1.12.2012

Do. 15.11.2012 – Abschied von den Lau-Inseln

wunderbarer Ankerplatz

wunderbarer Ankerplatz

Es wird immer deutlicher, dass die Regenzeit beginnt, denn das Wetter spielt bereits komplett verrückt. Entweder es ist windstill und feucht-schwül oder es bläst so, dass wir oft tagelang nicht von Bord können, auf jeden Fall die Moskitos lieben dieses Wetter und vermehren sich unaufhörlich. Zwischen Außenborder  reparieren und Smalltalk (im Klartext: Kava trinken) finden wir trotzdem auch immer wieder eine Gelegenheit in unsere Flossen zu schlüpfen und in die Tiefe abzutauchen. Vorgestern haben wir uns ein bisschen mit der Zeit vertan und waren  zu früh für einen Driftdive im Pass dran. Na macht ja nichts, dann bleiben wir eben am Außenriff, ist ja auch sehr schön wenn man  links die Steilwand mit kleinen Rifffischen und kunterbunten Korallen und Schwämmen hat und rechts  das nahezu unendliche Blau und die großen Fischschwärme.

ein bisschen giftig und gar nicht scheu

ein bisschen giftig und gar nicht scheu

So sind wir langsam (aber scheinbar nicht langsam genug) an der Außenseite entlang Richtung Pass getaucht. Wir waren auf ca. 18m Tiefe, als plötzlich das Wasser total milchig geworden ist und Christoph mir gezeigt hat, dass das Dinghy, das wir immer an einer langen Leine mit uns führen, sehr stark durch die leider noch immer auslaufende Strömung nach außen zieht. Das heißt wir sind bereits unter dem Pass (ist auf ca. 12m Tiefe) und sollten sofort auftauchen. Ich habe Christoph nur einen Augenblick aus den Augen gelassen und da ist es schon passiert. Das auslaufende Wasser ist wie ein Wasserfall und hat mich mit sich gerissen. Binnen Sekunden bin ich von 18m auf 32m abgesackt und orientieren ist verdammt schwer, da gemeinerweise auch die Luftblasen nach unten gedrückt werden. Zum Glück tauchen wir immer   mit Tiefenmesser und so habe ich mich bereits nach ein paar Augenblicken wieder gefangen. Für Christoph war es ein bisschen leichter, da er ja nach oben hin mit dem Beiboot verbunden ist, aber er hatte doch ein bisschen Angst um mich, wie ich da nach unten gezogen bin und ist mir sofort nachgetaucht. Nachdem wir dann gemeinsam aufgetaucht sind, waren wir aber schon gut eine Meile ins freie Wasser abgetrieben. Wir haben uns eigentlich nie genau vor Augen geführt wie schnell so etwas passieren kann und wie wichtig es ist immer nah beim Partner zu bleiben – aber es ist ja zum Glück nichts passiert und kein Fisch hat uns da draußen angenagt.

Tara bei der Endausfertigung unserer Matte

Tara bei der Endausfertigung unserer Matte

Apropos Fisch, um den brauchen wir uns auch nicht zu kümmern, der liegt wie von Zauberhand fast jeden Nachmittag auf unserer Heckplattform (wie die da bloß immer raufspringen?).   Eine ganz besondere Spezialität durften wir hier auch probieren. Nur einmal im Jahr, genau acht Tage nach dem November-Vollmond schlüpfen die Riffwürmer, die bis spätestens zu Mittag geerntet werden müssen, denn dann sind sie geschlechtsreif, paaren sich und sterben bzw. werden von den Fischen gefressen. Also sind die Männer und Frauen schon früh morgens rausgefahren um sie einzusammeln. Die Würmer sehen wie kurze Spagetti aus und werden mit Kokosmilch und Algen in Bananenblättern im Erdofen  gegart. Ein einmaliger Genuss – wir haben es probiert und werden es bei diesem Versuch belassen.  Im Dorf werden wir bereits wie gute Freunde empfangen und die Männer zeigen uns stolz ihre Haibisse. Fast jeder  von ihnen wurde bereits attackiert und so zieren riesige Narben die Beine und Rücken der Männer (wir geben lieber unseren Fisch her, bevor wir uns vom Hai anknabbern lassen).  Inzwischen sind auch unsere bestellte Pandanussmatte und die Kavaschale fertig. Die Matte hätte nur 2x2m groß werden sollen, ist jedoch fast doppelt so groß und auch die geschnitzte Kavaschale ist um einiges imposanter geworden als wir zuerst dachten, aber was soll´s irgendwo finden wir schon noch ein freies Plätzchen. Heute ist eine Vorweihnachtsfeier am Programm gestanden, natürlich wieder mit viel Kava, Musik und Tanz.

