schlagen sie unerbittlich zu. Wir haben es schon mit gut Zureden, Bestechung und Drohungen versucht, aber nichts hilft. So wird jede Aktion an Bord zum Eiertanz, ob es jetzt kochen, essen, Fische fangen oder ein Segelmanöver ist, alles geht nur gemeinsam, denn ansonsten geht wahrscheinlich irgendwann mal was schief. Apropos Fische, wir sind schon richtig gut, fast keiner geht uns mehr durch die Lappen. Nur gelegentlich, wenn der Fisch zu groß ist oder wir zu langsam, weil die Rolle bereits komplett ausgelaufen ist bis wir dort sind, kann es sein das die Leine reißt und der Monsterfisch mit einem bunten Piercing in der Backe entkommt und seinen Kindern von seinem Kampf des Lebens erzählen kann.

F(r)ischkost
So wie vorgestern ein kapitaler Marlin, der nach einem gerechten Kampf beim letzen Sprung noch seine fantastische Zeichnung und seinen langen Speer gezeigt hat und dann in die Tiefen abgetaucht ist. Eigentlich warnen wir froh darüber, denn er wäre sowieso zu groß für uns gewesen und so einen majestätischen Fisch hätten wie niemals umbringen können. Dafür haben wir 20 Minuten später einen schönen, handlichen Wahoo an Bord gezogen, der für die nächsten drei Tage reicht. Mit Etmalen von 145, 156 Seemeilen pro Tag sind wir diesmal richtig schnell. Ein schöner starker Ostwind treibt uns voran und die von hinten kommenden Wellen tun ihr übriges dazu. So düsen wir mit durchschnittlich 6,5 Knoten durch die unermesslichen Weiten des Ozeans.Es ist unbeschreiblich schön wenn sich am Abend der ganze Himmel orange-rot verfärbt und die Sonne am Horizont golden versinkt. Man hört dann geradezu das Zischen im Meer. Wenn dann das Kreuz des Südens am Himmel erscheint ist das mein Zeichen ins Bett zu gehen – nicht weil ich so müde bin, sondern weil dann sechs Stunden später meine Wache bis zum Morgengrauen beginnt.
Aber auch die Nächte rund um den Vollmond sind etwas für romantische Gemüter und halb so schlimm, denn zuerst leuchten nur die unzähligen Sterne am Himmel, Sternschnuppen ziehen ihre Bahnen und das Schiff pflügt durch die flureszierenden Wellen. Aber wenn dann der Mond riesig und rot glühend am östlichen Nachthimmel erscheint, sehen die Wogen des Meeres aus, als würden abermillionen Goldtaler darin schwimmen.Erst wenn das lächelnde Mondgesicht höher am sternenüberzogenen Firmament steht glitzert das Wasser wie mit Silberfolie überzogen und es wird richtig hell.
Wenn dann der Mond am westlichen Morgenhimmel versinkt schicken wir mit ihm immer schöne Grüße an unseren Lieben zu Hause mit. In solchen Nächten macht es echt Spaß zu segeln, aber es gibt leider auch nicht so schöne und kurzweilige Tage und Nächte, wenn z.B. alles wolkenverhangen ist oder das Schiff durch die windgepeitschte See schwankt und die Wellen übers Deck und ins Cockpit schlagen, aber auch da muss man durch und sich an die schöneren Tage erinnern, denn alles hat auch irgendwann ein Ende .
sytaurus hat am September 8th, 2014 12:00 geantwortet:
sehr späte Antwort, aber wir haben jetzt erst wieder Internetverbindung (4 Monate ohne Telefon und Internet – echt klasse). Unser Beileid zu eurem schmerzlichen Verlust, Christoph und ich haben erst vor ein paar Tagen an euch gedacht und darüber gesprochen wie es euch denn gehen mag. Nächstes Jahr sind wir wieder in Südamerika, aber leider nicht mehr in eurer Nähe, sondern Brasilien und dann wieder nördlicher. Lass all deine Lieben recht herzlich grüssen Bussi, Babsi u. Christoph