
wunderbarer Ankerplatz
Es wird immer deutlicher, dass die Regenzeit beginnt, denn das Wetter spielt bereits komplett verrückt. Entweder es ist windstill und feucht-schwül oder es bläst so, dass wir oft tagelang nicht von Bord können, auf jeden Fall die Moskitos lieben dieses Wetter und vermehren sich unaufhörlich. Zwischen Außenborder reparieren und Smalltalk (im Klartext: Kava trinken) finden wir trotzdem auch immer wieder eine Gelegenheit in unsere Flossen zu schlüpfen und in die Tiefe abzutauchen. Vorgestern haben wir uns ein bisschen mit der Zeit vertan und waren zu früh für einen Driftdive im Pass dran. Na macht ja nichts, dann bleiben wir eben am Außenriff, ist ja auch sehr schön wenn man links die Steilwand mit kleinen Rifffischen und kunterbunten Korallen und Schwämmen hat und rechts das nahezu unendliche Blau und die großen Fischschwärme.

ein bisschen giftig und gar nicht scheu
So sind wir langsam (aber scheinbar nicht langsam genug) an der Außenseite entlang Richtung Pass getaucht. Wir waren auf ca. 18m Tiefe, als plötzlich das Wasser total milchig geworden ist und Christoph mir gezeigt hat, dass das Dinghy, das wir immer an einer langen Leine mit uns führen, sehr stark durch die leider noch immer auslaufende Strömung nach außen zieht. Das heißt wir sind bereits unter dem Pass (ist auf ca. 12m Tiefe) und sollten sofort auftauchen. Ich habe Christoph nur einen Augenblick aus den Augen gelassen und da ist es schon passiert. Das auslaufende Wasser ist wie ein Wasserfall und hat mich mit sich gerissen. Binnen Sekunden bin ich von 18m auf 32m abgesackt und orientieren ist verdammt schwer, da gemeinerweise auch die Luftblasen nach unten gedrückt werden. Zum Glück tauchen wir immer mit Tiefenmesser und so habe ich mich bereits nach ein paar Augenblicken wieder gefangen. Für Christoph war es ein bisschen leichter, da er ja nach oben hin mit dem Beiboot verbunden ist, aber er hatte doch ein bisschen Angst um mich, wie ich da nach unten gezogen bin und ist mir sofort nachgetaucht. Nachdem wir dann gemeinsam aufgetaucht sind, waren wir aber schon gut eine Meile ins freie Wasser abgetrieben. Wir haben uns eigentlich nie genau vor Augen geführt wie schnell so etwas passieren kann und wie wichtig es ist immer nah beim Partner zu bleiben – aber es ist ja zum Glück nichts passiert und kein Fisch hat uns da draußen angenagt.

Tara bei der Endausfertigung unserer Matte
Apropos Fisch, um den brauchen wir uns auch nicht zu kümmern, der liegt wie von Zauberhand fast jeden Nachmittag auf unserer Heckplattform (wie die da bloß immer raufspringen?). Eine ganz besondere Spezialität durften wir hier auch probieren. Nur einmal im Jahr, genau acht Tage nach dem November-Vollmond schlüpfen die Riffwürmer, die bis spätestens zu Mittag geerntet werden müssen, denn dann sind sie geschlechtsreif, paaren sich und sterben bzw. werden von den Fischen gefressen. Also sind die Männer und Frauen schon früh morgens rausgefahren um sie einzusammeln. Die Würmer sehen wie kurze Spagetti aus und werden mit Kokosmilch und Algen in Bananenblättern im Erdofen gegart. Ein einmaliger Genuss – wir haben es probiert und werden es bei diesem Versuch belassen. Im Dorf werden wir bereits wie gute Freunde empfangen und die Männer zeigen uns stolz ihre Haibisse. Fast jeder von ihnen wurde bereits attackiert und so zieren riesige Narben die Beine und Rücken der Männer (wir geben lieber unseren Fisch her, bevor wir uns vom Hai anknabbern lassen). Inzwischen sind auch unsere bestellte Pandanussmatte und die Kavaschale fertig. Die Matte hätte nur 2x2m groß werden sollen, ist jedoch fast doppelt so groß und auch die geschnitzte Kavaschale ist um einiges imposanter geworden als wir zuerst dachten, aber was soll´s irgendwo finden wir schon noch ein freies Plätzchen. Heute ist eine Vorweihnachtsfeier am Programm gestanden, natürlich wieder mit viel Kava, Musik und Tanz.

Joe ist immer für uns da
Die Frauen haben eine Modeschau mit indischen Saris gemacht, wobei jede eine eigene Show abgezogen hat (wir haben uns die Bäuche vor Lachen gehalten). Für uns haben sie ganz spezielle Ketten aus Blättern, die wunderbar riechen und sogar die Moskitos vertreiben sollen (irgendetwas zwischen Eukalyptus und Zitrone) geflochten. Leider rückt unser Termin für den Drystand immer näher und wir müssen unsere Freunde schweren Herzens verlassen. Tara und Joe schenken uns zum Abschied noch eine kleinere geschnitzte Kavaschale und vom Dorfältesten bekommen wir eine ganz fein geflochtene Zeremonienmatte, weil Christoph seinen Outborder wieder in Gang gebracht hat – so jetzt haben wir alles in doppelter Ausführung und das noch mit ganz speziellen Erinnerungen an eine wunderbare Zeit und wundervolle Menschen!
sytaurus hat am Dezember 3rd, 2012 11:32 geantwortet:
Freude und Leid liegen bekanntlich oft nah bei einander und wir versuchen aus beidem die positiven Aspekte herauszuholen. Sicher ist nicht alles immer nur Sonnenschein, sondern wir müssen uns auch manchmal durchkämpfen, aber das gehört eben auch mit dazu. Auch am Neusiedlersee kann es gelegentlich brenzlig werden wenn über St. Margarethen ein Gewitter aufzieht oder man mitten am See in der prallen Sonne bei Windstille verhungert. Wir freuen uns auf jeden Fall, dass ihr noch immer unserer Reise folgt (derzeit jedoch ohne unserer Taurus)