Joe ist immer für uns da

Joe ist immer für uns da

Die Frauen haben eine Modeschau mit indischen Saris gemacht, wobei jede eine eigene Show abgezogen hat (wir haben uns die Bäuche vor Lachen gehalten). Für uns haben sie ganz spezielle Ketten aus Blättern, die wunderbar riechen und sogar die Moskitos vertreiben sollen (irgendetwas zwischen Eukalyptus und Zitrone) geflochten.  Leider rückt unser Termin für den Drystand immer näher und wir müssen unsere Freunde schweren Herzens verlassen. Tara und Joe schenken uns zum Abschied noch eine kleinere geschnitzte Kavaschale  und vom Dorfältesten bekommen  wir eine ganz fein geflochtene Zeremonienmatte, weil Christoph seinen Outborder wieder in Gang gebracht hat – so jetzt haben wir alles in doppelter Ausführung und das noch mit ganz speziellen Erinnerungen an eine wunderbare Zeit und wundervolle Menschen!

Kommentare

Mit soviel Freude und Begeisterung werdet ihr ja nicht nur zu so schönen Hochzeiten und lieben Menschen eingeladen, sondern könnt auch mit weniger angenehmen bis gefährlichen Situationen meisterlich umgehen, beides geht mir ganz schön unter die Haut.
Ich war auch ganz schön traurig wie euer schönes Beiboot verschwunden war, aber bald hat sich ja gezeigt, dass das neue ziemliche Vorteile besitzt. Also hab ich mich auch riesig gefreut.

Ich freue mich immer so auf eure Berichte und Fotos. Es ist schön euch auf diese Weise zu begleiten. Und das wollte ich euch wieder einmal sagen. Danke dafür, weiterhin alles Gute und immer den richtigen Wind.

Friederike & Franz (von der RENA/Rust)

sytaurus hat am Dezember 3rd, 2012 11:32 geantwortet:

Freude und Leid liegen bekanntlich oft nah bei einander und wir versuchen aus beidem die positiven Aspekte herauszuholen. Sicher ist nicht alles immer nur Sonnenschein, sondern wir müssen uns auch manchmal durchkämpfen, aber das gehört eben auch mit dazu. Auch am Neusiedlersee kann es gelegentlich brenzlig werden wenn über St. Margarethen ein Gewitter aufzieht oder man mitten am See in der prallen Sonne bei Windstille verhungert. Wir freuen uns auf jeden Fall, dass ihr noch immer unserer Reise folgt (derzeit jedoch ohne unserer Taurus)

Hallo liebe Weltensegler,

Ich habe erst vor kurzem auf einen Schwall einen großteil der letzten Einträge gelesen und muss sagen – das liest sich wie ein spannendes Buch! Ihr müsst es dann binden lassen – das wird ein echter Bestseller! Wir wünschen Euch weiterhin Alles Gute und sind im Gedanken bei Euch.

C+M+B

sytaurus hat am Dezember 4th, 2012 23:29 geantwortet:

das mit dem Buch werden wir in unsere Überlegungen einfliessen lassen. Auf jeden Fall eignen sich unsere Storys für einsame (zweisame) Winterabende vor dem Kamin.

Liebe Babsi, Dein letzter Bericht ist ja der blanke Horror.Bitte nach Möglichkeit keine Meldung dieser Art mehr! Alles Gute weiterhin, herzliche Grüße, auch an Christoph. Werner

sytaurus hat am Dezember 6th, 2012 00:37 geantwortet:

was ist daran Horror? was ist das Leben ohne Spannung? wir erleben viel und da gehört eben so etwas wie Riffwürmer essen dazu (hihi). Keine Angst wir passen auf uns auf, schiesslich wollen wir ja gesund und munter in Berndorf auf ein Lechon ankommen.

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